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Senatskanzlei

Pressemitteilung mit Foto „Ich will Dich sehen!“ – bei der Nacht der Jugend im Rathaus

04.11.2005


Alle Räume sind hell erleuchtet. Die Türen stehen offen. Junge Leutebevölkern die Flure, schlendern durch die Festsäle. Manche streben zu einer Diskussionsrunde, andere lassen sich von der Musik oder einem Theaterstück begeistern. Überall fröhliche Gesichter – aber auch Besinnung und Ernst: So präsentiert sich das Rathaus bei der „ Nacht der Jugend“. Es ist eine Veranstaltung gegen das Vergessen und für mehr Mitmenschlichkeit. Am Mittwoch, dem 9. November, ist es wieder soweit. Diesmal haben sich die Jugendlichen das Motto „Ich will Dich sehen!“ gewählt. Ab 17.30 Uhr sind alle Bremerinnen und Bremer eingeladen, die diese Nacht gemeinsam mit den Jugendlichen miterleben möchten. Die Gäste erwartet ein vielfältiges Kulturprogramm mit Theater, Tanz und Gesang, mit Jazz, Swing, Rap und Pop, mit Diskussionen, Ausstellungen und Lesungen, mit Spaß und Nachdenklichkeit.


Bremen soll eine Stadt bleiben, die offen und menschenfreundlich ist, in der das Recht, anders zu sein, gelebt werden kann – und in der auch Fremde eine Heimat finden. Das ist die Botschaft der Nacht der Jugend. Sie wurde 1998 ins Leben gerufen, um in einer neuen Form die Erinnerung an die „Reichspogromnacht“ wach zu halten. Sie soll für alle Beteiligten ein Ort der Begegnung sein und bietet ein Forum zur Auseinandersetzung mit der Geschichte und aktuellen politischen Fragen.

Jede Nacht der Jugend hat ihr eigenes Motto. Diesmal geht es darum, nicht wegzuschauen.


Aktiv für die Nacht der Jugend: Werders Sportdirektor Klaus Allofs, Amelie von Engelhardt, Wolfram Stein (stehend) sowie Dr. Helmut Hafner (Senatskanzlei) und Theater-Intendant Klaus Pierwoß.

Für viele Opfer des Nationalsozialismus war es eine der demütigsten Erfahrungen, dass auch Nachbarn und gute Bekannte nicht sehen wollten, wenn sie diskriminiert oder gar abgeholt wurden. Nur wenige brachten den Mut auf, genau hinzuschauen. „Ich will Dich sehen!“ – das diesjährige Motto will auch dazu aufrufen, Menschen in Not nicht allein zu lassen und zu handeln, wenn sie gedemütigt oder ihrer Würde verletzt werden. Die zunehmende Kinder- und Jugendarmut ist ein Thema, das in diesen Zusammenhang gehört. Deshalb steht es auch bei mehreren Aktionen während der Rathausnacht im Mittelpunkt – so beim großen „Ratschlag“ im Kaminsaal, der sich an den Vortrag von Prof. Christian Pfeiffer zu diesem Thema anschließt (ab 20.30 Uhr). Hierzu werden Politiker aller Parteien erwartet, die mit den Jugendlichen diskutieren wollen. Sechs Bremer Schulen haben zudem zum Thema Kinder- und Jugendarmut Ausstellungen konzipiert, die im Rathaus gezeigt werden. Es wird bei dieser Nacht der Jugend auch wieder Gespräche mit Überlebenden des Holocaust geben – unter anderem mit einem der Ehrengäste des Abends, Rabbiner Dr. Jacob Wiener aus den USA, Sohn der in Bremen ermordeten Selma Zwienicki.

Das Bremer Theater setzt bei der „Nacht der Jugend 2005“ einen besonderen Schwerpunkt und ist mit allen Sparten vertreten. Der Opernchor wird singen, Schauspieler präsentieren einen Auszug aus dem satirischen Singspiel „Singen für Deutschland“, das Tanztheater zeigt Szenen aus dem Stück „TagNacht“, das Jugendtheater „MOKS“ spielt und die Mezzosopranistin Sybille Specht singt Lieder des tschechischen Komponisten Erwin Schulhoff, der 1942 im KZ ums Leben kam.

Ganz besonders spannend wird die Nacht der Jugend für die Gruppe Ya-Hu – sie hat am 9.November im Bremer Rathaus ihren ersten öffentlichen Auftritt und präsentiert muslimischen Hip Hop. Mit dabei ist auch wieder der Pianist Oscar Jezior, der Zion Community Choir oder The Six Planets – um nur einige der beteiligten Gruppen zu nennen, die für musikalische Unterhaltung sorgen.

In diesem Jahr wird zum ersten Mal der Udo-Lindenberg-Preis an Gruppen verliehen, die sich in besonderer Weise gegen Rechtsradikalismus engagiert haben. Als Laudatoren werden Marco Bode und Olaf Kretschmer erwartet.

Die Nacht der Jugend wird von einer Gruppe Jugendlicher und Älterer aus Schulen, Jugendeinrichtungen und Verbänden vorbereitet - in Abstimmung mit dem Rathaus. Man plant das ganze Jahr über bei regelmäßigen Treffen. Jeder, der neu mitmachen möchte, der sich engagiert für eine demokratische und menschenfreundliche Gesellschaft einsetzen möchte, ist herzlich willkommen.

Einzelheiten zu den Programmpunkten unter:
www.nachtderjugend.de


Foto: Andreas Weippert, Senatspressestelle.