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Bremische Zentralstelle für die Verwirklichung der Gleichberechtigung der Frau

"Sehenden Auges vor die Wand" - Landesfrauenbeauftragte zur zugespitzten Situation der Hebammen

20.02.2014

"Der Konflikt um die Haftpflichtversicherung für Hebammen wird auf dem Rücken schwangerer Frauen ausgetragen. Profitinteressen von Versicherungskonzernen sind offenbar gewichtiger als die medizinische Grundversorgung von Frauen." So kommentiert Landesfrauenbeauftragte Ulrike Hauffe aktuelle Medienberichte, nach denen die Gruppen-Haftpflichtversicherung für freiberufliche Hebammen zu scheitern drohe, weil die Nürnberger Versicherung ihren Ausstieg aus dem Konsortium angekündigt habe. Die Prämien der Haftpflichtversicherung für freiberufliche Hebammen sind in den vergangenen Jahren massiv angestiegen. Viele Hebammen in ganz Deutschland haben deshalb bereits ihren Beruf aufgegeben: ihr kleiner Verdienst reicht nicht, die in die Höhe geschossene Pflichtversicherung zu bedienen.

"Es ist politisch ein Skandal und für die Versorgung Schwangerer schlicht eine Katastrophe, wie die freiberuflichen Hebammen hier im Stich gelassen werden", so Hauffe weiter, "wir lassen sehenden Auges einen Berufsstand vor die Wand fahren. Wir brauchen Hebammen, die ambulant arbeiten, denn Frauen haben ein Recht auf Hebammenbetreuung in der Schwangerschaft, bei Haus-/ oder Geburtshaus-Geburtshilfe, im Wochenbett und bei der Familienbildung." Es hat bereits eine Reihe von Petitionen und politischer Initiativen gegeben, um die Situation der ambulanten Hebammen zu entschärfen – bisher erfolglos. Jetzt könnte sich die Lage dramatisch zuspitzen.

"In Bremen versuchen wir mit Vertreterinnen und Vertretern von Kliniken, Krankenkassen und Ärzteverbänden herauszufinden, warum in Bremer Krankenhäusern so viele Kaiserschnitte vorgenommen werden. Das ist eine rundum gute Initiative", erläutert Ulrike Hauffe, "und angesichts dieser fachlichen Einigkeit, dass Schwangere eine gute kompetente Unterstützung brauchen, die nicht erst mit den Wehen beginnt, bin ich fassungslos angesichts der verfahrenen Situation auf Bundesebene." Hauffe abschließend: "Lösungsmodelle liegen längst vor. Sie weiter zu verschleppen bedeutet, dass noch mehr Hebammen ihren Beruf werden aufgeben müssen."