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Senatskanzlei

Pressemitteilung mit Foto Elfriede Bannas mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet

20.06.2005

„Elfriede Bannas war eine Vorreiterin. Was sie geleistet hat, ist beispielhaft“. Mit diesen Worten überreichte Bürgermeister Dr. Henning Scherf am heutigen Montag (20.6.2005) im Kaminsaal des Rathaus der ehemaligen Bremer Oberschulrätin im Auftrag des Bundespräsidenten das Bundesverdienstkreuz. Die Auszeichnung würdigt das ausserordentliches Engagement, mit dem sich die Bremerin nach ihrer Pensionierung die Aufarbeitung der jüngsten Geschichte zu ihrer Lebensaufgabe gemacht hat. Elfriede Bannas hat sich - lange bevor Länder und Kommunen dieses Thema aufgriffen - mit großem persönlichen Einsatz der Rückführung und Rückgabe von Büchern gewidmet, die ehemals jüdischen Mitbürgern gehörten und unrechtmäßig in der Staats- und Universitätsbibliothek magaziniert waren. „Elfriede Bannas hat mit ihren Aktivitäten ein Stück Kulturarbeit geleistet“, so Henning Scherf.

“Kommentartext“

Schon bald nach Beendigung ihrer beruflichen Tätigkeit hatte Elfriede Bannas die ursprünglich als Werkvertrag formulierte Aufgabe übernommen, die als Raubgut aus offensichtlich jüdischem Besitz verdächtigen Buchbestände in der Staats- und Universitätsbibliothek zu identifizieren. Sie sollte die Namen der Vorbesitzer ermitteln, deren Identität und Verbleib feststellen und schließlich die Rückgabe der Bücher an die Voreigentümer organisieren. Dieser Aufgabe hat sich die Ruheständlerin mit nahezu unermüdlicher Ausdauer gewidmet. So ermittelte sie ca 1500 raubgutverdächtige Bände, die im Jahre 1942 von der damaligen Bibliothek der Freien Hansestadt Bremen auf öffentlich angekündigten Auktionen von Auswanderer-Umzugsgut für einen symbolischen Preis erworben worden waren. Aus dem Inventarverzeichnis ließ sich entnehmen, dass diese aus so genannten Juden-Auktionen stammten.

Zu einem Drittel der Bücher fanden sich Besitzvermerke – etwa 90 verschiedene Namen. Hinter diesen Namen verbergen sich die Geschichten der früheren Besitzer, die Elfriede Bannas mit ihren umfangreichen Recherchen bewahren möchte, damit die erlittenen Untaten nicht in Vergessenheit geraten. Neben den Recherchen führte sie den gesamten Schriftverkehr und bereitete die Rückgabeaktionen vor. Zugleich bemühte sie sich in Interviews, Vorträgen und anderen Veranstaltungen darum, dass die Öffentlichkeit für dieses Thema sensibilisiert wurde.

Im Laufe der langjährigen Arbeit hat Elfriede Bannas ein weit gestricktes Netzwerk aufgebaut, das von ihr mit großem persönlichen Einsatz gepflegt wird. „ Elfriede Bannas leistet mit ihrem Engagement Erinnerungsarbeit und ein Stück Gerechtigkeit“, heißt es wörtlich in der Begründung für die Auszeichnung. Mit ihrem Wirken mahne und fordere sie auf zur Wachsamkeit, zu moralischem Mut und zu demokratischer Kraft. „Die von Elfriede Bannas geleitete Initiative kann als einmalig in der bundesdeutschen Kulturgeschichte bezeichnet werden“.


Foto: Melanie Heisterkamp, Senatspressestelle