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Senatskanzlei

Bürgermeister Henning Scherf zum Tod von Benyamin Barslai

07.02.2005

Zum Tod des Landesrabbiners Prof. Dr. Benyamin Barslai, dem dienstältesten Rabbiner in Deutschland, äußerte sich heute (07.02.2005) Bürgermeister Dr. Henning Scherf in einer Kondolenzbotschaft:

"Unser Bundesland hat heute einen wunderbaren Menschen verloren, der in den 20 Jahren seines Wirkens vielfältige Spuren hinterlassen hat. Benyamin Barslai war ein ebenso kluger und streitbarer wie humorvoller und kontaktfreudiger Kämpfer für ein demokratisches und humanes Zusammenleben in unserer Stadt. Er war nicht nur in ständigem Dialog mit den beiden christlichen Kirchen, sondern engagierte sich für ein gutes und entspanntes Verhältnis zu den Muslimen.

Den Angehörigen, den Freundinnen und Freunden der Familie Barslai und den Jüdischen Gemeinden in Bremen und Bremerhaven möchte ich mein tief empfundenes Beileid aussprechen.

Als Landesrabbiner erlebte Benyamin Barslai, wie zu Beginn der 90er Jahre die jüdische Gemeinschaft in Bremen durch die Einreise von Juden aus der ehemaligen Sowjet-Union gewaltig anwuchs. Eine seiner Leistungen war es, vielen dieser Menschen das vergessene und verlernte Judentum wieder nahe zu bringen.

An der Bremer Universität unterrichtete er als Honorar-Professor und gab dort den interessierten Studenten Grundkurse in jüdischer Religion.

Rabbi Barslai war einer der wenigen deutschen Juden, die die Shoah überlebt haben. 1923 wurde er in Mannheim geboren. Und schon 1935 emigrierte die Familie Biegeleisen nach Palästina, wo sie den biblischen Namen Barslai übernahm. Benyamin Barslai studierte in Israel Rabbinistik und kehrte mit seiner Frau und den beiden Kindern nach Deutschland zurück. 1966 war er Studentenrabbiner an der Universität in Saarbrücken und promovierte dort gleichzeitig in evangelischer Theologie. Über Rabbinate im schwedischen Malmö und in Biel in der Schweiz kam er 1985 als Landesrabbiner an die Weser.

Zu seinen vielen Aktivitäten gehörten die "Reisen mit dem Rabbi nach Israel", die er zusammen mit seinem katholischen Freund Wilhelm Tacke organisierte.

Immer wieder empfing er Schulklassen und interessierte Gruppen und führte sie durch die Synagoge, um sie mit der jüdischen Religion etwas vertrauter zu machen und um Vorurteile abzubauen. Er schrieb die Bücher "Aus den Tiefen rufe ich zu Dir!" und "Weise ist des Rabbis Art", in denen er Einblicke in den jüdischen Gottesdienst gibt und jüdische Weisheiten mitteilt.

Benyamin Barslai war mein Freund. Er hat sich um unsere Stadt und unser Bundesland verdient gemacht. Wir werden ihn nicht vergessen."