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Senatskanzlei

Höchste Bremer Auszeichnung für Bürgermeister a.D. Dr. h.c. Klaus Wedemeier

08.01.2004

Bürgermeister Dr. Henning Scherf überreicht seinem Amtsvorgänger im Bremer Rathaus die Ehrenmedaille in Gold

Für seine hervorragenden Verdienste um die Freie Hansestadt Bremen zeichnet der Senat den Bremer Bürgermeister und Präsident des Senats a.D., Dr. h.c. Klaus Wedemeier, mit der Bremischen Ehrenmedaille in Gold aus. Dies ist die höchste Auszeichnung, die Bremen zu vergeben hat. Der Präsident des Senats, Dr. Henning Scherf, wird seinem Amtsvorgänger die Ehrenmedaille im Rahmen eines Festaktes

am Montag, dem 12. Januar, 2004, 11 Uhr
in der Oberen Rathaushalle

überreichen.

Während der zehnjährigen Amtszeit Klaus Wedemeiers als Bürgermeister und Präsident des Senats hat das Bundesland vielfältige Erfolge erlebt, musste aber auch große Herausforderungen bestehen und durch schwieriges Fahrwasser gesteuert werden.

Besonderes Anliegen war Klaus Wedemeier während seiner Amtszeit die Modernisierung der bremischen Wirtschaftsstruktur mit der Ansiedlung und dem Ausbau zukunftsträchtiger Wirtschaftszweige wie der Luft- und Raumfahrt, des modernen Automobilbaus, der Umwelttechnologie oder der Nahrungs- und Genussmittelbranche. In seiner Amtszeit erfolgte auch die erfolgreiche Umsteuerung der Bremer Universität und ihre stärkere Öffnung für Natur- und Ingenieurwissenschaften. Von der Gründung wichtiger Forschungseinrichtungen wie des Instituts für Meeres- und Polarforschung, das Zentrum für angewandte Raumfahrttechnologie und Mikrogravitation profitierte auch der Wirtschaftsstandort Bremen nachhaltig, etwa durch die bis heute anhaltende Erfolgsstory des Bremer Technologieparks.

Unter den vielfältigen Leistungen Klaus Wedemeiers für die Freie Hansestadt gehört die Auseinandersetzung um die Neuordnung des Länderfinanzausgleichs und eine angemessene Berücksichtigung Bremens sicher zu den herausragenden: Unter dem Motto „Wir fordern, was uns zusteht“ warb Klaus Wedemeier 1992 vor dem Bundesverfassungsgericht mit überzeugenden Argumenten erfolgreich für die Anerkennung der spezifischen Belange des Stadtstaates und setzte u.a. Bremens Anspruch auf zusätzliche Bundesergänzungszuweisungen, die Sicherung der Einwohnerwertung und eine angemessene Abgeltung der Hafenlasten durch. In der Umsetzung des BVG-Urteils zum Länderfinanzausgleich - allein durch den verfassungsrechtlich anerkannten Anspruch auf Bundesergänzungszuweisungen flossen Bremen in den Folgejahren über zehn Milliarden D-Mark zu - bekam die Freie Hansestadt Bremen die historische Chance, ihre ökonomischen und finanzpolitischen Existenzgrundlagen und damit auch die Eigenständigkeit im Bundesstaat zu sichern.

Unter Wedemeiers Federführung wurde ein Sanierungsprogramm auf den Weg gebracht, mit dem die Freie Hansestadt Bremen ihren Willen und ihre Entschlossenheit zum Ausdruck brachte, die extreme Haushaltsnotlage zu überwinden. Gleichzeitig gelang es Klaus Wedemeier, in Bremen ein breites Bündnis zur Umsetzung des notwendigen Sanierungs- und Modernisierungsprozesses zu gestalten, das im November 1992 Ausdruck in der „Bremer Erklärung“ fand. Unter der Devise „Das Gesamtwohl hat Vorrang vor Einzelinteressen“ versammelten sich in bester hanseatischer Tradition bedeutende gesellschaftliche Gruppen, Unternehmensverbände, Gewerkschaften und Kammern hinter dem gemeinsamen Ziel einer erfolgreichen Sanierungspolitik.

Eine Entscheidung von weitreichender wohnungspolitischer Bedeutung, insbesondere zur Sicherung der Interessen der Mieter von rund 45.000 Wohnungen war 1987 die Übernahme der Neuen Heimat Niedersachsen/Bremen. Unter der Führung von Klaus Wedemeier entschied der Senat seinerzeit, aus dem zusammengebrochenen Neue-Heimat-Konzern für 1 Mark die Geschäftsanteile der Neuen Heimat Bremen einschließlich der bestehenden erheblichen Verbindlichkeiten zu übernehmen. Unter dem reaktivierten guten Namen „GEWOBA“ entstand so Bremens heute größtes Wohnungsbauunternehmen und wurde zum Wohl der Mieter eine anhaltende Erfolgsgeschichte begründet.


Zur Vielzahl der politischen Verdienste Klaus Wedemeiers gehört auch die Rettung der Klöckner-Stahlwerke, der heutigen Stahlwerke Bremen. 1992 war das Werk mit rd. 6000 Beschäftigten akut von der Schließung bedroht. Es gelang Klaus Wedemeier, eine Bremer Interessengruppe zum Erwerb einer Mehrheit an der Hütte zu bewegen und so den Standort Bremen langfristig zu sichern. Zwei Jahre später übernahm die belgische Firma SIDMAR zunächst 51 %, nach dem endgültigen Rückzug von Klöckner 70% Geschäftsanteile. Die restlichen 30% übernahm seinerzeit die Freie Hansestadt Bremen. Heute ist das Werk unter dem Namen Stahlwerke Bremen Bestandteil des weltgrößten Stahlkonzern ARCELOR.

Klaus Wedemeier, der am Tag der Verleihung der Ehrenmedaille auch seinen 60. Geburtstag feiert, wurde in Bayern geboren. Er kam 1956 nach Bremen, absolvierte hier eine Lehre im Groß- und Außenhandel. Von 1970 bis 1976 war Wedemeier Sprecher und Landesvorsitzender der Jungsozialisten und zugleich Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Horn-Achterdiek. Von 1976 bis 1980 amtierte er als Vorsitzender des SPD-Unterbezirks Bremen-Ost. Von 1971 bis 1985 war Klaus Wedemeier Abgeordneter der SPD in der Bremischen Bürgerschaft. Er gehörte der Finanzdeputation an und war auch Vorsitzender des Haushaltsausschusses. 1979 wählte die SPD-Bürgerschaftsfraktion ihn zu ihrem Vorsitzenden.

Am 18. September 1985 übernahm er – seinerzeit als jüngster amtierender Ministerpräsident in der Bundesrepublik – als Nachfolger von Hans Koschnick das Amt des Bremer Bürgermeisters und Präsidenten des Senats der Freien Hansestadt Bremen, in dem nach den Bürgerschaftswahlen 1987 und 1991 jeweils bestätigt wurde und das er bis 1995 innehatte. Vom 1. November 1993 bis zum 31. Oktober 1994 hatte Klaus Wedemeier das Amt des Präsidenten des Bundesrats inne.

Die Ehrenmedaille in Gold ging 1834 erstmals an Bürgermeister Johann Smidt, zuletzt erhielt Bremerhavens Oberbürgermeister a.D. Karl Willms am 27. 6. 2000 die hohe Auszeichnung.