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Senatskanzlei

Gute Wünsche zum 65. Geburtstag von rund 500 Gratulanten für Henning Scherf

31.10.2003


Bürgermeister Henning Scherf nahm sich auch während der Ansprachen der jüngeren Generation an (Foto: Wiesner/Weippert)

Ungefähr 500 Gäste aus Bremen, Bremerhaven und von weiter her, Vertreter aus Politik, Kultur, Wirtschaft und Gesellschaft, darunter zahlreiche Senatskollegen aus der inzwischen 25-jährigen Amtszeit, waren heute Gäste im Rathaus. Auch viele Bremerinnen und Bremer folgten der Einladung von Bürgemeister Hartmut Perschau. Kita-Gruppen mit extra eingeübtem Geburtstagsständchen, die Kammerphilharmonie Bremen mit einem Instrumentalstück, eine Gauklergruppe vom historischen Bremer Freimarkt und viele, viele mehr überbrachten dem Präsidenten des Senats, Bürgermeister Dr. Henning Scherf, ihre persönlichen Glückwünsche, oder überraschten mit einem vorgetragenen Gedicht.

In seiner Glückwunschrede gratulierte Hartmut Perschau Henning Scherf herzlich zum Geburtstag als dienstältestes Mitglied einer Landesregierung in Deutschland.


Bremen, 31. Oktober 2003

Ansprache von Bürgermeister Hartmut Perschau beim Senatsempfang zum 65. Geburtstag des Präsidenten des Senats, Bürgermeister Dr. Henning Scherf

Es gilt das gesprochene Wort!


„Verehrter, lieber Herr Dr. Scherf!

Dreimal ist Bremer Recht! Ich gratuliere Ihnen, dass Sie seit wenigen Tagen dienstältestes Mitglied einer Landesregierung in Deutschland sind; ich gratuliere Ihnen, dass Sie seit 25 Jahren dem Bremer Senat angehören und ich gratuliere Ihnen zu Ihrem heutigen Geburtstag! 65 Jahre Henning Scherf – Superlative, die ein Grund zum Feiern sind, nicht nur für Ihre Familie und ihre engsten Weggefährten, sondern für sehr viele Menschen in Bremen und Bremerhaven. Der wie erwartet große Andrang heute führt es deutlich vor Augen.


Sie sind am Reformationstag geboren: Das hatte für Sie und für Ihre Eltern immer eine Symbolkraft. Da war nicht nur die enge Beziehung zur Bekennenden Kirche und die daraus erwachsende Ablehnung des Nationalsozialismus, da war auch der Gedanke, einmal Theologe und Missionar zu werden. Bei allem Wandel in Ihrem politischen Engagement: der ausgesprochen missionarische Grundzug und eine entsprechende Emotionalität scheinen immer unverkennbar durch. Ob es das Engagement für die internationalen Brigaden in Nicaragua war oder die Konsequenz, mit der Sie den Sanierungskurs der Großen Koalition gegen Widerspruch verteidigen - immer sind es Ihr Eigensinn und Ihre große Überzeugungskraft, die die Menschen mobilisieren und in den vergangenen Jahren auch für Sie eingenommen haben. Sie sind jemand, der Menschen beeindruckt, der jahrzehntelang polarisiert hat wie kaum ein anderer in dieser Republik, ein Unbequemer – nicht zuletzt für Ihre eigene Partei. In den 70er und 80er Jahren haben Sie sich redlich Mühe gegeben, das Feindbild schlechthin nicht nur der CDU, sondern auch weiter bürgerlicher Kreise zu sein.


Ihr Angewiesensein auf andere Menschen, Ihr Suchen nach Austausch, nach Begegnung, hat Sie aber davor bewahrt, wahrnehmungsresistent zu werden. Das war sicher eine der Voraussetzungen dafür, die Große Koalition, die Sie - wie Sie selbst angemerkt haben - zunächst gar nicht wollten, so erfolgreich auf den Weg gebracht zu haben. Dabei bewirkte die Große Koalition nicht nur ein deutliches Umsteuern auf wirtschafts- und finanzpolitischem Gebiet, sie bot für Sie auch die Chance, Zustimmung und Anerkennung zu finden, und das in Kreisen dieser Stadt, die Ihnen bis dahin nur mit gebührender Distanz begegnet sind. Heute sind Sie – auch in der CDU und weit darüber hinaus – ein hochgeschätzter Präsident des Senats.


Dass uns manches unterscheidet, darf hier, da es sich zum Glück ja nicht um eine Abschiedsrede handelt, auch gesagt werden: Unsere unterschiedlichen Erfahrungen, die ich als Berufssoldat und überzeugter Anhänger von Bundeswehr und NATO auf der einen gemacht habe und die Sie als überzeugter Wehrdienstverweigerer und Pazifist auf der anderen Seite gemacht haben stehen hier für die Gegensätze der deutschen Nachkriegszeit. Nebenbei bemerkt gibt es noch andere Unterschiede: So wollte ich im Gegensatz zu Ihnen nie Pferd werden, wie Sie es einmal dem Hamburger Abendblatt anvertrauten – aber: Sie können sich trösten: Der berühmteste Pferdeflüsterer der Welt, Monty Roberts, hat einmal gesagt: „Wären Menschen wie Pferde, hätten wir eine bessere Welt.”


In den vergangenen Jahren haben wir eine aus nah und fern gleichermaßen anerkannte Zusammenarbeit gepflegt. Das liegt an einem Grundbestand an Verlässlichkeit, für die ich an dieser Stelle Ihnen auch ausdrücklich danken will. Wir versuchen nicht, uns gegenseitig zu übervorteilen, wir wissen, was wir dem jeweils anderen zumuten können und was die Grenzen überschreitet. Vor allem aber ist es das gemeinsame Ziel: Den Tanker Bremen und Bremerhaven weiter flott zu halten, der Freien Hansestadt Bremen im scharfen Wind weltweiter Konkurrenz Zukunftschancen zu verschaffen. Wir haben hier deutliche Erfolge zu verzeichnen, aber wir sind noch lange nicht dort, wo wir hin wollen, oder besser gesagt: wo wir hinmüssen. Wir wissen, dass es zum Ende des Sanierungszeitraumes eng wird, dass es zuweilen knirscht. Und wir wissen: Es ist es jetzt nicht die beste Zeit für parteipolitische Polarisierung. Nur in einer gemeinsam getragenen Kraftanstrengung größten Ausmaßes werden wir der Verantwortung für unser Bundesland gerecht. Das muss allen klar sein.


Wir führen beide gerne Besucher durch dieses Rathaus und kennen viele Anekdoten und Geschichten. Beeindruckt bin ich immer von dem Text auf der Tafel über dem Eingang dieser würdigen Halle. Dort steht, übersetzt: „Einig mache das Volk. Diene dem Gemeinwohl. Den Erfahrenen gib die Macht. Eifrig mehre die städtischen Einnahmen. Entfalte ihre Kraft. Nachbarn haltet zu Freunden. Schütze das Recht, das gleich sei gegen Arme und Reiche. Bewahre die guten Gesetze und verwirf die schlechten. Ehre den Herrn. Erhalte die Sprüche der Weisen.“

Deutlicher kann man es kaum zusammenfassen, was Bremen auch in der Zukunft braucht. Gleichzeitig bringt diese Worte zum Ausdruck, was Sie und was wir als unseren Auftrag und als politische Aufgabe verstehen: Die Stadtgesellschaften zusammenzuführen und auf diese Weise ihre Kraft zu entfalten und zu fördern.


Immer wieder sprechen Sie von der Bedeutung, die eng verbundene Menschen für Sie haben. Das gilt natürlich zu allererst für Ihre Frau und für Ihre Kinder und Enkel. Das gilt für ihre Wohngemeinschaft, aber natürlich auch für ihren treuen Weggefährten Reinhard Hoffmann, den Chef der Senatskanzlei. Wenn Sie ihn gelegentlich liebevoll-frotzelnd den „Professor“ nennen, dann ist das auch ein Ausdruck der Wertschätzung für einen Mann, dessen Bedeutung für Ihre Aufgabe als Präsident des Senats und auch für das Gelingen der Großen Koalition von hohem Gewicht ist.


Ich wünsche Ihnen und uns allen weitere erfolgreiche Jahre als Präsident des Senats. Große Aufgaben warten noch auf Sie, von denen die Einlösung des Kanzlerbriefes zweifellos nicht die leichteste ist. Ich bin der festen Überzeugung, dass wir die Sanierung schaffen und dass wir die Freie Hansestadt Bremen für das 21. Jahrhundert in eine gute Ausgangslage bringen können - wenn wir uns einig bleiben im Ziel und die bewährte Disziplin bewahren. Ich freue mich jedenfalls auf die weitere Zusammenarbeit.


Aber es gibt auch ein Leben nach der Politik – so wünsche ich Ihnen heute natürlich auch noch viel Zeit im Kreise Ihrer Familie, mit Ihrer Frau Luise, ihren Kindern und Enkeln. Mögen Ihnen auch hierfür noch viele Jahre und Jahrzehnte vergönnt sein.

Herzlichen Glückwunsch!“