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Senatskanzlei

Danziger Erich Brost-Preis für die Städtepartnerschaft Bremen-Danzig

23.10.2003

Feierliche Übergabe der Auszeichnung In Anwesenheit des Bundespräsidenten und des polnischen Staatspräsidenten

Die Städtepartnerschaft Bremen-Danzig erhält in diesem Jahr den Danziger Erich-Brost-Preis. Die mit 20.000 Euro dotierte Auszeichnung wird seit 1996 von der Erich-Brost-Stiftung in der Friedrich-Ebert-Stiftung verliehen. Sie soll – im Sinne der Persönlichkeit des 1995 verstorbenen Journalisten und Verlegers Erich Brost - insbesondere auch die deutsch-polnische Verständigung fördern. Die feierliche Preisverleihung findet am Mittwoch, den 29. Oktober 2003, im Rahmen eines Festaktes zum 100. Geburtstag von Erich Brost im historischen Artushof in Danzig in Anwesenheit von Bundespräsident Johannes Rau und des polnischen Staatspräsidenten Aleksander Kwasiniewski statt. Bremens Bürgermeister Dr. Henning Scherf und Bogdan Oleszek, Vorsitzender des Rates der Stadt Danzig, werden den Preis gemeinsam in Empfang nehmen. Die Laudatio auf die Preisträger hält der polnische Staatspräsident, der Bremer Domchor wird die Feierstunde gemeinsam mit der Capella Gedanensis musikalisch gestalten.

Der Bremer Senat wird neben dem Präsidenten des Senats, Bürgermeister Dr. Scherf, auch von Bürgermeister und Kultursenator Hartmut Perschau, einem gebürtigen Danziger, vertreten. Außerdem begleitet Martin Heller, künstlerischer Leiter des Projekts „Bremen Kulturhauptstadt Europas 2010“ die Bremer Delegation.

Traditionsgemäß ist die Übergabe des Erich-Brost-Preises mit einem Seminar verbunden, das dem Preisträger gewidmet ist. Es steht in diesem Jahr unter dem Thema: Danzig und Pommern auf dem Weg in die Europäische Union. Bürgermeister Hartmut Perschau wird auf diesem Seminar am Donnerstag, 30. Oktober, einen Vortrag halten. Zum offiziellen Teil der Feierlichkeiten gehört auch eine Kranzniederlegung an der Gedenktafel für Erich Brost (am 29. Oktober um 12.30 Uhr in der Kramarska 7).

Erich Brost, Journalist und Verleger

„Ich bin immer und in erster Linie Journalist geblieben“ – so urteilte der 1903 in Elbing geborene und in Danzig aufgewachsene Erich Brost im Rückblick auf sein Leben. Er war Redakteur der sozialdemokratischen „Danziger Volksstimme“ (1924-1936), freier Mitarbeiter im polnischen, schwedischen und englischen Exil an Zeitungen des sozialdemokratischen Exilparteivorstands, Mitarbeiter der deutschsprachigen Sektion der BBC, Chefredakteur der Neuen Ruhr/Neuen Rhein Zeitung (1946-47), Chefredakteur der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung WAZ (1948-1970) und bis 1995 Verleger der WAZ.

Die Aussöhnung mit Polen zieht sich wie ein Leitmotiv durch das Leben von Erich Brost. Befriedung und Aussöhnung waren die Ziele, die er verfolgte. Um diesen Gedanken in vielfältiger Weise zu fördern und entsprechende polnische wie deutsche Initiativen zu unterstützen, gründete er selber 1994 im Rahmen der Friedrich-Ebert-Stiftung die Erich-Brost-Stiftung, die seit seinem Tod am 8. Oktober 1995 in seinem Sinn von seiner Frau Anneliese weitergeführt wird. Die Stiftung widmet sich auch der journalistischen Nachwuchsförderung, die Erich Brost stets am Herzen lag.

Der Erich-Brost-Preis wird von der Stiftung seit 1996 verliehen und zeichnet herausragende Initiativen zur Versöhnung und Zusammenarbeit zwischen Polen und Deutschen in den Bereichen Kultur, Wissenschaft, Bildung und Politik aus. Eine deutsch-polnische Jury wählt den Preisträger aus. 1999 erhielt die Forschungsstelle Osteuropa an der Universität Bremen die Auszeichnung.

Städtepartnerschaft Bremen – Danzig

Die Partnerschaft zwischen den Städten Bremen und Danzig ist im Kontext der Entspannungspolitik der 70er Jahre zu sehen. Bremens Bürgermeister Hans Koschnick und der Präsident der Stadt Gdansk, Andrzej Kaznowski, haben am 12. April 1976 die "Rahmenvereinbarung für die Zusammenarbeit zwischen der Freien Hansestadt Bremen (Stadtgemeinde) in der Bundesrepublik Deutschland und der Stadt Gdansk in der Volksrepublik Polen" unterzeichnet. Zwei traditionelle Hafenstädte, über Jahrhunderte hinweg Konkurrenten und Handelspartner zugleich, verbunden in der Hanse und von deren Freiheitsdrang geprägt, haben den Schritt zur Versöhnung und Annäherung zwischen den beiden durch die Vergangenheit und den Eisernen Vorhang getrennten Völkern getan. Dies war die erste städtepartnerschaftliche Vereinbarung zwischen einer deutschen und einer polnischen Stadt nach dem Krieg!


Ziele der Rahmenvereinbarung waren neben dem ersten Ziel der Aussöhnung der Austausch in den Bereichen Kommunalpolitik, Wissenschaft und Bildung, Presse und Sport sowie auf kulturellem und sozialem Gebiet. In allen diesen Bereichen wurden in den 25 Jahren der bestehenden Rahmenvereinbarung in unterschiedlichem Maße wechselseitige Anstrengungen unternommen. Zu nennen sind gegenseitige Parlamentsbesuche, Ausstellungen, Konzerte, Pfadfindertreffen, Jugendaustausch usw. Besonders im Bereich Gesundheitswesen hat Bremen sich in ungewöhnlich großem Maße engagiert, z. B. mit Spenden für Medikamente, Krankenhausbedarf und Lebensmittel, so wie einem intensiven Schwestern- und Ärzteaustausch. Im sozialen Bereich gibt es ein aktives Sozialzentrum der Arbeiterwohlfahrt.

Aber auch der Wiederaufbau der Orgel in der Marienkirche wie auch die Neuanschaffung des Glockenspiels von St. Katharinen wurde von bremischer Seite unterstützt. Die städtepartnerschaftlichen Aktivitäten werden von der Senatskanzlei koordiniert. Die Bremische Bürgerschaft unterhält starke parlamentarische Kontakte. Viele Institutionen, Verbände und Organisationen schaffen eine lebendige Basis für die Partnerschaft. Besonders aktiv sind in diesem Rahmen unter anderen die Deutsch-Polnische Gesellschaft Bremen e.V., die Gesellschaft zur Förderung der polnischen Kultur FORUM e.V. in Bremen, der Bund der Pfandfinderinnen und Pfadfinder, die AWO Bremen (Arbeiter Wohlfahrt) und das DRK (das Deutsche Rote Kreuz) Bremen. Die politischen Veränderungen in Europa bringen der Städtepartnerschaft neue Möglichkeiten und neue Perspektiven.