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Senatskanzlei

"Klänge des inneren Auges" - ein Ereignis in der Bremer Kunsthalle

08.02.2002

Drei Künstler erstmals vereint - Begleitendes Kulturfestival mit Musik und Tanz


Sie waren über Jahrzehnte miteinander befreundet. Haben sich gegenseitig beeinflusst.Ihre Werke sind auf unterschiedliche Weise miteinander verknüpft - und doch sind sie nie in einer gemeinsamen Ausstellung zu sehen gewesen: Mark Tobey (1890-1976), Morris Graves (1910-2001) und John Cage (1912-1992) - drei große Künstler, die nun zum ersten Mal von der Bremer Kunsthalle in einer Präsentation zusammengeführt werden. Ein Ereignis von internationalem Rang, aus dessen Thematik sich in Bremen ein höchst spannendes Kulturfestival entwickelt hat. Es würdigt zugleich den 10. Todestag von John Cage. Unter dem Titel “Klänge des inneren Auges” beteiligen sich in den kommenden acht Wochen verschiedene Kulturinstitutionen an dem Festival und bieten ein vielschichtiges Programm aus Konzerten, Tanz, einer Filmreihe und zwei Symposien.


Mark Tobey ist nicht nur in den Vereinigten Staaten einer der bekanntesten Künstler, sondern gerade auch in Europa. Insbesondere in den 50er und 60er Jahren wurde er hochgeschätzt, geriet später aber ein wenig in Vergessenheit. Zwei wichtige Bilder sind seit langem im Besitz der Bremer Kunsthalle, ebenso zahlreiche Papierarbeiten. Morris Graves hingegen, nahezu unbekannt in Europa, ist in den USA ein ebenso wichtiger wie teurer Maler. Von ihm hat die Kunsthalle in Bremen inzwischen fünf repräsentative Werke erworben. Schließlich John Cage: Der Komponist, Philosoph, Provokateur und Anreger für die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts ist wohl einer der einflussreichsten Künstler für die USA, für Europa und insbesondere für Deutschland gewesen. Er hat neben seinen Kompositionen auch zahlreiche visuelle Werke hinterlassen - grafische Partituren, Aquarelle und Zeichnungen. In der Bremer Kunsthalle ist er u.a. mit einer eindrucksvollen Klang- und Lichtinstallation vertreten.


Die drei Künstlerpersönlichkeiten trafen sich erstmalig 1937 in Seattle. Sie haben sich geschätzt, selbst Werke untereinander getauscht, sich in ihren Werken gegenseitig beeinflusst. Obwohl stilistisch unterschiedlich, gibt es Berührungspunkte. Sie haben abstrakt und auch gegenständlich gearbeitet, ihre Vorstellungen von der Aufgabe der Kunst und dem Wesen des Künstlers sind vergleichbar. Alle sind in Japan gewesen und haben sich von Zen-Buddhismus beeinflusst gefühlt. Bei allen dreien findet sich, wie es im Ausstellungskatalog heißt, “diese Sehnsucht und Unruhe, dieser kreative Wunsch, Östliches mit Westlichem zu verbunden”.


Die künstlerischen und biographischen Zusammenhänge dieser drei Persönlichkeiten sind bisher weder in der Kunst noch in der Musikwelt in Ausstellungen oder in Büchern thematisiert worden. Mit der vom 10. Februar bis zum 14. April laufenden Präsentation greift die Bremer Kunsthalle diese Verbindungen auf, nimmt alle drei Künstler in einen Blick und versucht, Berührungspunkte zwischen den künstlerischen Arbeiten der drei sichtbar und nachvollziehbar zu machen. Die Ausstellung vereint etwa 120 Bilder, Zeichnungen und druckgrafische Blätter der drei Künstler ab 1935 aus internationalen Museen und privaten Sammlungen. Sie wird anschließend in Tacoma in den USA und in Basel gezeigt werden.


Zu dem umfangreichen Begleitprogramm gehört u.a. ein multimediales Fest simultaner Klänge, Bilder, Videos und Farben für John Cage, das die Hochschule für Künste am 12. April (ab 20 Uhr) veranstaltet. Die Glocke beteiligt sich mit Klaviermusik des 20. und 21. Jahrhunderts für 4 -12 Hände bei der “Nacht der Klaviere (22. Februar von 19 Uhr bis Mitternacht) an dem Festival sowie mit einem Konzert am 26. Februar mit Werken von John Cage und Jean Sibelius. Im Theater am Goetheplatz tanzt am 16. März die Merce Cunningham Dance Company nach der Musik von John Cage, das Deutsche Tanzfilminstitut beteiligt sich im März mit einem eigenen Projekt, mit Werkstätten und Lectures. Radio Bremen präsentiert am 17. Februar ein Konzert live aus seinem Sendesaal “John Cage alive”.