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Senatskanzlei

Vorsorge ist gut: Wenn stumme Diener die kleinen Katastrophen verhindern

28.08.2001

Die pfiffige Ausstellung "Helfershelfer" im Design Zentrum Bremen hilft auf die Sprünge




Hilfe: Die Kanne tropft, der Tisch wackelt und der Klositz ist für den Sprössling einfach zu klein. Wer kennt sie nicht, die kleinen Katastrophen des lltags, die auf subtile Weise eine alte Weisheit aufscheinen lassen: Nichts und niemand ist perfekt. Aber Menschen sind erfinderisch: Der eine hat gottlob den Tropfenfänger aus Moltopreen-Schwamm erdacht, ein anderer den Klipp für die wehende Tischdecke. Kaum eine Tücke des Objektes, für die nicht praktische Abhilfe ersonnen wurde. Viele dieser stummen Diener sind jetzt im Design Zentrum Bremen zu bestaunen, das mit der jüngsten Ausstellung "Helfershelfer" vermutlich einen wunderbaren Sommerhit gelandet hat. Zu verdanken ist dies den beiden jungen Berliner Designern Jörg Adam und Dominik Harborth, die ohne Scheu die Haushaltswarenabteilungen der Kaufhäuser durchstöberten. Aus dem, was sie fanden, haben die beiden Kreativen eine pfiffige, witzige und äußerst sehenswerte Schau zusammengebastelt, die bis zum 30. September das Publikum verblüffen wird.


Keine Frage: Man wird viele vertraute Bekannte wiedertreffen. Aber auch jede Menge praktischer Gegenstände, die bisher unentdeckt blieben, deren Nutzen sich aber durchaus erschließen lässt. Nicht unbedingt auf den ersten Blick. Aber die cleveren Ausstellungsmacher haben vorgesorgt, viele ihrer Exponate auf bunten Haltern an weiße Stele montiert und auf den Rückseiten die Beschreibungen der Hersteller mitgeliefert. So platziert, wird aus dem Massenprodukt flugs ein Museumsstück. Man gönnt es ihnen, denn zumeist bleiben diese Lückenbüßer im Hintergrund. Ungerecht, aber verständlich - sind sie doch nur in ganz seltenen Fällen auch noch schön. Aber sie beglücken, weil sie vor unerwünschten Folgen schützen: Etwa davor, dass der Kaffeefilter nicht zusammensackt und in der Kanne nur hellbraunes Wasser hinterlässt ("Kaffeefilter-Knickschutz"). Oder dass der Po auf dem Fahrrad allzu strapaziert wird ("sportliches Pedalpolster") und das frisch ondulierte Haar nicht dem heimischen Vollbad zum Opfer fällt ("Badewannen-Nackenpolster").


Kaum eine Lebenslage, in der die Helfershelfer nicht präsent sind. Man muss es nur wissen. Oder die Ausstellung besuchen, die im übrigen noch ein weiteres Highlight parat hat: Die beiden Ausstellungsmacher haben sich sechs Design-Klassiker wie Bauhaus-Lampe oder den Lamy 2000 vorgenommen und diese Ikonen mit kleinen Helferchen "nachgerüstet". Ob Verbesserung oder Zumutung, darf der Betrachter mit Schmunzeln entscheiden. Oder nachlesen, was die angeschriebenen Firmen dazu zu sagen hatten. Die Ausstellung "Helfershelfer" ist mit großem Erfolg bereits in Stuttgart, Saint-Etienne und Berlin gezeigt worden. Im Design Zentrum Bremen im Wilhelm Wagenfeld Haus, Am Wall 208, ist sie ab 29. August dienstags von 12-21 Uhr, mittwochs bis sonntags von 10-18 Uhr zu sehen.


Ausgedacht hat sich das Design Zentrum Bremen übrigens auch ein schönes Rahmenprogramm: So wollen Bremer Gestalterinnen und Gestalter am 8. und 9. September im Rahmen eines SommerMarktes im gleichen Haus ihre kreativen Produkte verkaufen. Überdies wird man bestaunen können, was Kinder und Jugendliche zustande bringen, wenn sie unter die Designer gehen. 500 von ihnen aus Bremer und Bremerhavener Einrichtungen haben sich so einiges einfallen lassen - von der Kaffeekanne mit Fischkopf bis zum Lampenschirm mit Storchenbeinen. Zu sehen sind diese Kreationen in den Wallanlagen neben dem Design Zentrum vom 13. bis 16. September. Ein Vortragsabend und Diskussionen mit den beiden Ausstellungsmachern von "Helhershelfern", Jörg Adam und Dominik Harborth, ist für den 18. September um 18 Uhr im Design Zentrum geplant.