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Senatskanzlei

Grafiken entführen in Paradiese und Infernos

21.10.1999


Spärlich bekleidete Südseeschönheiten flanieren unter rauschenden Palmen. Ekstatische Tänzer zelebrieren unter einem funkelnden Sternenhimmel sinnlich-religiöse Rituale. Auf blauen Lagunen jagen dunkelhäutige Männer riesige Fische. In einundzwanzig zart chlorierten Holzschnitten, entstanden 1920, erzählt Otto Lange in naiv-schönen Bildern die Geschichte des Aussteigers Adrian van Zanten. Langes Mappe ist eine von rund 700 solcher Grafikzyklen, die zwischen 1918 und 1924 den Kunstmarkt für damalige Verhältnisse geradezu überschwemmten. Eine exquisite Auswahl dieser, zumeist aus Privatsammlungen stammenden Mappenwerke wird derzeit im Bremer Gerhard Marcks-Haus gezeigt.


In einer kunst- wie literaturgeschichtlichen einzigartigen Ausstellung präsentiert die Galerie unter dem Titel „Von Paradiesen und Infernos“ Bildergeschichten von vierzehn namhaften deutschen Expressionisten. Die einzelnen Arbeiten interpretieren und illustrieren in graphischen Zyklen zumeist literarische Vorlagen, von Johann Wolfgang von Goethe bis William Shakespeare und August Strindberg. Aber auch aus biblischen und mythischen Texten haben die gezeigten Künstler ihre Anregungen bezogen. So engagiert sich Max Pechstein in seinem pathetischen „Vater unser“ für die hungernden Massen, während Ernst Ludwig Kirchner in „Absalom“ von seinem tragischen Bruch mit dem Elternhaus berichtet.


Die Vielfalt an Themen, Stilen und Intentionen der graphischen Mappen kann sich der Besucher des Gerhard Marcks-Haus auf einem extra angelegten, expressionistisch anmutendem Weg erschließen. Ein außerordentlich sorgfältig und liebevoll gestalteter Katalog enthält Erläuterungen zu jedem Künstler und kommentiert die gezeigten Grafikzyklen. Die Ausstellung läuft bis zum 30. Januar 2000.