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Senatskanzlei

Eine Feierstunde "NS-Zwangsarbeit: Späte Verantwortung" im Rathaus

24.01.2000

Am Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus:

Bürgermeister Dr. Henning Scherf hat zu einer Feierstunde unter dem Motto "NS-Zwangsarbeit: Späte Verantwortung" eingeladen. Referenten sind dabei Cees Ruyter (Rotterdam), Zwangsarbeiter im Lager Tirpitz in Bremen von 1942 bis 1945, und der Historiker Götz Aly (Berlin/Wien). Die Feierstunde findet statt am Donnerstag (27.1.2000) um 20 Uhr im Rathaus. Der 27. Januar ist Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus. An dem Tag ist für alle öffentlichen Gebäude im Lande Bremen Halbmastbeflaggung vorgesehen.

Während des Zweiten Weltkriegs lebten rund 70.000 Männer und Frauen als Zwangsarbeiter in Bremen. Beschäftigt waren sie in der Rüstungsindustrie, in mittelständischen Betrieben, im Handwerk, in der Landwirtschaft, bei der Stadtgemeinde und in Privathaushalten. Über 200 Lager dienten zu ihrer Unterbringung: Städtische Gemeinschaftslager des damaligen Senators für das Bauwe-sen, firmeneigene Groß- und Kleinlager, Außenlager des Konzentrationslagers Neuengamme. Diejenigen von ihnen, die heute noch leben (allein in der Ukraine sind beispielsweise noch 4.217 von ihnen registriert), warten immer noch auf eine Entschädigung für die von ihnen geleistete Zwangsarbeit und die hieraus resultierenden physischen und psychischen Schäden. Erst jetzt, 55 Jahre nach Kriegsende, liegt den ehemaligen Zwangsarbeitern ein Entschädigungsangebot der deutschen Industrie und der Bundesregierung vor.


"Bremen ist inzwischen bei den Zwangsarbeiterorganisationen in Osteuropa zu einer guten Adresse geworden, einer Adresse, die sich herumspricht, weil von hier geantwortet und geholfen wird, und zwar schnell", sagt Dr. Hartmut Müller vom Staatsarchiv, zugleich Vorsitzender des Vereins Walerjan Wróbel. Er hat so in den vergangenen Jahren weit über 1000 Briefe erhalten und beantwortet; im vergangenen Jahr waren es allein rund 400.