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Senatskanzlei

Mit Dampf, Schwamm und Bürste: Frühjahrsputz für die Hanse-Kogge


02.02.2000


Mitten im Winter beginnt im Deutschen Schiffahrtsmuseum in Bremerhaven der Frühjahrsputz. Diese vorgezogene Aktivität muss sein, denn im Mai soll die 600 Jahre alte Bremer Hanse-Kogge feierlich der Öffentlichkeit übergeben werden. Das Schiff wurde 1962 bei Hafenbauarbeiten in der Weser entdeckt und gilt als wissenschaftlich bedeutendster Schiffsfund in Europa. Insgesamt 17 Jahre ruhte das Wrack in einem geschlossenen Stahlbehälter, umhüllt von einer schützenden Konservierungsflüssigkeit. Im Frühjahr 1999 tauchte das bis dahin nur schemenhaft wahrnehmbare Schiff aus seinem bewahrenden Bad wieder auf. Inzwischen können die Zuschauer alle Arbeiten an der Kogge verfolgen. Unmittelbar nach Neujahr begannen Konservierungsfachleute damit, den spektakulären Fund von den reichlich am Holz klebenden weißlichen Rückständen des Polyethylenglykols (PEG) zu reinigen.


Gearbeitet wird nach Angaben des Museums mit viel Fingerspitzengefühl. Dampfstrahlgeräte, Schwämme, weiche und harte Bürsten sind im Einsatz und - wenn es sein muss - wird auch zum Spachtel gegriffen. Unverzichtbar ist eine Gelenk-Hebe-Bühne, ohne die die Arbeiter nicht an jeden Teil des Schiffes herankommen würden. Die Schiffswäsche gehe flotter voran als zunächst befürchtet, so Konservator Dr. Per Hoffmann. Als Vorteil erweist sich, dass die Seitenwände und der Boden der Kogge undicht sind. So fließt das mit dem Dampfstrahl abgelöste PEG ungehindert durch die vielen nicht kalfaterten Nähte wie auch durch die zahllosen Risse aus dem Schiff und wird in die Kanalisation eingeleitet. In der Zentralen Kläranlage Bremerhavens wird die Chemikalie biologisch abgebaut, vollständig und umweltschonend.


An einigen Stellen des Schiffes wird der Konservator das PEG vielleicht einreiben lassen, denn "das Holz soll nicht trocken wie Treibholz wirken, auch nicht glänzend". Per Hoffmann stellt sich vielmehr einen sanften Schimmer wie Seidenmatt vor. Im Mittelalter schützte man die Kogge noch gegen Salzwasser und Fäulnis mit einem Anstrich aus Teer. Daran freilich denkt man im Schiffahrtsmuseum nicht.


Die Kogge war einst das wichtigste seegehende Transportschiff des nordeuropäischen Städtebundes der Hanse. Fast 300 Jahre lang beherrschte dieser Schiffstyp den Handel zwischen den Nord- und Ostseeküsten und transportierte Waren wie Fische, Getreide, Bier oder Tuche über die offene See.