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Senatskanzlei

Bürgermeister a.D. Moritz Thape wird 80 – Henning Scherf gibt einen Empfang

15.02.2000

Als Bildungssenator 14 Jahre und als Finanzsenator sechs Jahre im Amt:
Er vermied überflüssige Worte und bezog klar politisch Position

Das engagierte Senatsmitglied vermied überflüssige Worte, bezog aber in der Öffentlichkeit klar politisch Position und wurde dafür nicht selten angegriffen. Von seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern erwartete er Loyalität. Und sie wussten, dass sie sich auch bei harten Auseinandersetzungen auf ihren Chef verlassen konnten. Auf diese Weise meisterte er auch schwierigste politische Situationen: Bremens langjähriger Bildungs- und späterer Finanzsenator, Bürgermeister a.D. Moritz Thape, vollendet am Sonnabend (19.2.2000) sein 80. Lebensjahr. Bürgermeister Dr. Henning Scherf gibt ihm an dem Tage um 11 Uhr in der Oberen Rathaushalle einen Empfang, auf dem der Präsident des Senats die Verdienste des langjährigen Regierungsmitglieds würdigen wird.

Einige bezeichneten ihn als "zu nachgiebig", andere als "zu halsstarrig". Manche stuften ihn als "zu links" und wieder andere als "zu rechts" ein. Er galt als die "rote Speerspitze der Bildungspolitik", andererseits als "Bildungsmuffel". So unterschiedlich wurde der engagierte Politiker Moritz Thape, der als routiniertes Mitglied der Bremer Landesregierung galt, gelegentlich in der Öffentlichkeit dargestellt. Und so sah sich Senator Moritz Thape damals selbst: "Auf jeden Fall gelte ich als jemand, der ein ganz besonders dickes Fell hat". In den 70er Jahren betrug die durchschnittliche amtliche "Lebensdauer" eines Kultusministers zwischen 2,3 und 2,4 Jahre. Und die Frage danach, ob denn ein Kultusminister besonders gefährdet sei, beantwortete Thape damals wie folgt: "Ja, denn jeder Kritiker ist ein Fachmann, weil jeder irgendwann die Schule besucht hat". Von einem SPD-Regierungsmitglied werde noch mehr verlangt, von ihm werde sofort erwartet, dass er alle Probleme löst.

Moritz Thape hielt es als Senator länger aus als seine Kollegen in anderen Ländern: Er war von 1965 bis 1975 Senator für Bildung, Wissenschaft und Kunst, von 1975 bis 1979 Senator für Bildung. Und von 1979 bis 1985 war er Senator für Finanzen und stellvertretender Regierungschef. Thape kann auf eine erfolgreiche 20jährige Amtszeit als Bremer Senatsmitglied verweisen: Als er Kultussenator war, wurde die Bremer Universität gegründet, Gesamtschulen eröffnet, das damalige Schulgesetz verabschiedet, die Orientierungsstufe eingeführt und Schulzentren gegründet. Wegen der Universität Bremen (Rücktritt des Gründungsausschusses) wurde gegen ihn 1967 der erste Misstrauensantrag in der Bremischen Bürgerschaft seit 1945 gestellt. Zu den Hauptaufgaben von Thape als Finanzsenator gehörte unter anderem die Konsolidierung des bremischen Haushalts. Sein Amt als Bildungssenator trat er 1965 zur selben Zeit an, als Hans Koschnick Bürgermeister wurde. Und gemeinsam mit Hans Koschnick schied Moritz Thape 1985 auch aus der Landesregierung aus.

Das langjährige Senatsmitglied entstammt einem sozialdemokratischen Elternhaus. Sein Vater war von 1945 bis 1948 Kultus- und Wirtschaftsminister in Sachsen-Anhalt. Thape wurde 1920 in Zürich geboren. In Magdeburg besuchte er die Volks- und Oberschule, erlernte er das Maschinenschlosser-Handwerk und besuchte dann die Ingenieurschule. Als er sich 1940 in Studentenkreisen offen gegen den Einmarsch der Deutschen in Norwegen und Dänemark aussprach, wurde er von der Ingenieurschule relegiert und erhielt "Studienverbot für das gesamte Deutsche Reich".

Moritz Thape wandte sich nach Kriegsdienst und schwerer Verwundung dem Journalismus zu: Er arbeitete als politischer Redakteur in Halle (Saale) und in Berlin. Nach dem Zusammenschluss von SPD und KPD im Mai 1946 wurde die Arbeit für den engagierten sozialdemokratischen Journalisten zunehmend schwieriger. "Wir SPD-Leute hatten kein echtes Wirkungsfeld, sondern trugen nur die Mitverantwortung für das, was geschah", stellte Thape rückschauend fest.

Er wechselte 1948 in die Bundesrepublik und arbeitete als Journalist in Dortmund und Hagen und danach bis 1965 als Chefredakteur der Bremer Bürgerzeitung. Im Jahre 1959 wurde Moritz Thape als Abgeordneter in die Bremische Bürgerschaft gewählt. Ihr gehörte er auch nach seinem Ausscheiden aus dem Senat von 1985 bis 1987 an. Von 1962 bis 1972 war er ferner Landesvorsitzender der SPD in Bremen. Sein Nachfolger in diesem Amt wurde damals Dr. Henning Scherf.

Bürgermeister a.D. Thape freut sich, wenn aus Anlass seines Geburtstages die "Wilhelm-Kaisen-Bürgerhilfe" unterstützt wird. Spenden können gegen Spendenbescheinigung auf das Konto der "Wilhelm-Kaisen-Bürgerhilfe" in Bremen überwiesen werden (Konto-Nr. 1 116 060 bei der Sparkasse Bremen, BLZ 290 501 01). Bitte dabei das Stichwort "Moritz Thape" angeben.