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Senatskanzlei

Willy Brandts "Berliner Ausgabe" wird in Bremen vorgestellt

06.10.2000

Am Montag, dem 16. Oktober 2000, findet um 19.00 Uhr im Kaminsaal des Bremer Rathauses die öffentliche Präsentation der "Berliner Ausgabe" Willy Brandts statt. Bürgermeister Henning Scherf wird die Begrüßungsansprache halten. Danach gehen die Göttinger Historikerin Prof. Dr. Helga Grebing und der norwegische Exilforscher Prof. Dr. Einhart Lorenz in ihren Vorträgen näher auf die Brandt-Edition ein. Unter Leitung von Theo Schlüter (Radio Bremen) schließt sich eine Diskussion über Texte Brandts aus dessen Exilzeit an. Veranstalter der Bremer Buchpräsentation sind die Friedrich-Ebert-Stiftung und der Präsident des Bremer Senats in Kooperation mit der Stadtbibliothek, der Landeszentrale für politische Bildung und der Buchhandlung Arthur Geist.


Die "Berliner Ausgabe" ist auf zehn Bände angelegt und soll in etwa fünf Jahren komplett vorliegen. Sie enthält Reden, Artikel und Briefe Willy Brandts, die sein politisches Wirken erstmals umfassend dokumentieren. Viele Texte Brandts werden zum ersten Mal veröffentlicht. Herausgeber sind im Auftrage der Bundeskanzler-Willy-Brandt-Stiftung die drei Professoren Helga Grebing, Gregor Schöllgen und Heinrich August Winkler. Helga Grebing wird in Bremen die Gesamtedition vorstellen.


Die beiden ersten Bände der zehnbändigen Ausgabe erscheinen in diesen Tagen. Der in Bremen vorzustellende zweite Band befasst sich mit Brandts schwedischem Exil und den ersten Jahren nach seiner Rückkehr nach Deutschland, also den Jahren von 1940 bis 1947. Der Band wurde von dem bekannten norwegischen Exilforscher Einhart Lorenz (Universität Oslo) bearbeitet. Lorenz wird in Bremen auch auf die Diffamierungskampagne gegen Brandt in den sechziger und siebziger Jahren eingehen. Diese Kampagne wurde von Brandts politischen Gegnern angezettelt, weil dieser bereits 1933 vor den Nazis ins Exil nach Norwegen geflüchtet war und damit angeblich Deutschland


verraten habe. "Willy Brandt – an die Wand", hieß damals der übelste Kampfruf rechter Kreise in Deutschland.


Lorenz dagegen trägt in dem von ihm bearbeiteten Band eine Vielzahl von Texten Brandts zusammen, die zeigen, dass die Diffamierungskampagne gegen Brandt ins Leere läuft. Brandt war nämlich schon in den Kriegsjahren dem wachsenden Hass gegen alles Deutsche entgegengetreten. Mit seinem Plädoyer für einen Frieden auf der Grundlage von Gleichheit und Gleichberechtigung hatte er für das "andere" Deutsch-land geworben, dessen Zukunft er im Rahmen einer europäischen Lösung sah. Im Mittelpunkt des zweiten Bands der "Berliner Ausgabe" stehen deshalb in erster Linie Brandts Überlegungen zur Gestaltung der europäischen Nachkriegsordnung, zur Rolle Deutschlands nach Beseitigung der nationalsozialistischen Herrschaft, zur Verantwortlichkeit für die nationalsozialistischen Verbrechen und zur Zukunft des demokratischen Sozialismus.


Die Texte Brandts sind spannend zu lesen, und es ist mitunter unbegreiflich, dass Willy Brandt, der einen Großteil der Texte im Alter von unter 30 Jahren geschrieben hatte, schon damals derart weitsichtige und kluge Überlegungen anzustellen in der Lage war, wie sie in diesem Buch in einer Vielzahl dokumentiert sind.


Die "Berliner Ausgabe" erscheint im Bonner Verlag J.H.W. Dietz Nachf. Die bereits erschienenen Bände 2 und 4 umfassen 424 bzw. 660 Seiten (Leinen mit Schutzumschlag) und kosten – zur Subskription – bis Ende des Jahres je 39,80 DM, danach 54,-- DM. Die Bände können in allen guten Bremer Buchhandlungen gekauft werden. Während der Veranstaltung sind sie auf einem Büchertisch der Buchhandlung Arthur Geist erhältlich.