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Senatskanzlei

17 Tage steil abwärts und hoch hinauf: Bremer Freimarkt geht ins 965. Jahr

11.10.2000


Ein schneidender Nordwestwind kann um die Ecken fegen. Es kann gnadenlos regnen oder grauverhangen sein: Der Oktober ist eben nicht immer golden. Doch das wird die Bremerinnen und Bremer nicht sonderlich beeindrucken. Sie werden, komme was da wolle, wieder in Scharen zum Freimarkt ziehen. Daran kann es keinen Zweifel geben. Seit "Jahr und Tach" ist es für die Hanseaten von der Weser selbstverständlich, sich mindestens einmal während des ältesten deutschen Volksfestes ins Jahrmarkt- vergnügen gestürzt zu haben. Das ist schlicht Tradition. Zumeist aber geht man mehrmals "übern Markt". Am kommenden Freitag (13. Oktober) beginnt der 965. Bremer Freimarkt, der Besucher aus dem gesamten Bundesgebiet anlockt. Bis zu vier Millionen werden erwartet. 17 Tage lang steht Bremen Kopf - bis der Markt nach alter Sitte am 29. Oktober würdevoll zu Grabe getragen wird.


So alt der Freimarkt in Bremen auch ist - verstaubt ist dieses gigantische Fest auf 100.000 Quadratmetern ganz gewiss nicht. Dafür sorgen die Schausteller, die ihre Attraktionen aus der High-Tech-Wunderwelt immer wieder mit atemberaubenden Neuentwicklungen überbieten. So verspricht beispielsweise "Techno-Power" den Gästen in seinen Gondeln einen bisher noch nicht gekannten Geschwindigkeitsrausch,und die "Achterbahn Extrem" wird mit unvergleichlich steilen Abstürzen, einer furiosen Slalomstrecke und drehenden Gondeln für staunende Aufmerksamkeit sorgen. Der Kick des Jahres ist "Sling Shot", der nach der EXPO auf dem Bremer Freimarkt ganz Mutige mit einer Geschwindigkeit von 160 km/h fast sechzig Meter in den Himmel katapultiert. Im freien Fall schwingt sodann die Kugel über Kopf drehend zum Boden zurück.


Natürlich ist auf dem Freimarkt auch für die Liebhaber der etwas gemächlicheren Bewegung gesorgt. Niemand muss über Kopf hängen, sich hin- und herschleudern lassen und den Magen bis zur Grenzbelastung traktieren. Es gibt unter den insgesamt 34 Fahrgeschäften und 22 Kinderkarussells ja auch solche, die sich einfach nur drehen



und nostalgische Gefühle aufkommen lassen. Das älteste, die Bodenmühle, wurde um die Jahrhundertwende gebaut. Wieder einmal dabei ist in diesem Jahr auch die Dame ohne Unterleib in der "Revue der Illusionen", in der Madame Magneta auch gleich noch die Schwerkraft überwindet.


Abwechslung jenseits des Schleudertraumas gibt es jedenfalls genug. In den verschiedenen Unterhaltungszelten kracht und swingt es zwischen Blasmusik, Dixie oder Pop. Wer es fetziger und vor allem länger mag, für den öffnet ab 19.30 Uhr der "Freimarkt bei Nacht" in Halle 6. Hier geht es rund bis weit nach Mitternacht. Und ein paar "Specials" gibt es auch: So können sich die Kinder auf den "Knax-Kindertag" am 23. Oktober freuen, der ihnen einen bunten Nachmittag mit Zauberern, Stelzenläufern und Jongleuren beschert. Zudem gibt’s bei vielen Fahrgeschäften verbilligte Eintrittspreise. Beim "Seniorentag" am 25. Oktober wird für die Älteren von 15-17 Uhr ein stimmungsvolles Programm im Bayernzelt geboten. Mittendrin Bürgermeister Dr. Henning Scherf. Er trägt die Geschichte der Bremer Stadtmusikanten vor. Übrigens kommt der Eintrittspreis ( 7 Mark) dem Elternverein leukämie- und tumorkranker Kinder Bremen zugute. Tradition ist es, dass die Schausteller am 19. Oktober Behinderte ab 13 Uhr ins Bayernzelt einladen. Und wie immer ist auf dem Bremer Marktplatz ein kleiner Freimarkt mit Buden und einem nostalgischen Karussell aufgebaut. Hier lässt sich vor historischer Kulisse nachspüren, wie einst alles begann.


Vormerken und rechtzeitig hingehen - diese Devise gilt für den Freimarktsumzug am 21. Oktober. Ab 12 Uhr ist die Innenstadt dicht, denn dann treibt es 160 bunt dekorierte Wagen und Fußgruppen sowie an die 200.000 Zuschauer auf die Straße. Auf N3 ist dieser fröhliche Bremer Karneval übrigens live zu verfolgen.


Der Bremer Freimarkt vom 13. -29. Oktober auf der Bürgerweide, direkt hinter dem Hauptbahnhof, 12-23 Uhr, freitags und sonnabends bis 24 Uhr.