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Senatskanzlei

Fünf Jahrzehnte Hanseaten am Rhein

09.11.2000

Wie es war in der Bremer Landesvertretung in Bonn: Nachzulesen auf 151 Seiten



Als Erik Bettermann, Bremens Bevollmächtigter beim Bund, vor etwa einem Jahr in Bonn seine Koffer packte, wurde ihm schlagartig klar: "Wir verlassen hier ein Stück Bremer Geschichte". Wohl wahr, denn es waren immerhin fünf Jahrzehnte, die mit dem Auszug der Bremer Landesvertretung aus der schönen Villa am Rheinufer ein Ende fanden. Kein wirkliches Ende, denn im neuen Domizil in Berlin wird die Arbeit für Bremens Interessenvertretung natürlich fortgesetzt. Das Vermächtnis aus Bonn freilich, festgehalten in Hunderten von Akten und Schriftstücken, lebt weiter: Aus der umfangreichen Hinterlassenschaft ist ein schönes Buch entstanden mit dem Titel: Die Bremer Landesvertretung in Bonn, Geschichte und Geschichten von 1949-1999.


Heide Ziegler, Museumspädagogin im Bremer Übersee-Museum, hat das Material gesichtet, hat Spuren verfolgt und Zeitzeugen befragt. Ganz unvoreingenommen sei sie an das Thema herangegangen, als Outsiderin, die zuvor wenig von dem Wirken einer Landesvertretung gewusst habe. Und so ist es der Autorin gelungen, unverkrampft und locker das Haus, die Menschen und die "hohe Politik" anschaulich zu portraitieren. Das, was auf 151 Seiten gut lesbar zusammengefasst und mit vielen Bildern bereichet wurde, "präsentiert auch ein Stück gelebten Föderalismus", wie Erik Bettermann betont.


Natürlich erfährt der Leser eine Menge über den damaligen Ausbau der alten Villa in der Schaumburg-Lippe-Straße, mit deren Kauf Bremen 1949 Bremen das erste Bundesland war, das sich in Bonn mit seiner Vertretung im eigenen Haus präsentierte. Eine schnelle und finanzschonende Entscheidung übrigens, denn schon bald stiegen die Grundstückspreise rasant in die Höhe. Drei Jahre lang, von 1951-53, hat Bremen auch auf einem Hotelschiff in Bonn Flagge gezeigt, wie man in der Publikation nachlesen kann. Die "Knurrhahn", vertäut am Rheinufer, half damals kurzfristig den Engpass an Konferenz- und Unterkunftsmöglichkeiten zu überbrücken.



Viele Geschichten sind es, die die Autorin einwebt, die das Leben in der Landesvertretung anschaulich werden lassen. Aber auch: Ein typischer Sitzungsverlauf im Bundesrat, ein Ausflug in die Welt der Gesetzgebung, ein Kapitel über die Aufgaben der Landesvertretung - all das vermittelt überdies handfeste politische Informationen. Natürlich werden in dem Buch alle neun Bevollmächtigten vorgestellt, die hier in den letzten fünf Jahrzehnten gewirkt haben: Dr.Karl Carstens, Dr. Heinrich Barth, Fritz Richter, Karl Willms, Dr. Günther Czichon, Wolfgang Kahrs, Dr. Vera Rüdiger, Uwe Beckmeyer und Erik Bettermann, der seit 1995 die Geschicke der Bremer Landesvertretung leitet.


Die Villa mit dem schönen Rheinblick ist natürlich auch ein gastliches Haus gewesen, eine Stätte für feste und Einladungen, für Treffen und Ausstellungen. Hierher kamen die Gäste gern, keine Frage, und haben manch angenehme Erinnerung aus "Bremen am Rhein" mit nach Hause getragen. Die Tatsche, dass die Bremer Vertretung eben nicht wie andere im Regierungsviertel, sondern etwas außerhalb gelegen war, hat sich nach Einschätzung Erik Bettermanns durchaus ausgezahlt. "Es war eben immer etwas besonderes, ins Bremer Haus zu kommen". Nur hier gab es Becks vom Fass und gelegentlich den leckeren Limandes, und um die maritim gestalteten Bar "Kajüte" wurden die Bremer oft beneidet.


Schließlich spannt das Buch auch den Bogen von Bonn nach Berlin in die Hiroshimastraße - dorthin, wo am 10. September 1999 die Bremer Landesvertretung in Anwesenheit des Bundespräsidenten eröffnet wurde.


"Die Bremer Landesvertretung in Bonn. Geschichte und Geschichten 1949-1999" ist in der Edition Temmen erschienen und kostet 39,90 Mark.