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Senatskanzlei


Der Bundeskanzler ist Ehrengast bei der „Bremer Eiswette von 1829"

15.01.2001

Traditionelles Essen nach strengem Ritual – Zwei Ratskellerweine ausgewählt






Ob Gerhard Schröder von „Kohl und Pinkel“ nach bremischer Art genau so begeistert sein wird wie die Hanseaten von der Weser, muss sich noch herausstellen. Klar ist aber, dass der Bundeskanzler am 20. Januar als diesjähriger Ehrengast an dem Festessen der traditionellen Bremer Eiswette im Congress Centrum Bremen teilnimmt. Und man darf gespannt sein, was dem wortgewandten Kanzler über die Lippen kommt. Denn es ist Brauch, dass der höchste Gast traditionsgemäß die Deutschland- und Bremenrede hält. Gut 700 festlich gekleidete Herren, um 47 kreisrunde Tische platziert, werden ihm gebannt zuhören – Frauen sind bei diesem nach festen Ritualen ablaufenden Mahl nicht zugelassen. Über etwa acht Stunden zieht sich das festliche Treffen hin, das freilich wie im Flug vergeht: Neben insgesamt drei größeren Reden gibt es eine Reihe von weiteren Ansprachen und Veranstaltungen, die in den Ablauf eingewoben sind und miteinander wetteifern. Dies alles mündet in einen guten Zweck, denn an den Tischen wird von den Ältesten fleißig gesammelt. Der Erlös kommt unverzüglich der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger zu.


Über 170 Jahre alt ist die Bremer Eiswette inzwischen geworden. Dem Festessen, zu dem neben deftig bremischer Kost erlesene Weine gehören, geht am 6. Januar stets eine Wette voraus. So wie im Jahre 1829, als einige Freunde eines gesellschaftlichen Unterhal-

tungsclubs auf eine Idee kamen: Sie wollten wetten, ob am Dreikönigstag die Weser wirklich zugefroren ist oder nicht. Dazu schickten sie einen 99 Pfund schweren Schneider mit einem heißen Bügeleisen los um zu prüfen, ob dieser den Fluss wohl trockenen Fußes würde überqueren können. Daraus ist inzwischen ein alljährlich am Weserdeich zelebriertes, farbenprächtiges Ritual geworden.


"Kohl und Pinkel" ist übrigens in Bremen so etwas wie Nationalspeise. Es handelt sich um ein Grünkohlgericht mit kräftigen Fleischbeigaben und eben jenem "Pinkel" - das ist eine Grützwurst, auf die hartgesottene Kohlesser nicht verzichten können. Auch anläßlich des ältesten Brudermahls der Welt, dem Schaffermahl, wird alljährlich im Bremer Rathaus der Gästeschar dieser Schmaus serviert.


465 Gäste hat der Freundeskreis, der sich „Die Eiswette von 1829“ nennt, eingeladen. Es sind Repräsentanten der deutschen Wirtschaft, aus Politik, Kultur und Verwaltung. Im Verlaufe des Festes wird auch Bremens Finanzsenator Hartmut Perschau eine Rede - die sogenannte Gästerede - halten, ebenso der Präsident der Eiswette, Uwe Hollweg. Auch eine weitere bremische Institution kommt an diesem Abend zu besonderen Ehren: Es ist der Bremer Ratskeller, der zwei erlesene Weine zum Essen reicht: Als Moselwein den Ockfener Bockstein Riesling, Jahrgang 1999, den ein ausgeprägter Pfirsichduft auszeichnet sowie Aromen von Ananas und Grapefruit. Der Rheinwein des gleichen Jahrganges, ein Rüdesheimer Klosterlay Riesling, bietet nach Angaben des Ratskellermeisters Josef Kroetz „würzigen Aprikosenduft und aromatische Fruchtfülle mit prickelndem Säurespiel“. Beide Weine sind zuvor bei einem Wettbewerb zwischen ca. zehn Handelshäusern, in verdeckter Probe vom Präsidenten der "Eiswette" ausgewählt worden.