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Senatskanzlei

Einzigartiges Gastspiel in Bremen: Deutscher vertont „Die Nachtigall“ als Peking-Oper

06.02.2001

Chinesisches Ensemble erstmalig in Europa – Erfolgreich in Peking gelaufen


11 Jahre lang hat Karsten Gundermann daran gearbeitet, seinen Kindheitstraum zu verwirklichen. Der gebürtige Sachse wollte der erste Europäer sein, der eine Peking-Oper komponiert. Er hat es geschafft: 1993 wurde seine Vertonung von Hans Christian Andersens Märchen „Die Nachtigall“ als Peking-Oper in der chinesischen Hauptstadt uraufgeführt – und am 22. Februar erlebt dieses Werk in Bremen seine Europa-Premiere. Nach sieben Jahren intensiven Bemühens, das Werk auf eine deutsche Bühne zu bringen, wird sich zunächst nur in dem Bremer Konzerthaus „Die Glocke“ der Vorhang für dieses ungewöhnliche Ereignis heben. Ob dem bisher einzigen Gastspiel der Chinese Academy of Traditional Drama zukünftig weitere folgen, bleibt abzuwarten.


Für Bremen ist dieses einzigartige musikalische Ereignis zweifellos ein Glücksfall – fügt es sich doch vortrefflich ein in die Aktion „europAsien“, die über mehrere Monate in der Stadt spannende Begegnungen zwischen fernöstlicher und westlicher Kultur ermöglicht. Anlass ist der 100. Geburtstag des traditionsreichen Bremer Ostasiatischen Vereins. Und wenn in gut zwei Wochen die Geschichte der sangesfreudigen Nachtigall den Bremern präsentiert wird, sollen sie „die wirkliche Schönheit und musikalische Vielfalt einer Peking-Oper“ genießen können. Das jedenfalls verspricht der Komponist Gundermann, der nicht verhehlt, dass er die eigenwillige Stilistik einer originalen Peking-Oper nicht vollständig übernommen hat. Er habe zwar möglichst viel Originalmusik verarbeitet, die Oper aber zugleich vorsichtig dem westlichen Geschmack angepasst.


Eine solche Anpassung hält Gundermann für legitim, damit das westliche Publikum das Bühnengeschehen auch wirklich verstehen kann. Eine Peking-Oper ist mit den vokalen und instrumentalen Ausdrucksmitteln einer europäischen Oper nämlich in keiner Weise zu vergleichen. Arien, aufwendige Kulissen oder mehrstimmige Strukturen sind ihr fremd. Stattdessen vereinigt dieses klassische chinesische Musiktheater Gesang, Tanz, Musik, Akrobatik und Pantomime in einer höchst faszinierenden Mischung, wobei den Gesten, der Mimik und den Farben zudem eine symbolische Bedeutung zukommt.


Allerdings geht die Verfremdung der Peking-Oper bei Gundermann nicht so weit, wie er dies bei Aufführungen in China selber erlebt hat. Dort sind nach seinen eigenen Erfahrungen die mehrstündigen Aufführungen für europäische Touristen so gestutzt worden, dass von den Elementen einer klassischen Peking-Oper nicht viel mehr erkennbar sei. Der heute in Hamburg lebende Komponist hat im Reich der Mitte Peking-Opernkomposition studiert, bevor seine eigene Oper dort 1993 uraufgeführt und vom chinesischen Publikum begeistert aufgenommen wurde.


Wenn nun die Mitglieder der Chinese Academy of Traditional Drama „Die Nachtigall“ in Bremen aufführen, wird auch der ehemalige chinesische Kulturminister und heutige Chef des chinesischen Künstlerverbandes, Gao Zhan-Xiang dabei sein. Ilona Schmiel, Geschäftsführerin der „Glocke“, verspricht sich davon weitere, neue Austauschmöglichkeiten zwischen Bremen und China. Auch das chinesische Fernsehen, Peking TV, reist in die Hansestadt und wird die Aufführung wie auch Eindrücke aus Bremen filmen.


Auf Fernost eingestimmt werden die Opern-Besucher durch einige kostbare Exponate aus dem Bremer Übersee-Museum, die im Foyer des Konzerthauses zu sehen sind: Original-Musikinstrumente, ein Schaukasten mit Szenen aus der Peking-Oper und Figuren eines chinesischen Puppentheaters. Das Bremer Übersee-Museum hat bekanntlich eine gut bestückte Ostasien-Abteilung, deren Wurzeln auf die engen, über Jahrhunderte gewachsenen Handelsbeziehungen der Hansestadt mit Asien zurückgehen.


Die Europa-Premiere „Die Nachtigall“ in Konzerthaus „Die Glocke“ am Donnerstag, 22. Februar beginnt um 20 Uhr. Info/Karten: Ticket-Service in der Glocke, Tel: 0421/33 66 99 und unter www.glocke.de