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Senatskanzlei

7. Bremer Solidaritätspreis geht an zwei Frauen aus Burundi

26.02.2001

Marguerite Barankitse und Melanie Ntahongendera leiten ein Waisenhaus –
Beispiel für Frieden und Verständigung

Heute (26. 2001) am Abend wurde im Bremer Rathaus zum 7. Mal der Bremer Solidaritätspreis verliehen. Die mit 10.000 Mark dotierte Auszeichnung geht in diesem Jahr an Marguerite Barankitse, 44 Jahre (links im Bild) und Melanie Ntahongendera (56) aus Burundi, hier zusammen mit Bürgermeister Dr. Henning Scherf vor der Preisverleihung. Die beiden Frauen – die eine Hutu, die andere Tutsi – leiten gemeinsam das Waisenhaus „La Maison Shalom“ in Ruyigi/Burundi. Dort werden ohne Ansehen und Zugehörigkeit zu einer bestimmten ethnischen Gruppe Kinder und Jugendliche betreut, die ihre Familien durch den gewaltsamen Konflikt in der Region verloren haben.

Der Bremer Solidaritätspreis wird seit 1988 alle zwei Jahre vom Bremer Senat verliehen. Mit ihm würdigt der Senat Personen und Gruppen, die sich gegen Kolonialismus und Rassismus und für Freiheit und Selbstbestimmung engagieren. Die Preisträger erhalten außer dem Geldbetrag eine Skulptur des Bremer Bildhauers Bernd Altenstein, der symbolisch die Bremer Stadtmusikanten als solidarisch Handelnde darstellt. Winni und Nelson Mandela waren die ersten, die diese Auszeichnung des Bremer Senats entgegennehmen konnten.

Marguerite Barankitse ist Kindergärtnerin und stammt aus einer Tutsi-Familie in Ruyigi. 1993 wurde sie von den Massakern überrascht und floh in die bischöfliche Residenz. Hier wurde sie unmittelbar Zeugin der Ermordung von 72 Menschen. Sie sah die vielen Kinder, deren Eltern vor ihren Augen umgebracht wurden und nahm sie in einer verlassenen katholischen Schule auf, der sie den Namen „Shalom“ gab. So entstand das Waisenhaus „La Maison Shalom“ mit zunächst 25 Hutu- und Tutsi-Kindern. Inzwischen leben dort einige hundert, ohne Ansehen der Zugehörigkeit zu einer bestimmten ethnischen Gruppe. Die Kinder werden von Hutus und Tutsis gemeinsam betreut.

Melanie Ntahongendera, in Ruyigi geboren, heiratete einen Pastor in Ruanda und galt fortan als Hutu. Ihr Mann und ihre vier Kinder wurden bei dem großen Massaker vor ihren Augen ermordet. Sie floh in ein großes Flüchtlingslager nach Ruanda. Dort wurden ihre beiden letzten Kinder von der ruandischen Armee getötet. Sie selber wurde vielfach vergewaltigt. 1997 wurde sie Lehrerin im Waisenhaus La Maison Shalom.

Einflussreiche Tutsi-Kreise haben immer wieder versucht, das Haus zu schließen und den Versöhnungsprozess zu stören. Dabei schreckten sie auch nicht vor Morddrohungen zurück. Das Haus wird u.a. von der Caritas, von UNICEF und auch von der deutschen Botschaft unterstützt. Es ist zu einem Begriff für Frieden und Verständigung geworden. Die beiden Frauen und ihr Werk stehen als Beispiel dafür. Das „Maison Shalom“ ist eine einmalige Einrichtung in einer Region, in der die Menschen von Hass, Verbitterung und Rache geprägt sind.