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"Lieber Fidel": Marita Lorenz unglaubliche Lebensgeschichte begann in Bremen

10.04.2001

Ehemalige Agentin möchte in die Hansestadt zurückkehren - Neu: Buch zum Film


Als "normal" kann man das Leben der Marita Lorenz ganz gewiss nicht bezeichnen. Bremens Bürgermeister Dr. Henning Scherf nennt es "eine unvergleichliche Geschichte", die die gebürtige Bremerin in ihrem Buch "Lieber Fidel" beschreibt. Es sind die Lebenserinnerungen der ehemaligen Geliebten Fidel Castros, die vom amerikanischen Geheimdienst CIA angeworben wird mit dem Auftrag, den Revolutionär zu ermorden. Ihre abenteuerliche, schier unglaublich klingende Lebensgeschichte ist kürzlich in einem Dokumentarfilm des Bremer Filmemachers Wilfried Hiusmann nachgezeichnet worden. Zu der nun vorliegenden, im List-Verlag erschienenen Publikation hat der Filmautor die in New York lebende Frau ermuntert und eigene Eindrücke mit Begegnungen wichtiger Zeitzeugen eingeflochten. Es ist ein eigenständiger, spannend geschriebener autobiographischer Roman, der zugleich den Dokumentarfilm ergänzt.


"Nie hab ich Deutschland vergessen", sagt Marita Lorenz heute. Gern würde sie nach Bremen, in ihre Heimatstadt, zurückkehren. Die einst wohlhabende Frau, die von sich selber sagt "Ich war eine glückliche Banditin", lebt heute von Sozialhilfe. Wilfried Hiusmann hat sie 1998 in einem Vorort von New York aufgespürt, sie zum Reden gebracht und ihre schillernde Biographie zunächst nicht glauben wollen. Doch eigene Recherchen in Kuba und Florida brachten ihn zu der Überzeugung: "Maritas Geschichte ist nicht erfunden". Sie ist vielmehr ein Politthriller - einer, der nun nachzulesen ist.


In dem mit dokumentarischen Fotos ausgestatteten Buch erfährt man, dass die Tochter des legendären Kapitäns des Norddeutschen Lloyds, Heinrich Lorenz, 1959 auf dessen Schiff nach Havanna kommt. Fidel Castro besichtigt das Schiff und verliebt sich augenblicklich in das schöne junge Mädchen, holt sie zu sich. Marita wird schwanger, muss ihr Kind aber abtreiben lassen. Sie verlässt Cuba, wird Agentin des amerikanischen Geheimdienstes. Den



Mord an Castro bringt sie "aus Liebe" nicht fertig, gerät in das Räderwerk des Kalten Krieges. Als Attentäterin ausgebildet, schmuggelt sie Waffen für die CIA. Später heiratet sie den Diktator Venezuelas, General Marcos, sie ist verwickelt in die Ermordung John F. Kennedys. Nach mehreren Mordanschlägen ist sie mit ihren beiden Kindern jahrelang auf der Flucht. "und spielt von da an ihr eigenes Spiel zwischen Geheimdiensten, Mafia und Exilkubanern", wie es im Buchtext heißt. 1978 bekommt sie von den USA die Immunität zugesichert.


"Mein Leben, meine Liebe, mein Verrat" ist der Untertitel des Buches, in dem dieses dramatische Leben nachzulesen ist. Der dem Buch zugrunde liegende Film "Lieber Fidel - Maritas Geschichte" wird am 16. April um 21.45 Uhr von der ARD im Fernsehen gesendet. Der Dokumentarstreifen ist bisher in rund 75 Kinos bundesweit gezeigt worden und wird auch im Ausland zu sehen sein.