19.04.2001
Neues touristisches Angebot in der Seestadt Bremerhaven
Moderne Häfen haben heute nichts mehr mit verklärter Seefahrt-Romantik zu tun. Das Geschäft an den Kajen ist knallhart, hier geben enge Fahrpläne und punktgenaue Logistik den Takt an. Doch die Faszination, die von der Schifffahrt ausgeht, scheint ungebrochen. Umso enttäuschter sind Touristen (aber auch Einheimische), wenn Hafenanlagen für "Unbefugte" tabu sind. In Bremerhaven gibt es für maritim begeisterte Sehleute jetzt ein attraktives Angebot: Ein Bus fährt mit den Besuchern durch den Container-Terminal. Ein Novum, denn bisher war der Terminal fürs Publikum aus Sicherheitsgründen nicht zugänglich. Täglich um 14 Uhr startet der Doppeldecker am Schaufenster Fischereihafen und eröffnet seinen Mitreisenden die faszinierende Welt der Häfen und des Schiffbaus. Die Reise führt auch zum Autoterminal und zur Lloyd-Werft.
Initiator ist die BIS Bremerhaven Touristik. Geld kam vom Bremer Senator für Wirtschaft und Häfen für den fahrbaren Untersatz, einen ausgedienten Berliner Doppeldecker-Bus, der mit 82 neuen Sitzen aufgemöbelt wurde, ein auffaltbares Dach und eine Lautsprecheranlage erhielt. So steht dem zweistündigen maritimen Vergnügen nichts mehr im Wege - und dem Interessierten erschließt sich die Arbeitswelt in der mit 2,4 Millionen Quadratmetern Stellfläche größten geschlossene Container-Anlage Europas. Immerhin können sich die Besucher von einer Hafenanlage beeindrucken lassen, die mit rund 3 Kilometern Kajenlänge insgesamt 10 Containerriesen Platz bietet. 19 Containerbrücken sind hier im Einsatz. Die Bremischen Häfen gehören längst zu den schnellsten der Welt. Beim Containerumschlag ist man in Bremen inzwischen Rekordergebnisse gewöhnt: Im vergangenen Jahr brachten die Bremischen Häfen es auf einen Containerumschlag von 27 Millionen Tonnen - eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr um 25 Prozent (98 % des Containerumschlags konzentrieren sich auf die Terminals an der Bremerhavener Stromkaje).
Nicht weniger eindrucksvoll dürfte für die Fahrgäste im "HafenBus" der Blick über die unzähligen Wagendächer sein, der sich ihnen im Autoterminal bietet. Bremerhaven ist nämlich Europas größte Auto-Drehscheibe. Nahezu alle führenden deutschen und europäischen Hersteller importieren und exportieren ihre Fahrzeuge via Bremerhaven, das jährlich von 1200 Auto-Carriern aus aller Welt angelaufen wird. So wurden im Jahr 2000 hier rund 1,1 Millionen Fahrzeuge umgeschlagen.
Der Einsatz des Hafenbusses ist übrigens eine von mehreren Etappen zur touristischen Erschließung des Überseehafens in Bremerhaven, die noch folgen werden. Dazu gehören die Verbesserung des Container-Aussichtsturmes an der Nordschleuse, der Bau von Aussichtsplattformen sowie neue Informations- und Aussichtspavillons.
