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Bunt, unkonventionell, aber auch sachlich und funktional: Das Design der 60er

22.05.2001

Bremer Focke-Museum präsentiert Einblicke und Rückblicke



"Ach ja" werden die einen sagen. "Echt stark" vermutlich die anderen. Die neue Ausstellung im Bremer Focke-Museum "die 60er" ist durchaus ein Knüller für Teenager. Für die von damals wegen des hohen Wiedererkennungswertes. Und für die von heute, weil das Design von damals irgendwie kultig ist. Zum Beispiel die aufblasbaren, bunten Kunststoffsessel. Poppig und schrill, unkonventionell und bisweilen utopisch, aber auch streng funktional, sachlich und "gut in Form" - zwischen diesen Positionen bewegen sich die Exponate, die in der bis zum 19. August laufenden Sonderausstellung zu sehen sind. Rund 170 Objekte - Möbel, Lampen und elektrische Haushaltsgeräte - sind zu besichtigen. Die Exponate sind Teil der Designsammlung der Bergischen Universität/Gesamthochschule Wuppertal. Zugleich bietet die Ausstellung aber auch einige typische Bremensien und ein ausgesprochen reichhaltiges Begleitprogramm.


Die Alltagskultur erlebte in den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts einen ersten Designboom. Gegen die biederen, überwiegend in dunklem Holz gehaltenen Wohnzimmereinrichtungen setzten damals aufmüpfige Designer einen bunten, unkonventionellen Stil. Möbel sollten fortan Spaß machen, phantasievolle Formen zulassen und einem neuen Lebensgefühl Ausdruck verleihen. Farbige Kunststoffe traten ihren Siegeszug an. Die Ausstellung präsentiert auch als eine Variante aus jener Zeit das italienische "Radical design" mit seinem unbekümmerten Angriff gegen eingefahrene Sitzgewohnheiten: Aus dem Sessel wird ein bunter Sack, der sich dem Körper anpasst. Viele Designer ließen sich damals, im Jahrzehnt der Raumfahrt mit der ersten Mondlandung, zu futuristisch anmutenden Wohnutopien anregen. Auch daran erinnert die Schau, beispielsweise mit den kugelförmigen, dem Astronautenhelm nachempfundenen Sesseln, Leuchten und Fernsehern.


Im Mittelpunkt freilich steht das beeindruckende Raum-Kunstwerk des dänischen Architekten Verner Panton, die begehbare "Phantasy Landscape". Es ist eine Art Liegelandschaft. Boden, Wände und Decken sind nahezu erotisch modelliert. Die in Blau- und Rottönen gehaltene Höhle suggeriert magische Kraft und psychedelischen Rausch. Hier kann der Besucher verweilen, sich entspannen und den 60er Jahren nachspüren. Freilich gab es auch in der damaligen Zeit die sogenannte "gute Form". Die Produkte der Hochschule für Gestaltung in Ulm und verschiedener Firmen wie Braun oder Olivetti sind ebenso nüchtern wie sachgemäß, Kaffeemühle, klappbares Telefon, Diaprojektor Rasierer und Handmixer langlebig und zugleich von beeindruckender Gepflegtheit.


Wer sich insbesondere für das interessiert, was in Bremen die 60er Jahre prägte, wird vor allem von einer Dia-Schau und einer CD-Rom bedient, die die Radio Bremen-Tochter asap produziert hat. Hier kann man sich die besten Videoclips aus dem damaligen Beatclub zu Gemüte führen oder sich Mithilfe von 200 Bild- und 50 Tondokumenten auf eine Zeitreise in die 60er begeben. Zahlreiche Vorträge zur Werbung, Kunst oder Architektur in das 60ern, ein Filmfest mit legendären Streifen jener Jahre sowie ein Veranstaltungsreigen des Bremer Theaters zum Thema "Die wilden 60er" und spezielle Führungen im Neuen Museum Weserburg gehören zu dem umfangreichen Beiprogramm, das diese Ausstellung begleitet.


Das Focke-Museum, Bremer Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, ist dienstags von 10-21 Uhr, mittwochs bis sonntags von 10-17 Uhr geöffnet. Pfingstsonntag und Pfingstmontag von 10-17 Uhr.