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Die Senatorin für Bau, Mobilität und Stadtentwicklung

CO2 Monitoring zeigt Erfolge und Probleme beim Klimaschutz in Bremen

"Es gibt noch sehr viel zu tun"

23.05.2013

Der Senator für Umwelt, Bau und Verkehr hat heute, 23. Mai 2013, konkrete Zahlen zur Entwicklung der CO2-Emissionen in Bremen und Bremerhaven für den Zeitraum 1990 bis 2010 veröffentlicht. Damit startet das CO2-Monitoring, mit dem die Emissionen ab sofort jährlich berechnet und veröffentlicht werden. "In Zukunft können wir die Entwicklung kontinuierlich beobachten, Stärken und Schwächen im Klimaschutz erkennen und dies für die Optimierung und die Entwicklung neuer Klimaschutzmaßnahmen nutzen", sagte Umweltsenator Joachim Lohse bei der Vorstellung der Zahlen.

Insgesamt hat sich der jährliche Ausstoß des klimaschädlichen Treibhausgases CO2 bis 2010 um 573.000 Tonnen oder 8,3 Prozent gegenüber 1990 verringert. Die größte Minderung wurde mit gut 35 Prozent bei der Wärmeversorgung von Gebäuden erreicht. In anderen Energieverbrauchssektoren sind die CO2-Emissionen weniger stark gesunken oder sogar angestiegen. "Das zeigt, es gibt auf allen Ebenen noch sehr viel zu tun", so Lohse. "Auch wenn die Entwicklungen der letzten zweieinhalb Jahre dabei noch nicht berücksichtigt sind und einzelne Bereiche wie die Gebäudesanierung und der Ausbau erneuerbarer Energien sehr positiv herausstechen, so kann man mit dem Ergebnis keinesfalls zufrieden sein." Lohse kündigte an, mit der anstehenden Fortschreibung des KEP 2020 eine systematische Bestandsaufnahme der bisher durchgeführten und geplanten Klimaschutzmaßnahmen sowie Vorschläge für zusätzliche Maßnahmen vorzulegen. Darüber hinaus hält Lohse es für nötig, die Diskussion über die künftige Stromerzeugung in Bremen zu intensivieren. "Eine stark auf Kohle basierende Energieerzeugung ist auf Dauer mit dem erforderlichen Klimaschutz nicht vereinbar", sagt Lohse.

Ein Stadtstaat wie Bremen hat im Klimaschutz jedoch nur begrenzte Möglichkeiten, selbst zu steuern. "Nur mit einer ambitionierten Klimapolitik auf nationaler und europäischer Ebene können die Bundesländer und die Kommunen in die Lage gebracht werden, ihren Beitrag zum Klimaschutz zu leisten und ihre eigenen Klimaziele erreichen", so Lohse. Bisher fehle eine klare nationale Linie für die Energiewende ebenso wie ein wirksamer Emissionshandel und eine wirksame Umsetzung der EU-Effizienzrichtlinie in nationales Recht. Auch müssten die Bundesmittel für die sehr effektiv wirkende energetische Sanierung von Gebäuden deutlich aufgestockt werden.

Die Monitoring-Ergebnisse im Einzelnen
Die Entwicklung der CO2-Emissionen im Land Bremen ist das Ergebnis heterogener und zum Teil gegenläufiger Entwicklungen der CO2-Emissionen in den einzelnen Verbrauchssektoren. Die absolut und prozentual größte Minderung der CO2-Emissionen wurde bei der Wärmeversorgung von Gebäuden erreicht. Dort lagen die CO2-Emissionen im Jahr 2010 um rund 760.000 Tonnen unter dem Niveau des Basisjahres 1990 (minus 35,5 Prozent). Dies ist überwiegend darauf zurückzuführen, dass der Energieverbrauch für die Wärmeversorgung von Gebäuden im Jahr 2010 um rund 26 Prozent niedriger war als 1990. Hierin zeigt sich direkt der Erfolg der Maßnahmen zur energetischen Sanierung von Gebäuden. Darüber hinaus hat der Wandel der Energieträgerstruktur zur Minderung der CO2-Emissionen beigetragen: Während der Heizölanteil von 1990 bis 2010 von annähernd 50 Prozent auf rund 25 Prozent zurückgegangen ist, hat sich der Erdgasanteil von 35 auf 54 Prozent erhöht. Gleichzeitig hat sich der Anteil der Fernwärme von unter 6 Prozent auf knapp 13 Prozent mehr als verdoppelt.

Die rückläufige Entwicklung der CO2-Emissionen im Gebäudebereich spiegelt neben allgemeinen Entwicklungstrends auch die Wirkungen kontinuierlicher Klimaschutzmaßnahmen auf der Ebene des Landes und der Kommunen wieder. So fördert der Senator für Umwelt, Bau und Verkehr die Wärmedämmung von privaten Wohngebäuden bereits seit 1993 mit dem Programm ‚Wärmeschutz im Wohngebäudebestand‘. Im Zeitraum bis Ende 2012 wurden in diesem Rahmen rund 8.500 Wärmeschutzprojekte mit Fördermitteln des Landes Bremen von mehr als 15 Millionen Euro unterstützt. Insbesondere die kommunalen Wohnungsbauunternehmen haben kontinuierlich in die energetische Sanierung ihres Wohnungsbestandes investiert. Auch die vielfältigen Aktivitäten der Bremer Klimaschutzagentur ‚energiekonsens‘ für Motivation, Information und Beratung von Hauseigentümern haben zur Minderung der CO2-Emissionen im Gebäudebereich beigetragen.

Dem Gebäudesektor stehen zwei Bereiche gegenüber, in denen die CO2-Emissionen im Vergleich zum Basisjahr angestiegen sind. Dies betrifft zunächst den Sektor "Sonstige Wirtschaftszweige" des Verarbeitenden Gewerbes: Hier lagen die CO2-Emissionen im Jahr 2010 um rund 260.000 Tonnen über dem Niveau des Basisjahres 1990 (plus 80 Prozent). Dieser starke Anstieg ist im Wesentlichen auf die Ausweitung der Abfallverbrennung am Standort Bremen zurückzuführen. Hier liegen jedoch auch Potenziale zur Minderung der CO2-Emissionen, die zum Teil bereits genutzt werden. Beispiele hierfür sind die Stromerzeugung im Mittelkalorikkraftwerk am Standort Hafen sowie die deutliche Steigerung der Stromerzeugung im Müllheizkraftwerk Bremen.

Ebenfalls gestiegen sind die CO2-Emissionen aus dem Stromverbrauch des Sektors "Haushalte, Gewerbe, Handel, Dienstleistungen, übrige Verbraucher", die im Jahr 2010 um rund 120.000 Tonnen über dem Niveau des Basisjahres 1990 lagen (plus sieben Prozent). Dieses Ergebnis zeigt, dass der Strombereich für die künftige Entwicklung der CO2-Emissionen von zentraler Bedeutung ist. Eine Minderung der CO2-Emissionen kann hier zum einen durch stromsparende Maßnahmen, zum anderen durch Umstellung auf klimafreundlichere Methoden der Stromerzeugung erfolgen.
Im Bereich der Stromerzeugung sind in den letzten Jahren bereits erhebliche Anstrengungen unternommen worden, die sich jedoch in den vorliegenden CO2-Bilanzen bis 2010 noch nicht auswirken.
Dies sind insbesondere

  • der weitere Ausbau der Windkraftnutzung im Land Bremen,
  • der Neubau des Wasserkraftwerks am Weserwehr Bremen,
  • die Optimierung der Stromerzeugung im Müllheizkraftwerk Bremen,
  • der Neubau eines GuD-Kraftwerks durch die swb-Gruppe am Standort Mittelsbüren.

Diese und weitere Maßnahmen im Bereich der Stromerzeugung werden die spezifischen CO2-Emissionen des bremischen Strommixes in den nächsten Jahren erheblich senken. In der Folge werden sich die CO2-Bilanzen für das Land Bremen spürbar verbessern, nach überschlägigen Berechnungen in einer Größenordnung von 300.000 bis 400.000 Jahrestonnen CO2. Dies entspricht ungefähr einer zusätzlichen CO2-Minderung um 4 bis 6 Prozentpunkte.

In den übrigen Energieverbrauchssektoren sind die CO2-Emissionen leicht bis moderat gesunken. Im Verarbeitenden Gewerbe (ohne Sonstige Wirtschaftszweige) lagen die CO2-Emisionen im Jahr 2010 um 28.000 Tonnen unter dem Niveau von 1990 (minus 2,6 Prozent). "In diesen Zahlen spiegelt sich natürlich auch die für Bremen erfreuliche konjunkturelle Entwicklung wider", so Lohse. "Es gibt bei den Unternehmen aber mit Sicherheit noch erhebliche CO2-Einsparpotenziale, die sich vielfach auch ökonomisch rechnen werden." Lohse wird deshalb auf die Bremer Handelskammer zugehen, um – aufbauend auf der bereits bestehenden "Partnerschaft Umwelt Unternehmen" – gemeinsame verstärkte Anstrengungen zum wirksamen Klimaschutz in Unternehmen zu unternehmen.
Für den Verkehrssektor zeigen die vorliegenden CO2-Bilanzen von 1990 bis 2010 einen Rückgang der CO2-Emissionen um 163.000 Tonnen (minus 10,0 Prozent). Lohse hierzu: "Die Anstrengungen zur Verkehrsverlagerung vom motorisierten Individualverkehr auf den Umweltverbund aus ÖPNV und Radverkehr sind richtig und werden fortgesetzt." Zugleich zeigt sich gerade im Verkehrssektor, wie wichtig eine konsequente europäische und nationale Klimaschutzpolitik ist, da Bremen als einzelnes Bundesland keinen Einfluss auf die CO2-Emissionswerte von Kraftfahrzeugen nehmen kann.

Zur Methodik:
Das Kernelement des neuen Monitoringsystems sind jährliche CO2-Bilanzen für das Land Bremen und die Städte Bremen und Bremerhaven, die vom Statistischen Landesamt auf der Grundlage einer Kooperationsvereinbarung mit dem Senator für Umwelt, Bau und Verkehr erstellt werden. Die Berechnung der CO2-Emissionen erfolgt nach der Methodik der Energie- und Klimaschutzszenarien, die zur Vorbereitung des Klimaschutz- und Energieprogramms (KEP) 2020 von einem externen Gutachterteam erarbeitet worden waren. Damit sind die Ergebnisse des CO2-Monitorings unmittelbar mit den Zielen und Szenarien des KEP 2020 vergleichbar.
Datengrundlage der CO2-Bilanzen sind die jährlichen Energiebilanzen, die vom Statistischen Landesamt seit vielen Jahren für das Land Bremen und seine beiden Stadtgemeinden erstellt werden. Wegen des erheblichen Zeitbedarfs für die Erhebung und Sammlung der energiestatistischen Primärdaten können die Energiebilanzen nur mit einer gewissen Zeitverzögerung erstellt werden. Aus diesem Grunde liegen die Ergebnisse des CO2-Monitorings zurzeit nur für das Basisjahr 1990 sowie für die Jahre 2005 bis 2010 vor. Ergebnisse für das Jahr 2011 werden im Herbst dieses Jahres erwartet, für 2012 dann ein Jahr später.