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Senatskanzlei

Bundespräsident Joachim Gauck beeindruckt vom Wandel in Bremen und Bremerhaven

21.05.2013

"Wir freuen uns sehr über Ihren Besuch" – als Bürgermeister Jens Böhrnsen heute Mittag (21.5.2013) Bundespräsident Joachim Gauck und seine Lebensgefährtin Daniela Schadt unter großer Medienbegleitung im Kaminzimmer des Bremer Rathauses offiziell begrüßte, hatten beide schon ein spannendes Programm in der Seestadt Bremerhaven hinter sich. "Ich weiß, wie vertraut Ihnen Bremen ist, Sie waren ja auch schon im Rathaus – aber heute zum ersten Mal als Staatsoberhaupt", sagte Böhrnsen. Bevor Joachim Gauck mit Schwung seinen Namenszug in das Goldene Buch der Stadt eintrug, fand er lobende Worte dafür, wie Bremen nach schwierigen Krisenjahren seinen Aufschwung bewältigt habe. Er gestand ein, dass er mit einem größeren Bewusstsein für die Probleme als für die Erfolge Bremens gekommen sei. Das Zusammenwirken von Politik Wirtschaft und Wissenschaft sei jedoch sehr beeindruckend. Zugleich hob er hervor, wie sehr sich Bremen um starke Bürgerbeteiligung bemühe. Als Gastgeschenk überreichte Bürgermeister Böhrnsen dem Bundespräsidenten einen silbernen Bremer Schlüssel sowie Daniela Schadt eine Sammlung von originalgetreuen Zeitungskopien aus vier Jahrhunderten.

Bundespräsident Joachim Gauck beim Eintrag in das Goldene Buch der Freien Hansestadt Bremen
Bundespräsident Joachim Gauck beim Eintrag in das Goldene Buch der Freien Hansestadt Bremen

Mit dem Eintrag ins Goldene Buch der Stadt und einem anschließenden Treffen mit Senatsmitgliedern läutete der Bundespräsident sein Programm in der Hansestadt ein. Nach einem Empfang in der Bremischen Bürgerschaft durch Bürgerschaftspräsident Christian Weber und einem Essen, das Auszubildende der Werkschule Hemelingen und Umschülerinnen und Umschüler der Akademie Überlingen kochten und servierten, fuhr der Bundespräsident gemeinsam mit Bürgermeister Jens Böhrnsen und weiterer Begleitung nach Osterholz-Tenever. Hier konnte er den Wandel eines städtischen Quartiers erleben, das sich von einem architektonisch misslungenen, sozial benachteiligten Viertel unter großer Bürgerbeteiligung zu einem inzwischen lebenswerten Ort mit zahlreichen Projekten und Initiativen für die Bewohnerinnen und Bewohner gewandelt hat.

Gesprächsrunde mit dem Bundespräsidenten in Tenever
Gesprächsrunde mit dem Bundespräsidenten in Osterholz-Tenever

Gern und begeistert nutzten zahlreiche Aktive im OTe-Zentrum die Gelegenheit, ihre zumeist ehrenamtliche Arbeit vorzustellen. Darunter das ambitionierte Sportprojekt 325-Hood-Training: Hier arbeiten junge Leute mit Kindern und jungen Menschen, um sie – unter anderem durch Kampfsport – zu einem verantwortungsvollen Umgang mit anderen zu motivieren. Sie verblüfften den Bundespräsidenten ebenso wie Bürgermeister Böhrnsen und zahlreiche weitere Gäste mit Einlagen ihres Könnens. Gerührt verfolgten alle auch die musikalischen Einlagen von Schülerinnen und Schülern der Klassen 2-4 der Grundschule Ellenerbrookweg.

Mit großem Interesse ließ sich das Staatsoberhaupt unter anderem auch die Arbeit des Mütterzentrums erläutern, das Frauen beim Wiedereinstieg in den Beruf hilft und Fortbildungen anbietet. Und nicht zuletzt nahmen in einem lockeren Rundgespräch einige Engagierte die Gelegenheit wahr, dem Bundespräsidenten ihre Wünsche für weitere Verbesserungen im Stadtteil vorzustellen, beispielsweise den Wunsch nach besserer ärztlicher Versorgung.

Sichtlich angetan zeigte sich Joachim Gauck auch von dem Projekt der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen und der Gesamtschule Bremen-Ost. Sie waren 2009 für ihr Engagement, die Jugendlichen in Osterholz-Tenever nach dem Motto "Du hast eine Wahl" für Musik zu begeistern, mit dem "Echo-Klassik für Nachwuchsförderung" ausgezeichnet worden. Mit dem Einzug in die Schule hat sich das Orchester zur Aufgabe gemacht, die oftmals schwierigen Lebensbedingungen und Zukunftsperspektiven der Kinder und Jugendlichen zu verbessern. Gemeinsame Projekte mit den Schülern stehen regelmäßig auf dem Stundenplan und Kontakte mit Orchester-Musikern gehören mittlerweile zum Schulalltag.
"Du hast immer eine Wahl – das ist auch meine politische Richtung", sagte Gauck. Nicht abzuwarten, sondern die Dinge selber in die Hand zu nehmen wie hier in diesem Stadtteil – das sei einfach toll.

"Die Demokratie atmet, wenn es im Land Bürgerinnen und Bürger gibt, die sich selber engagieren und nicht auf ein Kommando warten" – das bekräftigte der Bundespräsident auch noch einmal während des abschließenden Bürgerempfanges im Bremer Rathaus. Hier würdigte er gemeinsam mit Bürgermeister Jens Böhrnsen Menschen, die sich auf unterschiedlichste Weise für andere einsetzen. Böhrnsen: "Diese Menschen, die ganz selbstverständlich ihre freie Zeit und ihre Fähigkeiten für andere zur Verfügung stellen, sorgen für ein besseres Zusammenleben und den Zusammenhalt der Gesellschaft. Sie sind der wahre Reichtum unserer Städte Bremen und Bremerhaven."

Bürgermeister Jens Böhrnsen beim Bürgerempfang in der Oberen Rathaushalle
Bürgermeister Jens Böhrnsen begrüßt den Bundespräsidenten und die Gäste beim Bürgerempfang in der Oberen Rathaushalle

Wasser, Wind und Wandel

Bei seinem Besuch in Bremerhaven am Vormittag hatte der Bundespräsident sich gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin höchst interessiert mit "Wasser, Wind und Wandel" auseinandergesetzt. Unter diesem Motto stand sein Antrittsbesuch in Bremens Schwesterstadt, der ihn in das Klimahause und in die Firma Weserwind als Produktionsstätte für Fundamente in der Offshore-Windenergiebranche führte. Außerdem traf sich der Bundespräsident mit Vertretern des Bremerhavener Alfred-Wegener-Instituts sowie zu Gesprächen mit Firmen aus der Offshore-Windenergieproduktion.

In Bremerhaven hatten ihn Bürgermeister Jens Böhrnsen, der Bremerhavener Oberbürgermeister Melf Grantz sowie Stadtverordnetenvorsteher Artur Beneken herzlich begrüßt. Beim anschließenden Gang durch das Klimahaus informierte sich Joachim Gauck über die Inhalte der Wissenschaftsausstellung sowie bei der Direktorin des Bremerhavener Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung, Professor. Dr. Karin Lochte, über die Forschungsarbeit des Instituts und die Kooperationen mit dem Klimahaus. “Das ist schon ein besonderes Erlebnis bei Ihnen hier im Klimahaus“ sagte Gauck. „Ich hatte eine wissenschaftliche Unterweisung erwartet“, sagte. Nun sei er beeindruckt, wie gut und nachvollziehbar für jeden die Zusammenhänge des Klimageschehens erklärt würden.

Zu Besuch bei der WeserWind GmbH
Zu Besuch bei der WeserWind GmbH

Beim anschließenden Eintrag ins Goldene Buch der Stadt Bremerhaven hob der Bundespräsident den sichtbaren Strukturwandel Bremerhavens in der Wirtschaft, in der Wissenschaft und im Tourismus nach der Fischerei- und Werftenkrise lobend hervor. Mutig seien Investitionen getätigt und nach neuen Anfängen gesucht worden. Zuvor hatte der Bremerhavener Oberbürgermeister Melf Grantz in seiner Begrüßungsrede auf die Bedeutung Bremerhavens als Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort speziell in der Windenergieindustrie und der Klimaforschung hingewiesen. Bremerhaven, so Grantz, habe durch den Ausbau der Windenergiebranche bundesweit und auch international auf sich aufmerksam gemacht. "Von dieser positiven Entwicklung profitiert auch Deutschland im Zuge der Energiewende und dies muss auf Bundesebene entsprechend gefördert und unterstützt werden", betonte Oberbürgermeister Melf Grantz.

Passend zum Thema hohen Besuches hatte das Protokoll einen Abstecher zur Firma Weserwind organisiert, die gigantische Stahlfundamente für Offshore-Windräder herstellt. Die rund 700 Tonnen schweren, dreibeinigen Kolosse werden von Bremerhaven aus mit Spezialschiffen auf die Nordsee gebracht, wo sie als Halterung für Offshore-Windräder im Meeresboden verankert werden . "Die Energiewende ist längst nicht geschafft. Es braucht noch viel Kreativität und Einsatz, um die entstehenden Kosten zu schultern", sagte Joachim Gauck. Wie das Thema Windkraft in Bremerhaven bewegt werde, sei etwas ganz Besonderes.

Weitere Impressionen des Bundespräsidentenbesuches finden sich in unserer Bildergalerie

Fotos: Anja Raschdorf, Pressestelle des Senats