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Der Senator für Kultur

Die Stiftung „Bremer Bildhauerpreis – Rolandpreis für Kunst im öffentlichen Raum“ trauert um ihren langjährigen Vorsitzenden Prof. Lothar Romain

21.07.2005


Am vergangenen Donnerstag, dem 14. Juli 2005, ist der Präsident der Universität der Künste Berlin, Prof. Lothar Romain, im Alter von 61 Jahren verstorben. Die Kunstwelt trauert um einen ungewöhnlichen Kunsthistoriker, der als Kunstwissenschaftler, Ausstellungsmacher und Kulturmanager seit den siebziger Jahren die Entwicklung der aktuellen zeitgenössischen Kunst in Deutschland prägte.


Lothar Romain studierte in Köln Kunstgeschichte, Germanistik, Theaterwissenschaften und Philosophie. Er war zunächst journalistisch und politisch tätig, u.a. beim Südwestfunk Baden –Baden und dem WDR sowie beim SPD-Organ „Vorwärts“. 1977 war er zusammen mit Manfred Schneckenburger verantwortlich für das Konzept der documenta 6 und künstlerischer Beirat der documenta 8. Von 1992 bis 1996 vertrat Lothar Romain als Lehrstuhlinhaber die Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts an der Akademie für Bildende Künste München. Seit 1996 bis zu seinem Tode war er Präsident der Universität der Künste Berlin. Er war Sprecher aller deutscher Kunstakademien, Mitglied der Akademie der Künste Berlin und seit 2005 Rundfunkratsvorsitzender des RBB.


Romain hat zahlreiche Bücher und Kataloge über Kunst und Künstler des 20. Jahrhunderts verfasst und herausgegeben. Er war Herausgeber und verantwortlicher Redakteur von „ Das Kritische Künstlerlexikon für Gegenwartskunst “, einem einzigartigen lexikographischen Kompendium zeitgenössischer Künstler. Als Kurator betreute er z.B. 1986 den ersten Rückblick auf Positionen bundesrepublikanischer Malerei in der damaligen DDR und 1990 die große Skulpturenausstellung „Bis Jetzt“ mit Großplastiken im öffentlichen Raum in Hannover.


Lothar Romain war ein Visionär von mitreißender Tatkraft. Er war zutiefst davon überzeugt, dass die hervorragende Vermittlung der Künste und der zu ihnen gehörenden Wissenschaften zu den vornehmsten Aufgaben eines zivilisierten Gemeinwesens gehört. Die Kunst im öffentlichen Raum lag ihm in besonderer Weise am Herzen und deshalb auch die Freie Hansestadt Bremen, die 1973 als erstes Bundesland „Kunst im öffentlichen Raum“ als kommunalpolitisches Programm durch die Bürgerschaft verabschieden ließ. Seit dieser Zeit war Lothar Romain einer der wichtigsten Gesprächspartner, ein engagierter Unterstützer und ein Mentor des Bremer Programms von Kunst im öffentlichen Raum. Er war mit Manfred Schneckenburger der geistige Vater der Zeitschrift „Orte – Kunst für öffentliche Räume“, die in Bremen Anfang der neunziger Jahre herausgegeben wurde und für einige Zeit das zentrale Kommunikationsorgan über die öffentliche Kunst in Deutschland war. In zahlreichen Aufsätzen reflektierte er die öffentliche Kunst in Bremen und trug maßgeblich dazu bei, dass das Bremer Modell überregional beachtet wurde.


Seit 1989 war Lothar Romain Vorsitzender der Stiftung „Bremer Bildhauerpreis – Rolandpreis für Kunst im öffentlichen Raum“. Der Rolandpreis ist als Auszeichnung für Künstlerinnen und Künstler gedacht, die mit ihren Arbeiten neue Denk- und Aktionsfelder für die Kunst im öffentlichen Raum erschließen. Es ist Lothar Romain gewesen, der dem Preis zu seiner internationalen Akzeptanz verhalf, indem er immer wieder darauf bestand, dass „das Programm des Preises mit ihren Arbeiten von den Künstlerinnen und Künstlern selbst geschrieben wird “.


Mit Lothar Romain verliert die Stiftung „Bremer Bildhauerpreis – Rolandpreis für Kunst im öffentlichen Raum“ einen visionären und durchsetzungsfähigen Vorsitzenden und einen feinfühligen und liebenswerten Menschen.