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Der Senator für Kultur

Kunst und Kultur bis nach Mitternacht

08.06.2005

Elf Bremer Museen locken mit vielfältigen Aktionen und spannenden Programmen

Elf Museen in einem Rutsch: Das ist natürlich nicht zu schaffen. Ist auch gar nicht Sinn der Langen Nacht der Bremer Museen. Am kommenden Sonnabend, dem 11. Juni wird sie zum fünften Mal um Punkt 18 Uhr in der Hansestadt anbrechen. Und eines ist gewiss: Ohne den persönlichen Fahrplan durch die Angebote von Kunst und Kultur bis um 1 Uhr des nächsten Tages wird es wohl kaum gehen. Zu umfangreich, zu abwechslungsreich und spannend sind all die großen und kleinen Attraktionen, die sich die einzelnen Häuser ganz speziell für diesen Abend ausgedacht haben. Damit es nicht zu anstrengend und hektisch wird, kann man sich im 15-Minuten-Takt von der Bremer Straßenbahn AG von Station zu Station chauffieren lassen. Auch Shuttle-Busse werden im Einsatz sein.


So unterschiedlich die elf Museen auch sind – für diesen besonderen Tag gibt es ein verbindendes Motto: Museen als Forschungseinrichtungen. Ein solcher Tag lässt dem Museum einmal genügend Spielraum zu zeigen, was sonst eher im Verborgenen bleibt: Der Blick etwa in die Archive oder auf die mühsame und aufwändige Arbeit eines Restaurators. Nach welchem Muster ist eigentlich die Ausstellung aufgebaut? Wie kommt die Entscheidung über eine Neubeschaffung zustande? Solche Fragen haben bei der Nacht der Museen ihren Platz und werden natürlich auch beantwortet – mit pfiffigen Ideen, in unterhaltsamen Szenen und mit kompetentem Sachverstand.


Beispiel Hafenmuseum Speicher XI, das jüngste im Reigen der Bremer Museen. Hier werden u.a. für die Besucherinnen und Besucher Figuren und Objekte aus der Präsentation zum Leben erweckt. Wer’s mag, kann den Lebensweg von Hafenarbeitern folgen oder zum Ausklang seines Rundganges in einer kleinen nachgebauten Hafenkneipe entspannen. Ziemlich maritim geprägt ist auch die lange Nacht im Focke Museum mit der Sonderausstellung „Aus Sturm und Not“. Dazu gehört eine große historische Seefahrt auf der Bühne im Park.


Kaum etwas ist packender und leichter zu erinnern als sinnliche Erfahrung. Diese Erkenntnis wollen sich die Mitarbeiter in der Schulgeschichtlichen Sammlung nutzbar machen und schicken ihre Gäste u.a. mit Taschenlampen auf Spurensuche durch einen Erdbunker. Wer mag, kann auch Schiebewurst und buntes Huhn probieren: Schule hatte viele Gesichter, und Kindheit einen eigenen Geschmack.


Kunst, die Wissen schafft: Dieses schöne Wortspiel passt ausgezeichnet auf den Abend im Neuen Museum Weserburg. In drei wissenschaftlichen Präsentationen wird hier exemplarisch gezeigt, was ein Archiv und Studierzentrum für Künstlerpublikationen eigentlich so macht. Zwei schräge Figuren im Strudel der modernen Welt suchen in den Räumen des Museums derweil nach Rezepten für Glück und Ewigkeit – gemeinsam mit den Besuchern, versteht sich. Wie auch in anderen Häusern, gibt es am frühen Abend natürlich auch Specials für Kinder. Hier können sich die Jüngsten unter pädagogischer Anleitung auf die Spuren von Künstlern begeben.


Die Kunstsammlungen in der Böttcherstraße wollen während der langen Nacht ihre Besucherschar auf eine Detektivreise schicken. Hat Ludwig Roselius einen echten Dürer gekauft? Stimmt die Marktszene mit den alten Bauern aus dem 16. Jahrhundert? Solche Fragen stehen zur Beantwortung an – und dazu gibt es natürlich Führungen durchs Haus, Musik und Lesungen etwa mit Texten von Paula Modersohn Becker.


Sie arbeiten mit Lupen, Lampen und viel Geduld: Im Bremer Dom Museum zeigen an diesem Abend die Textilarchäologinnen, wie akribisch und sorgfältig sie uralte Textilien restaurieren. Das macht Sinn, denn im Dom Museum werden ja Funde aus den Bischofsgräbern aufbewahrt. Wer mag, kann spätabends die 265 Stufen des Südturms hinaufsteigen und den Blick auf das nächtliche Bremen genießen – nur möglich bei der langen Nacht der Museen!


Wie international bedeutsam die Forschung im Museum sein kann, machen Wissenschaftlerinnen der Kunsthalle Bremen an diesem besonderen Tag deutlich. Sie präsentieren –hochaktuell und eindrucksvoll- ihre neusten Erkenntnisse über ein mögliches Tryptichon von Albrecht Dürer und stellen ihre verblüffenden Ergebnisse bei der Restaurierung des Gemäldes Camille von Claude Monet vor. Eher futuristisch angehaucht ist dagegen das Programm im Wilhelm Wagenfeld Haus gegenüber. In einer exclusiven Schau nur für diesen Abend sind Roboter am Werk – im Rettungseinsatz oder als musizierendes Orchester. Man darf gespannt sein auf diesen ungewöhnlichen Ohren- und Augenschmaus.


Einen faszinierenden Parcours der Sinne hat das Übersee-Museum zusammengestellt und erwartet viele, die sich gern auf diese Erfahrung einlassen möchte. Zudem präsentieren bei dieser vielseitigen Museumsnacht Wissenschaftler ihre Lieblingsprojekte und erleuchten die Wege, auf denen manches Juwel in das Haus gekommen ist. Und Kinder werden an diesem Abend ebenso in ein weltumspannendes Fadenspiel eingewickelt wie Erwachsene – also aufgepasst!


Das Gerhard Marcks Haus setzt einmal mehr auf Kreativität und Ausprobieren. Auf seiner schönen Terrasse zeigt die Bildhauerin Erika Plamann, wie sich aus Ton und Wachs allerlei Figuren zaubern lassen. Auch in diesem Haus ist der seltene Blick hinter die Kulissen möglich – nämlich in das umfangreiche Depot. Für das Krankenhausmuseum im Osten Bremens (Haus im Park und Galerie im Park) haben sich u.a. Autoren der Zeitschrift Irrtu(r)m für Lesungen angesagt, und natürlich sind neben vielen weiteren Angeboten auch Führungen durch den idyllischen Park des Krankenhauses möglich.


Nahezu alle elf Einrichtungen ergänzen ihre Führungen, Präsentationen und Specials für diese Nacht mit ausgesuchten musikalischen Darbietungen, literarischen Einlagen und natürlich allerlei Gaumenfreuden. Bunte Armbändchen sind die Eintrittskarte, sie gelten auch als Fahrkarten für Bahnen und Busse. Die Singlekarte kostet neun Euro (mit der Abo-Card des Weser-Kuriers und der Bremer Nachrichten sechs), die Familienkarte 18 Euro ( mit AboCard zwölf Euro).