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Bundesland Bremen

Kunst, Kinder, Karriere: 27 Künstlerinnen äußern sich zum Thema

27.02.2004

Neue Ausstellung „doublebind“ im Paula Modersohn-Becker Museum

Frauen mit Kindern bewegen sich zumeist auf schmalem Grat zwischen ihrer Arbeit und der Familie. Ein Thema – nicht neu, aber unvermindert aktuell. Jetzt steht es im Mittelpunkt einer bemerkenswerten Ausstellung im Bremer Paula Modersohn-Becker Museum: 27 Künstlerinnen werden in der Schau vorgestellt, die das Spannungsfeld zwischen ihrer künstlerischen Tätigkeit und ihrer Mutterschaft auf sehr individuelle Weise reflektiert haben. Gezeigt werden die Arbeiten unter dem Titel „doublebind. kunst kinder karriere“ in einer ebenso spannenden wie unmittelbar ansprechenden Präsentation, die vom 29. Februar bis zum 9. Mai zu sehen ist.


Signe Theill, Kuratorin des Projekts, hat die bereits in Berlin mit großem Erfolg gelaufene Ausstellung für Bremen neu überarbeitet. Mit Werken arrivierter Künstlerinnen aus den 70er Jahren wie Valie Export, Louise Bourgeois oder Ulrike Rosenbach, die sich schon in den 70er Jahren mit dem Thema der Künstlerin als Mutter auseinandergesetzt und teilweise ganze Arbeitszyklen entworfen haben. Zehn jüngere Künstlerinnen haben überdies Arbeiten speziell für diese Ausstellung realisiert.


Wer durch die verschiedenen Räume Im Paula Modersohn-Becker Museum wandert, kann leicht über die wie zufällig verstreuten Babys stolpern. Sibylle Hofter hat die Gummipüppchen geschaffen und macht deutlich: Kinder können auch als störend empfunden werden. „Ich fand es völlig daneben, dass Leute ihre Kinder auf Ausstellungen mitnahmen“, sagt sie. „Als ich das erste Mal mit Kindern unterwegs war, habe ich verstanden, warum sie mitgenommen werden: Weil man einfach keine Zeit mehr hat“.


Viele Künstlerinnen haben ihre Kinder, haben Situationen und persönliche Erfahrungen in ihre Werke einbezogen: In den Bildern, den Videoinstallationen, auf Fotos oder in Filmen sind sie präsent. Ein Kind stampft und singt und knetet Lehm eine Welt – Blan Ryan hat dies zu einem Schöpfungsmythos transformiert. Käthe Kruse hat einen bunten Teppich geschaffen und ihn „Neun Monate“ betitelt. „ Man schafft sich einen Teppich an, wenn man Kinder kriegt“, sagt sie dazu. Zwei Beispiele für den Umgang mit der Thematik, die bisher fast nie als eigenes Sujet begriffen wurde. In der bildenden Kunst ist die Gebundenheit der kreativ schaffenden Frau nach wie vor nahezu tabu – widerspricht sie doch dem Mythos des autonomen Künstlers.


Die Ausstellung passt thematisch hervorragend in das Paula Modersohn-Becker Museum, das einer Frau gewidmet ist, der die Erfahrung, als Künstlerin mit Kind zu arbeiten, tragischerweise verwehrt blieb. Sie starb kurz nach der Geburt ihres ersten Kindes.


Das Paula Modersohn-Becker Museum in der Böttcherstaße ist Dienstag bis sonntags von 11-18 Uhr geöffnet.Führungen gibt es sonntags um 11.30 Uhr.