Sie sind hier:

Bundesland Bremen

Wie ein Buch zu lesen: Mittelalterliche Rathäuser sind ein Spiegel städtischer Geschichte

10.02.2004

Neue Publikation stellt neun Beispiele aus Niedersachsen und das Bremer Rathaus vor

Bestaunt, gelobt, als einzigartiges Juwel Bremens hochgeschätzt: Das Rathaus gehört für die Bürgerinnen und Bürger zur Identität der Stadt. Das ist in Bremen nicht anders als in Lübeck, Goslar oder Hildesheim. Historische Rathäuser mit ihren Schmuckfassaden und repräsentativen Räumen sind jedoch mehr als liebgewordene Museen. Sie erzählen viel über die Geschichte ihrer Stadt vom Mittelalter bis in die jüngste Vergangenheit. Das kürzlich im Michael Imhof Verlag erschienene Buch „Mittelalterliche Rathäuser in Niedersachsen und Bremen“ stellt insgesamt zehn Beispiele von herausragender gesellschaftlicher und kultureller Bedeutung vor, darunter das Bremer Rathaus. Die lohnenswerte Lektüre lenkt das Augenmerk darauf, was der aufmerksame Betrachter an den historischen Rathausbauten und ihrer Ausstattung alles ablesen kann. Auch die Veränderungen und Umgestaltungen im 19. Jahrhundert werden in dem reich bebilderten Band der Schriften des Hornemann Instituts vorgestellt.


Rathäuser wurden in den meisten Städten bereits im 12. Jahrhundert errichtet. Hier amtierte fortan der Rat, der sich zu einer machtvollen, selbständig agierenden Institution entwickelte. Und die Rathäuser waren meist repräsentative Bauten, geschmückt mit Statuen und Bildern, mit Wappen, Herrschaftszeichen und Inschriften. Sie dienten dazu, die Würde und die Ehre der städtischen Führungsgruppen eindrucksvoll zu unterstreichen.


Am mittelalterlichen Rathaus lässt sich bis heute die Entwicklung der bürgerlichen Gesellschaft mit ihren Zielen und Idealen ablesen. Sie sind zu Stein gewordene Zeugnisse städtischer Autonomie und dokumentieren wie kaum ein anderes Denkmal bürgerliches Selbstbewusstsein. Die Autoren der Publikation untersuchen diese Zusammenhänge und weisen sie an zahlreichen spannenden Details nach. Vorgestellt werden die Rathäuser in Braunschweig, Bremen, Duderstadt, Einbeck, Goslar, Göttingen, Hannover, Hildesheim, Lüneburg und Osnabrück. Ein besonderer Schwerpunkt wurde auf das Lüneburger Rathaus gelegt.


Ein ausführliches Kapitel ist zudem der Restaurierung der mittelalterlichenr Rathaussäle und ihren Ausmalungen im 19. und frühen 20. Jahrhundert gewidmet. Es wird deutlich, dass die Stadtväter mit der in Auftrag gegebenen Restaurierung nicht nur Kunstverständnis und Geschichtsbewusstsein zeigen wollten. Vielmehr ging es auch um politische Ambitionen.

Das Kapitel gibt überdies einen Eindruck davon, wie sich die Auffassungen über Denkmalpflege und restauratorische Methoden im Laufe der Zeit entwickelt haben. Bremen ist beispielhaft mit der Restaurierungsgeschichte des Wandbildes von Bartholomäus Bruyn d. Ä. „Das salomonische Urteil“ in der Oberen Rathaushalle, der Güldenkammer und des Ratskellers vertreten.


Das Buch wurde herausgegeben von Ursula Schädler-Saub und Angela Weyer, es kostet im Buchhandel 24.80 Euro.