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Bundesland Bremen

Ein Abend für den Bremer Komponisten Hans Otte


23.09.2002

Bremer Kunsthalle erhielt die Partitur "nature morte" als Geschenk

Das Buch der Klänge ist wohl das bekannteste Werk des Bremer Komponisten Hans Otte. Jetzt ist der zwölfteilige Klavierzyklus wieder einmal in der Hansestadt zu hören: Am 25. September spielt die Bremer Pianistin Claudia Janet Birkholz das spannende Werk in der Bremer Kunsthalle. Das Konzert ist das Herzstück einer Veranstaltung, die ausschließlich dem vielseitigen Bremer gewidmet ist. Otte hat nicht nur zahlreiche Musikstücke geschaffen, er hat sich auch als Pianist und Theaterautor einen Namen gemacht. Jetzt hat der Förderkreis für Gegenwartskunst im Kunstverein der Bremer Kunsthalle die Partitur „nature morte“ geschenkt. Anlass genug, einen ganzen Abend dem Künstler zu widmen.


Hans Otto darf ohne Frage als einer der Wegbereiter der Neuen Musik bezeichnet werden. Schon als Abteilungsleiter Musik bei Radio Bremen hatte er 1961 das Fesitval „pro musica nova“ ins Leben gerufen, das sich alsbald in der Hansestadt zu einem anerkannten Forum für zeitgenössische Klänge entwickelte. Schon früh präsentierten hier John Cage und La Monte Young ihre Werke. Immer wieder holte Otte Gruppen nach Bremen, die eine spannende Auseinandersetzung mit außereuropäischer Musik ermöglichten. Tendenzen, die Hans Otte in Bremen den Weg bereitete, wurden stilbildend. Das gilt auch für das Festival für alte Musik, das ebenfalls 1961 etabliert wurde. Die historische Aufführungspraxis – heute weltweit anerkannt – wurde damals von ausschließlich alternativen Gruppen vorgestellt. Nikolaus Harnoncourt gehört dazu, dem das Festival ein entscheidendes Podium bot.


Hans Otto lässt in seinen eigenen Werken eine sehr persönliche musikalische Sprache erkennen. Schon sein 1959 entstandenes Klavierstück „tropismen“ verweigerte sich den Grundkategorien abendländischer Musik. Otte geht es insbesondere um den Farbwert des Einzelklanges. Das Buch der Klänge gehört zu seinen bekanntesten Werken. Das aus 12 Stücken bestehende Werk begann der Komponist im Jahre 1979 und schloss es erst 1982 endgültig ab. Otte hat den Zyklus selbst inzwischen in zahlreichen Konzerten im In- und Ausland vorgestellt.


Der „Abend für Hans Otto“ am 25. September beginnt um 18 Uhr im Großen Vortragssaal der Kunsthalle. Die Konzertbesucher werden nicht nur Claudia Janet Birkholz am Klavier erleben, sondern auch Hans Otte im Film während einer Aufnahme mit Stücken aus dem Buch der Klänge. Der Konzertfilm „Tre stycken ur“ wurde 1992 vom Schwedischen Fernsehen produziert. Zudem wird ein Kurzfilm von Jean –Luc Godards präsentiert, der im Jahr 2000 während der Filmfestspiele in Cannes Premiere hatte. Godards teilweise drastischer Rückblick auf das 20. Jahrhundert fügt Texte von Henri Bergson und George Bataille mit dem ersten Stück aus dem „Buch der Klänge“ zu einer eigenwilligen Collage zusammen.