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Bundesland Bremen

Pressemitteilung mit Foto Die Restaurierung des Bremer Rathauses kommt voran

19.06.2002

Experten arbeiten mit großer Vorsicht und Zurückhaltung – Keine reine Verschönerungskur, sondern Maßnahmen zur Erhaltung für künftige Generationen

Bremens Rathaus, 1405 bis 1412 erbaut und zwei Jahrhunderte später mit einer repräsentativen Renaissancefassade geschmückt, versteckt sich zur Zeit hinter einer bunten Verhüllung. Dahinter sind seit Monaten Fachleute am Werk, um die Schäden an der Fassade zu sanieren. Dabei gehen die Restauratoren äußerst behutsam vor. Wenn die Hüllen voraussichtlich im November fallen, wird die Wirkung der aufwendigen Kur freilich kaum sichtbar sein. Das Haus soll ja nicht verschönert ,sondern seine Substanz mit allen überlieferten Details für die Nachwelt erhalten bleiben. Schließlich sollen sich auch nachfolgende Generationen noch an dem Denkmal so, wie es über die Jahrhunderte geworden ist, erfreuen können. Das vielbewunderte Bremer Rathaus wird sich also nach abgeschlossener Restaurierung dem Betrachter so präsentieren, wie er es bisher gewohnt war.


Fachleute hatten bei einer eingehenden Prüfung Baumängel und Schäden durch vorangegangene Sanierungen festgestellt. Im Jahre 1960 beispielsweise ist die Fassade farblich aufgefrischt und imprägniert worden – das hat dem Bau allerdings mehr geschadet als genützt. Insbesondere hat eindringende Feuchtigheit dem Gebäude zugesetzt. Die Folge: ausgewaschene Fugen und Risse. Auch sind zahlreiche Eisenklammern korrodiert, die könnten die Natursteinbauteile sprengen. Sie müssen dringend durch Kupferklammern ersetzt werden. Überhaupt erhalten fest eingebaute Eisenteile einen neuen Korrisionsschutz. An manchen Figuren und Schmuckteilen der überaus üppig verzierten Fassade sind Teile abgesprungen. Hier wird nachgebessert, wo es dringend geboten ist. Insgesamt aber gilt der Grundsatz: Zurückhaltend restaurieren.

Der ehemalige Landesdenkmalpfleger Dr. Peter Hahn nennt die Vorgehensweise der Restauratoren gar „minimalistisch“. Zum einen geht es um die statische Sicherung des Hauses. Zum anderen um die vorgeschädigte Fassade - und die soll lediglich so behandelt werden, dass sie künftigen Einflüssen standhält. Dabei wird möglichst vorsichtig und zudem mit natürlichen Materialien gearbeitet. Moderne Bauchemie ist tabu. So wird etwa Kalkmörtel zum Abdichten der Fugen oder Leinöl für den Fensteranstrich benutzt. Das Mauerwerk, an dem Generationen herumgearbeitet haben, bleibt, wie es ist. Hahn: „Es wird nur geheilt, was geheilt werden muss“.


Lokaltermin an ungewohntem Ort: Auf dem Baugerüst in ca. 15 Metern Höhe erläutert Dr. Peter Hahn bei einer Begehung die Restaurierungsarbeiten.

Die Arbeiten kommen gut voran. Zur Zeit wird der Mittelrisalit bearbeitet. Die Metallbauarbeiten sind fast abgeschlossen, die Fenster im Arkadengang und in den Giebeln sind noch zur Überarbeitung in der Werkstatt. Anfang Juli soll mit Malerarbeiten begonnen werden. Das bedeutet aber nicht, dass sich die Rathausfassade bald in bunten Farben präsentieren wird. Denn um eine schönere Optik geht es ja nicht. Rechtzeitig zum Weihnachtsmarkt sollen Plane und Gerüst an der Marktfront gänzlich verschwunden sein. Dann werden sich die Restauratoren die West- und Ostfassaden vornehmen. Die Planungen dafür laufen bereits.