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Die Senatorin für Arbeit, Soziales, Jugend und Integration

Anja Stahmann gratuliert dem Verein Nitribitt zum 25-jährigen Jubiläum

02.10.2012

Seit einem Vierteljahrhundert setzt sich der gemeinnützige, unabhängige Bremer Verein Nitribitt für die Belange und Interessen von Sexarbeiterinnen ein, sowie gegen deren Diskriminierung. Dieses Jubiläum feierten in der Oberen Rathaushalle heute (2. Oktober 2012) Mitglieder des Vereins gemeinsam mit Unterstützerinnen und Unterstützern sowie mit Anja Stahmann, Senatorin für Soziales, Kinder, Jugend und Frauen. Nicht zuletzt dem Engagement von Nitribitt e.V. als Interessenvertretung norddeutscher Sexarbeiterinnen ist es zu verdanken, dass zum 1. Januar 2002 das Prostitutionsgesetz in Kraft trat mit dem Ziel, die rechtliche und soziale Stellung von Sexarbeiterinnen zu verbessern.

„Als der Verein im Jahr 1987 gegründet wurde, galt Prostitution allgemein als sittenwidrig“, erinnerte Anja Stahmann. Sexarbeiterinnen sei nicht nur der Weg zu Sozialversicherung und gesetzlicher Krankenversicherung versperrt gewesen, selbst die rechtliche Durchsetzung Ihrer finanziellen Ansprüche sei ihnen unmöglich gemacht worden. „Die rechtliche Situation der Frauen, die in der Prostitution arbeiten, hat sich seitdem deutlich gebessert“, so Stahmann weiter. „An der gesellschaftlichen Anerkennung des Berufs fehlt es aber bis heute in einigen Teilen der Bevölkerung.“

Das sieht auch Julia von Lengerke, hauptamtliche Sozialarbeiterin im Verein: „Obwohl Prostitution gesetzlich als Beruf anerkannt wird, ist dies in der Gesellschaft noch lange nicht angekommen. Oft erfahren unsere Klientinnen eine ablehnende Haltung und Diskriminierung durch andere Personen, die von Ihrer Berufswahl wissen. Unabhängig von der gesellschaftlichen Anerkennung der Prostitution als Beruf ist es wichtig, die Frauen und Männer, die diesen Ausüben, zu schützen.“ So macht es sich der Verein weiter zur Aufgabe, solche Missstände abzubauen. „Wir haben noch einen weiten Weg vor uns“, sagt auch Manon Süsens, Mitarbeiterin des Vereins, „aber wir werden weiter für die Rechte und Rechtsansprüche unserer Klientinnen kämpfen“.

„Die große Anzahl an Klientinnen zeigt, dass der Verein eine für die Sexarbeiterinnen notwendige vertrauenswürdige Anlaufstelle ist. Wir haben eine große Akzeptanz unter den Frauen, die sich mit Ihren vielfältigen Problemen an uns wenden“, so Julia von Lengerke. Viele Klientinnen suchten die Sozialarbeiterin in ihrem Büro auf. Das unterstreiche die Bedeutung einer langjährigen und kontinuierlichen lebensweltorientierten Sozialarbeit im Milieu. „Das macht in dieser Form nur Nitribitt“, sagte Julia von Lengerke, „und das macht den Verein auch als Interessenvertretung von Sexarbeiterinnen unverzichtbar.“

Schwerpunkte der Vereinsarbeit bilden inzwischen, neben dem politischen Engagement, die Betreuung und Begleitung beim Ausstieg aus der Sexarbeit, Problemen mit Behörden und psychosoziale Beratung, sowie die aufsuchende Arbeit im Milieu. Eine wichtige Unterstützung erfährt der Verein durch die ehrenamtliche Tätigkeit des Vorstandes und dem Engagement der Vereinsmitglieder.

„Auch nach 25 Jahren ist der Verein Nitribitt immer noch eine notwendige Anlaufstelle für Sexarbeiterinnen“, sagte Anja Stahmann. „Frauen mit diesem schwierigen Status in der Gesellschaft brauchen eine engagierte, schlagkräftige, parteiische Interessensvertretung, die auf lange Sicht dazu beitragen wird, die soziale Lage der Frauen und ihre gesellschaftliche Akzeptanz Schritt für Schritt weiter zu verbessern.“

„Wir freuen uns besonders, dass die Senatorin den Verein Nitribitt heute als bedeutende Bremer Institution würdigt und mit uns unser Jubiläum feiert“, sagte Julia von Lengerke. „An diesem Tag stehen wir als Verein, zusammen mit unseren Klientinnen, einen ganzen Tag lang nicht am Rande der Gesellschaft, sondern können uns mitten im Herzen Bremens, dem altehrwürdigen Rathaus, über Erreichtes freuen und voller Tatkraft unseren Herausforderungen entgegenblicken.“

Durch das Festprogramm im Rathaus führte Susanne Coors, Gründungsmitgied des Vereins.
Kulturelle Beiträge lieferten Toni und Ramona Ariola sowie Bella Bordella.

Für Nachfragen, Bildmaterial oder Interviews steht der Verein zur Verfügung:
Nitribitt e.V., Telefon 0421 44 86 62, mailto:nitribitt_ev@web.de