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Die Senatorin für Wirtschaft, Häfen und Transformation

Bremen investiert in die Zukunft des Eisenbahnhafens Bremerhaven

Senator Günthner: Neue Gleise am Bahnhof Kaiserhafen und Modernisierung des Rangierfunks – Hafengesellschaft bremenports legt Masterplan vor

26.09.2011

Der Transport von Seegütern mit der Eisenbahn hat für den Container- und Autohafen Bremerhaven traditionell eine große Bedeutung. Wie wichtig der Verkehrsträger Schiene für das Logistikzentrum an der Wesermündung ist, zeigen Zahlen aus dem Jahr 2010: Bei Containern erreichte die Bahn im Hinterlandverkehr einen Anteil von 45 Prozent, bei Fahrzeugen waren es sogar 80 Prozent. „Auf dem Erreichten werden wir uns nicht ausruhen“, sagte Häfensenator Martin Günthner, als er am Montag (26.9.2011) den neuen „Masterplan Hafeneisenbahn Bremerhaven“ vorstellte. „Jetzt gilt es, den Standort mit Investitionen in neue Gleise und in technische Maßnahmen auf das starke Wachstum des Bahnverkehrs vorzubereiten, das wir bis zum Jahre 2025 erwarten. In einem ersten Schritt werden wir die Gleise am Bahnhof Kaiserhafen verlängern und weiter elektrifizieren sowie den Rangierfunk auf eine zeitgemäße Technik umstellen.“ Der Masterplan war im Auftrag des Senators für Wirtschaft, Arbeit und Häfen von der Hafengesellschaft bremenports erarbeitet worden.

„Die Wettbewerbsfähigkeit des Welthafens Bremerhaven wird auch auf der Schiene entschieden“, sagte Günthner. „Im Winter 2010/2011 waren auf den Gleisen der Hafeneisenbahn in Bremerhaven wöchentlich 430 Güterzüge unterwegs, darunter 270 Container- und 140 Autozüge. Bis Mitte des nächsten Jahrzehnts rechnen wir mit einer deutlichen Zunahme auf 770 Güterzüge pro Woche, darunter 540 Container- und 210 Autozüge.“ Das Schienennetz der Hafeneisenbahn in Bremerhaven wurde im Jahr 2010 von insgesamt 23 Eisenbahnverkehrsunter¬nehmen (EVU) genutzt. Mit einer Transportleistung von 16,4 Millionen Tonnen (2010) zählt die Hafengruppe Bremen/Bremerhaven zu den drei führenden Hafen-Standorten in Nordwesteuropa.

Dass es keine Alternative zu den Investitionen in die Infrastruktur der Hafeneisenbahn gebe, mache ein Blick auf den erwarteten Umschlagzuwachs in Bremerhaven deutlich, sagte Günthner. „Bis 2015 geht bremenports beim Containerumschlag von einem jährlichen Plus von durchschnittlich 6 Prozent aus, von 2015 bis 2020 sind es jährlich 5 Prozent, von 2020 bis 2025 jährlich weitere 3 Prozent. Der Umschlag von Fahrzeugen soll bis 2025 auf bis zu 2,5 Millionen Einheiten steigen.“ Zum Vergleich: 2010 waren an der Wesermündung rund 1,6 Millionen Automobile umgeschlagen worden.
„Die Hafeneisenbahn in Bremerhaven muss aber nicht nur auf steigende Transportmengen vorbereitet werden, sondern auch dem technischen Fortschritt und veränderten Betriebskonzepten der Nutzer Rechnung tragen“, sagte der Senator. „Mit den aktuell geplanten Investitionen setzen wir gezielt auf die Schiene – auf schnelle und umweltfreundliche Gütertransporte mit der Bahn, die die Straße entlasten und die Nachhaltigkeit in der Hinterlandlogistik verbessern.“

Bestandteil des Masterplans ist eine umfangreiche Maßnahmenliste. Als wichtigste, kurzfristig zu realisierende Projekte wurden identifiziert:

  • der Ausbau der Gleise im Bahnhof Kaiserhafen um bis zu 750 Meter, um im Hafen weitere Ganzzüge abfertigen zu können, und die zusätzliche Elektrifizierung von Gleisen, damit die Einfahrt elektrischer Streckenloks möglich wird. „Dieses Projekt ist absolut vordinglich“, sagte der Senator. Wie bremenports-Geschäftsführer Holger Banik ergänzte, werden die neuen Gleiskapazitäten die Möglichkeit schaffen, deutlich mehr Autozüge abzufertigen und andere Gleisgruppen zu entlasten, die dem Containerverkehr zugeordnet sind. Abstellplätze für Rangierloks, die bei der Gleisverlängerung wegfallen, müssen durch eine neue Abstellanlage im Bereich des Bahnhofs Kaiserhafen ersetzt werden. Die Baumaßnahme ist mit insgesamt etwa 8,2 Millionen Euro veranschlagt und soll von 2012 bis 2015 umgesetzt werden. Eine Beschlussfassung in der Deputation für Wirtschaft, Arbeit und Häfen ist am 12. Oktober 2011 vorgesehen
  • Erneuerung des Rangierfunks: Für eine sichere Abwicklung des Betriebs der bremischen Hafeneisenbahn ist ein professioneller Funkverkehr unentbehrlich. Der Rangierfunk dient der Kommunikation zwischen dem Fahrdienstleiter auf dem Stellwerk und dem Rangierleiter auf der Lokomotive. „Die analoge Vier-Meter-Band-Rangierfunktechnik ist veraltet“, sagt Banik. „Weil es im Hafen durch Containerstapel zu Funkabschattungen kommt, sind unterbrechungsfreie Gespräche während der Rangierfahren nicht immer möglich. Hier ist – wie bei der Hamburger Hafenbahn – eine Umstellung auf den analogen 70- Zentimeter-Bereich vorgesehen.“ Die Modernisierung des Rangierfunks soll in den Jahren 2012 bis 2014 vorgenommen werden und ist mit Kosten von rund 3,2 Millionen Euro verbunden. Auch über dieses Projekt wird in der Oktober-Sitzung der Deputation für Wirtschaft, Arbeit und Häfen entschieden.

Weitere Maßnahmen zur Erweiterung der Infrastruktur, die im „Masterplan Hafeneisenbahn Bremerhaven“ identifiziert werden, sollen zu einem späteren Zeitpunkt umgesetzt werden. Dazu zählt der Ausbau der Vorstellgruppe Imsumer Deich, durch den gleichfalls zusätzliche Gleiskapazitäten geschaffen werden sollen, die vor allem dem Containertransport dienen. „Hier besteht die einzige Möglichkeit, zusätzliche terminalnahe Vorstellgleise für die Containerverkehre zu schaffen“, sagte Banik. Außerdem müsse mittelfristig der Bahnhof Speckenbüttel ausgebaut werden, der als Anlage der DB Netz AG und Bremens das Verbindungsstück zwischen den Gleisen in und aus Richtung Bremen sowie den Anlagen der Hafeneisenbahn darstellt. Eine Erweiterung des Bahnhofs um eine Gruppe von acht Gleisen sei unverzichtbar, sagte Banik. Außerdem müsse geprüft werden, ob eine vollständige Übernahme des Bahnhofs Speckenbüttel durch die Hafeneisenbahn möglich sei.

Neben diesen infrastrukturellen Maßnahmen werden im Masterplan auch eine Reihe von betrieblichen und organisatorischen Entwicklungen sowie eine Verbesserung der Vermarktungsstrukturen der Hafeneisenbahn vorgeschlagen. So soll unter anderem das Betriebsplanungs- und Dispositionssystem der Hafeneisenbahn erneuert und die Abstimmung und Kommunikation zwischen den Eisenbahnverkehrsunternehmen, den Terminalbetreibern und der Hafeneisenbahn weiter verbessert werden.

Wie Banik mitteilte, hat sich die Hafengesellschaft bei der Erarbeitung des Masterplans eng mit der Wirtschaft abgestimmt. „Seit 2010 haben wir viele intensive Gespräche mit Vertretern von etwa 20 Unternehmen geführt, vor allem aus den Bereichen Umschlag und Bahnverkehr. Die Interessen von Nutzern und Hafenwirtschaft werden somit im Masterplan berücksichtigt.“