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Sonstige

Maritimes Jahrhundertbauwerk in Bremerhaven seiner Bestimmung übergeben

Regierungschef Böhrnsen: „Bremerhavens neue Kaiserschleuse ist ein Garant für die Zukunftssicherung des Landes Bremen“

29.04.2011

Dreieinhalb Jahre nach dem ersten Rammschlag feiern die bremischen Häfen die Fertigstellung eines maritimen Zukunftsprojekts: Bei einem Festakt für etwa 900 geladene Gäste aus Wirtschaft, Politik und öffentlichem Leben hat die Arbeitsgemeinschaft der Baufirmen die neue Bremerhavener Kaiserschleuse am Freitag, 29. April 2011, an den Senat der Freien Hansestadt Bremen übergeben. Das Hafenbauwerk ist 305 Meter lang und verfügt über 55 Meter Durchfahrtsbreite. Mit diesen Abmessungen bereitet sich Europas führendes Logistikzentrum für die weltumspannende Automobillogistik auf die Schiffsgrößenentwicklung kommender Jahrzehnte vor.

„Ab heute können fast alle Schiffe, die auf den Weltmeeren unterwegs sind, hier geschleust werden“, sagte der Präsident des Bremer Senats, Bürgermeister Jens Böhrnsen, in seiner Festansprache. Der Welthafen Bremerhaven werde den Herausforderungen der globalen Wirtschaft mit dieser Investition auch in Zukunft gewachsen sein, meinte Böhrnsen. Die in den vergangenen Jahren vom Land Bremen finanzierten Investitionen in die Hafen-Infrastruktur seien gut angelegtes Geld: „Sie sichern in Bremen, Bremerhaven, der Region und ganz Deutschland zigtausende von Arbeitsplätzen in Hafenwirtschaft, Logistik und Industrie.“

„Die neue Schleuse ist ein weiterer Garant für die Zukunftssicherung des Landes Bremen“, ergänzte Böhrnsen. Der Begriff Jahrhundertbauwerk sei in diesem Fall wörtlich zu nehmen. Das Hafenbauwerk, für das Planungs- und Baukosten von rund 233 Millionen Euro veranschlagt wurden, ist auf eine Lebensdauer von mindestens 80 Jahren ausgelegt. Im Jahre 2005 hatte die Landesregierung sich mit ihrer Entscheidung für eine Durchfahrtsbreite von 55 Metern auf eine Verdoppelung der alten Breite festgelegt.

Der Senat habe mit seinem Beschluss damals alles richtig gemacht, sagte bremenports-Geschäftsführer Holger Banik beim Festakt und fügte hinzu: „Überall werden derzeit Hafenanlagen ausgebaut. Das gilt auch für den Panamakanal, eine der wichtigsten Wasserstraßen der Welt. Seine Schleusen werden bis 2014 ebenfalls auf 55 Meter Breite erweitert.“

Etwa 100 Jahre lang hatte die 1897 gebaute Kaiserschleuse ihre Aufgaben zuverlässig erfüllt. Doch am Ende war sie zu klein und zu schmal für die immer größeren und breiteren Auto-Transportschiffe. Während die vor rund 80 Jahren fertiggestellte Nordschleuse die Anforderungen der Reedereien bis heute erfüllt, konnte die alte Kaiserschleuse nur von bis zu 185 Meter langen und bis zu 25 Meter breiten Schiffen passiert werden – kein Durchkommen mehr für die bis zu etwa 240 Meter langen Auto-Carrier.

Mit einem Masterplan Automobile ermittelte die Hafengesellschaft bremenports vor einigen Jahren dringenden Bedarf für eine neue, deutlich größere Kaiserschleuse. Diese Untersuchung, die auf intensiven Gesprächen mit Reedern, Autoherstellern, Logistikern und Umschlagunternehmen beruhte, bildete eine Grundlage für den Senatsbeschluss zum Neubau der Schleuse. Jetzt ist Bremerhaven (Umschlag 2010: rund 1,6 Millionen Fahrzeuge) auf deutlich längere und breitere Autoschiffe vorbereitet. Der Standort verfügt wieder über zwei leistungsfähige Hafenzufahrten: Fällt eine der beiden Schleusen durch eine Havarie oder ein technisches Problem aus, steht die andere bereit. Die neue Kaiserschleuse bietet den Reedereien und Fahrzeugherstellern auch deshalb langfristige Planungssicherheit.

Das Bauwerk beeindruckt nicht nur durch seine Abmessungen. Hier kam auch innovative Hafenbautechnik zum Einsatz. Das gilt vor allem für die über 56 Meter langen und etwa 2200 Tonnen schweren Hubschiebetore, die bei der polnischen Werft Crist gebaut wurden. Sie verbinden die Vorteile von Hub- und Schiebetoren miteinander. Wird das fast 16 Meter hohe Oberteil des Tores um etwa 60 Zentimeter angehoben, kann das Wasser auf ganzer Länge schnell in die Schleusenkammer ein- oder aus ihr herausströmen. Hier handelt es sich um eine Weltneuheit – denn bei Schleusen dieser Größe wurde diese Technik bisher nicht eingesetzt.

Als erster Auto-Carrier lief in der Nacht zum Freitag der etwa 230 Meter lange Frachter „Fidelio“ in die neue Kaiserschleuse ein. Das Schiff der Reederei Wallenius Wilhelmsen machte in der Schleuse fest, um dem Festakt einen passenden maritimen Rahmen zu geben.

Von Freitag, 29. April, bis Sonntag, 1. Mai, wird die Einweihung der Kaiserschleuse mit einer großen maritimen Party gefeiert. Bei der dreitägigen Veranstaltung, die auch am Neuen Hafen stattfindet, werden tausende von Besuchern erwartet. Am Sonnabend, 30. April, laufen ab 12 Uhr hunderte von historischen Schiffen und Sportbooten in die Kammer der Kaiserschleuse ein. Dort wird um 14 Uhr verkündet, ob es den Besatzungen kurz zuvor auf der Weser gelungen ist, mit der längsten Sportbootparade aller Zeiten einen neuen maritimen Weltrekord aufzustellen.