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Die Senatorin für Bau, Mobilität und Stadtentwicklung

Meeresspiegelanstieg, Extremwetter, Arteninvasion - was tun?

Große Fachkonferenz des Bundesumweltministeriums und der fünf norddeutschen Küstenländer in Hamburg über die Folgen des Klimawandels

30.03.2011

Auf der „Regionalkonferenz Klimaanpassung Küstenregion“ am 30. und 31. März in Hamburg werden die neusten Erkenntnisse über die Folgen des Klimawandels und die Möglichkeiten, ihnen zu begegnen, diskutiert. Im Mittelpunkt der Konferenz stehen Zukunftsszenarien für alle entscheidenden Handlungsfelder: Küsten- und Naturschutz, Landwirtschaft, Tourismus, Häfen und Siedlungsentwicklung. Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus den Ministerien sind u.a. Jürgen Becker, Staatssekretär im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU); Dr. Reinhard Loske, Senator für Umwelt, Bau, Verkehr und Europa, Bremen; Jutta Blankau, Senatorin der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt, Hamburg; Dr. Juliane Rumpf, Ministerin für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume, Schleswig-Holstein; Hans-Heinrich Sander, Minister für Umwelt und Klimaschutz, Niedersachsen, und Jürgen Seidel, Minister für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus, Mecklenburg-Vorpommern. Insgesamt haben sich rund 400 Fachleute angemeldet.

Der erste Konferenztag am Mittwoch, den 30. März, liefert eine Bestandsaufnahme der Klimafolgen im Norden und der aktuellen Strategien, sich ihnen anzupassen. Es geht im Einzelnen um Vergangenheit und Zukunft des Klimageschehens, um dessen Auswirkungen auf Wasserstraßen, Schifffahrt, Häfen und Wasserwirtschaft, um die zunehmende Gefahr schwerer Sturmfluten und die Folgen all dessen auf den Tourismus an der Küste. Referenten sind führende Fachleute u.a. des Deutschen Wetterdienstes, des Helmholtz-Zentrums Geesthacht, der Bundesanstalt für Wasserbau und des Leibnitz-Instituts für Ostseeforschung in Warnemünde. Der Tag schließt mit einer Podiumsdiskussion aller norddeutschen Fachministerinnen und Fachminister, eines hochrangigen Vertreters des BMU und zweier Bürgermeister von Städten aus dem Norden ab.

Am zweiten Tag, am Donnerstag, den 31. März, finden Workshops zu den oben genannten Zukunftsszenarien statt. Wichtige Fragen lauten hier: Wie lassen sich angesichts des Klimawandels auf Dauer tiefliegende Gebiete an Nord- und Ostsee bewirtschaften und besiedeln? Welche Herausforderungen kommen auf den künftigen Tourismus an der Küste zu? Wie müssen Hafenstandorte mit dem Klimawandel umgehen? Wie wird der Deichbau der Zukunft aussehen?

Die „Regionalkonferenz Klimaanpassung Küstenregion“ ist Element der 2008 vom Bundeskabinett beschlossenen Deutschen Anpassungsstrategie an die Folgen des Klimawandels (DAS). Sie ist die Auftaktveranstaltung einer geplanten Serie von Regionalkonferenzen zur Klimaanpassung. Eine weitere Regionalkonferenz für die Küstenregion findet Ende 2012 in Bremerhaven statt. Die DAS wird derzeit vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit durch einen „Aktionsplan Anpassung“ ergänzt, der eng mit den Ländern abgestimmt wird, um ihn noch in diesem Sommer dem Bundeskabinett vorzulegen. Dieser Aktionsplan besteht u.a. aus Elementen wie Wissensbereitstellung, Dialog und Beteiligung sowie dem Bereich internationale Verantwortung.

Die Konferenz soll aber auch Auftakt zu enger Zusammenarbeit der Küstenländer bei der Anpassung an den Klimawandel sein. Die Einrichtung einer norddeutschen Anpassungsgruppe soll das vorhandene Wissen und die Erfahrungen der Landesverwaltungen und der länderübergreifenden norddeutschen Forschungsprojekte RAdOst, KLIMZUG-NORD, nordwest2050 sowie KLIFF (Niedersachsen) bündeln und verfügbar machen. Die Gruppe soll die Politik beraten und ihre Expertise in die Verwaltung tragen.

Links zu den genannten Klimafolgen-Projekten der Küstenländer:

Weitere Infos zur „Regionalkonferenz Klimaanpassung Küstenregion“ unter: www.klima.hamburg.de/regionalkonferenz-2011

Die Konferenz ist klimaneutral.

Kontakte

Zitate

Jürgen Becker, Staatssekretär des Bundesumweltministeriums:
"Anpassung an die Folgen des Klimawandels ist aus Vorsorgeaspekten überall auf der Welt nötig geworden. Gleichzeitig ist klar: Wir werden dabei nicht die erforderlichen Anstrengungen im Klimaschutz verringern wollen. Wir arbeiten mit aller Kraft an der Reduzierung der Treibhausgasemissionen. Aber bei der Brisanz der Klimaveränderungen und deren Folgen müssen wir dem Vorsorgeprinzip folgen und uns gut und gründlich vorbereiten. Im Dialog mit den unterschiedlichen Ebenen der Verwaltung, den unterschiedlichen Wirtschaftsbereichen und gesellschaftlichen Gruppen müssen wir diskutieren, wie wir uns anpassen können und wie weitgehend wir uns anpassen wollen. Und wie wir dies Schritt für Schritt tun. Anpassung ist ein Querschnittsthema, das viele Bereiche unseres Lebens, unserer Umwelt und unseres Handelns durchdringt und daher Teil unserer planerischen Abwägungen und Teil aller Entscheidungen in den Fachpolitiken sein sollte. Um dieses "Mainstreaming" von Anpassung in Planungs- und Entscheidungsprozesse staatlicher und nicht-staatlicher Akteure zu erreichen, bedarf es eines strategischen Ansatzes, der Orientierung gibt. Unter der Federführung des Bundesumweltministeriums hat die Bundesregierung deshalb die "Deutsche Anpassungsstrategie an die Folgen des Klimawandels", erarbeitet, die am 17. Dezember 2008 vom Bundeskabinett beschlossen wurde und in diesem Sommer durch einen Aktionsplan ergänzt und weiterentwickelt werden wird."

Jutta Blankau, Senatorin für Stadtentwicklung und Umwelt, Hamburg:
„Die Konferenz passt sehr gut zu Hamburgs Titel ‚Umwelthauptstadt Europas 2011’. Ihre hochrangige Besetzung zeigt, welche Bedeutung wir dem Thema beimessen. Der Klimawandel stellt neue Anforderungen an den Schutz und die Gestaltung der Küsten und großen Flussmündungen, die wir lokal und regional meistern müssen. Höhere Sturmfluten, Veränderungen in den Küstenökosystemen, die Beeinträchtigung der Hafen- und Landwirtschaft durch zu viel oder zu wenig Wasser - all dem müssen wir uns stellen. Hamburg punktet hier vor allem mit Klimafolgenforschung und innovativer Klimatechnik.“

Dr. Reinhard Loske, Senator für Umwelt, Bau, Verkehr und Europa, Bremen:
„Wir haben uns in Bremen sehr anspruchsvolle Klimaschutzziele gesetzt: bis 2020 wollen wir die CO2-Emissionen um 40% senken. Gleichzeitig werden aktuelle Erkenntnisse über mögliche Folgen des Klimawandels in die relevanten Politikfelder einbezogen. Mit dem Generalplan Küstenschutz Niedersachsen/Bremen hat sich unser Land für eine sehr vorausschauende und anpassungsfähige Berücksichtigung des Klimawandels entschlossen. Diese notwendigen sehr hohen Standards belasten das Land Bremen bis zum vorgesehen Abschluss der Deichbaumaßnahmen in 2025 mit rund 200 Millionen Euro. Das ist es uns wert! Als Stadtstaat ist uns auch im Bereich Klimaanpassung die Zusammenarbeit mit der Metropolregion Bremen-Oldenburg, dem Bund und den Ländern sehr wichtig. Für Ende 2012 planen wir die Ausrichtung der 2. Regionalkonferenz Küstenregion in Bremerhaven, gemeinsam mit den norddeutschen Ländern und dem Bund. Wir freuen uns darauf, zu diesem wichtigen Thema viele Gäste in Bremerhaven begrüßen zu dürfen“.

Hans-Heinrich Sander, Minister für Umwelt und Klimaschutz, Niedersachsen:
„Küstenschutz ist Daueraufgabe in Niedersachsen - dazu gehört auch die Klimafolgenanpassung. In unserem ‚Generalplan Küstenschutz’ haben wir daher vorbeugend für die Bemessung der Sollhöhen von Küstenschutzmaßnahmen ein Vorsorgemaß für den Meeresspiegelanstieg von 50 cm eingeführt. Darüber hinaus fördert die Niedersächsische Landesregierung im Rahmen des Forschungsverbundes KLIFF (Klimafolgenforschung) die Erforschung nachhaltiger Anpassungsstrategien. Mit dem KLIFF-Projekt ‚A-KÜST/Küstengewässer’ bauen wir eine für die Belange des Küstenschutzes optimierte bedarfsgerechte regionale Datenbasis von Klimaänderungsfolgen auf. Niedersachsen wird im Jahr 2012 eine umfassende Klimafolgenanpassungsstrategie vorlegen, die derzeit im breiten gesellschaftlichen Dialog mit der dafür eingerichteten ‚Regierungskommission Klimaschutz’ diskutiert wird.“

Dr. Juliane Rumpf, Ministerin für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume, Schleswig-Holstein:
„Um den Anpassungsprozess im Land zu organisieren, haben wir uns entschlossen, zunächst einen „Fahrplan Anpassung“ für die Bereiche Land- und Forstwirtschaft, Naturschutz und Wasserwirtschaft zu entwickeln. Gleichzeitig prüfen wir derzeit im Rahmen einer Studie in Kooperation mit dem Umweltbundesamt, welche Daten und welche bestehenden Monitoringprogramme sich für ein Klima- und Anpassungsmonitoring für Schleswig-Holstein nutzen lassen. Darauf aufbauend werden wir laufend unser Wissen über den Klimawandel in Schleswig-Holstein erweitern, um rechtzeitig Maßnahmen einzuleiten und die Menschen auf das vorzubereiten, was Sie erwarten könnte.“

Jürgen Seidel, Minister für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus, Mecklenburg-Vorpommern:
"Der Klimawandel wird die Küste von Mecklenburg-Vorpommern langfristig beeinflussen.Gerade der Küstenrückgang und die Sturmflutgefahren spielen für das Land eine große Rolle. Aber auch indirekte Auswirkungen wie z.B. die Qualität des Ostseewassers, die Algenbildung, Sichttiefe und Keimbelastung müssen mit in die Untersuchungen einbezogen werden. Nur wenn die Risiken rechtzeitig minimiert werden, kann das Land die Chancen, die sich im klimatischen Wandel für den Küstentourismus durchaus ergeben können, auch nutzen. Klimaschutz und die Senkung der Treibhausgasemissionen sind eine dringende Aufgabe. Mecklenburg-Vorpommern hat mit der Verabschiedung der Strategie 'Energieland 2020' und der Konkretisierung über den Aktionsplan Klimaschutz 2010 eindeutige Ziele gesetzt."