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Senatskanzlei

Schnell und unbürokratisch geholfen: Die deutsche Bruderhilfe

Ausstellung erinnert an eine Bremer Initiative im geteilten Deutschland / Beitrag zum Tag der Deutschen Einheit

20.09.2010

„Helft schnell, so helft ihr doppelt!“ Mit diesem Appell wandte sich 1951 Bremens Bürgermeister Wilhelm Kaisen mit Vertretern aus Wirtschaft, Politik und Verbänden an die Öffentlichkeit. Weihnachten stand vor der Tür, die Versorgungslage in der damaligen DDR war schwierig. Reparationen und Planwirtschaft verlangten den Menschen erhebliche Härten ab, während in der Bundesrepublik das später sprichwörtliche Wirtschaftswunder begann. Die Idee: private Hilfssendungen sollten die Menschen jenseits der Zonengrenze schnell und unbürokratisch unterstützen – von Mensch zu Mensch. Die Geschichte dieser Bremer Initiative wird nun erstmalig mit einer Ausstellung einem breiteren Publikum bekannt gemacht – als Beitrag des Bremer Staatsarchivs zum Bürgerfest beim Tag der Deutschen Einheit, der in diesem Jahr zentral in Bremen gefeiert wird. Sie präsentiert Plakate, Fotos und Originaldokumente, die überwiegend noch nie gezeigt wurden.

Bürgermeister Böhrnsen (rechts) im Gespräch mit dem Leiter des Staatsarchivs, Prof. Dr. Konrad Elmshäuser und der Kuratorin der Ausstellung, Eva Determann
Bürgermeister Böhrnsen (rechts) im Gespräch mit dem Leiter des Staatsarchivs, Prof. Dr. Konrad Elmshäuser und der Kuratorin der Ausstellung, Eva Determann

„Die Bruderhilfe hat als solidarische Initiative von Anfang an auch auf die tätige Mithilfe des Einzelnen gesetzt – mehr noch als auf materielle Spenden“, sagte Bürgermeister Jens Böhrnsen während der heutigen Ausstellungseröffnung. „Sie ist ein hervorragendes Beispiel für das Selbstverständnis unseres Gemeinwesens, das oft mit dem Begriff Bürgergesellschaft umschrieben wird.“ Diese hat in Bremen eine gute und lange Tradition, aus der eben auch die Initiative zur Gründung der Bruderhilfe kam.

Als die Bremerinnen und Bremer dazu aufgerufen wurden, sich zugunsten Bedürftiger in der DDR an einer Initiative nach dem Vorbild von CARE zu beteiligen, konnte noch niemand ahnen, dass hieraus eine Organisation erwuchs, die über Jahrzehnte aktiv bleiben sollte. Die Deutsche Bruderhilfe orientierte sich mit dem CARE-Programm an einem Erfolgsmodell der damaligen Zeit, das die Deutschen und vor allem die Bremer tief beeindruckt hatte: Privat finanzierte Hilfe von Mensch zu Mensch, organisiert von einer überkonfessionellen, karitativen Initiative.

Die „Deutsche Bruderhilfe“ sammelte über Jahrzehnte erfolgreich Spenden, verpackte Lebensmittel und vermittelte Kontakte zwischen Ost und West. Weil DDR-Zollbehörden Hilfspakete westdeutscher Organisationen beschlagnahmten, musste für jedes Paket eine natürliche Person als Absender gefunden werden. Das funktionierte hervorragend. Durchschnittlich 40.000 Pakete wurden bis 1989 jedes Jahr von der Deutschen Bruderhilfe in die DDR geschickt. Es entstand so ein festes Band der Solidarität die Menschen verband und sie über Jahre zum Weitermachen bewegte.

Die Deutsche Bruderhilfe hat bis zur Wiederherstellung der staatlichen Einheit Deutschlands im Jahr 1990 als humanitäre Organisation Bedürftigen in der ehemaligen DDR geholfen und hat daran gearbeitet, Brücken zu bauen. Sie hat versucht, die humanitären Folgen der staatlichen Teilung zu lindern, ohne die Tatsache der Teilung als politisch unabänderlich zu akzeptieren. Am ehemaligen Sitz der Bruderhilfe, am Deutschen Haus am Markt erinnert die Inschrift: „Gedenke der Brüder, die das Schicksal unserer Trennung tragen“ noch immer an ihre Tätigkeit. Zur Ausstellung ist die Publikation „Von Mensch zu Mensch“ – die Deutsche Bruderhilfe, eine Bremer Initiative im geteilten Deutschland“ erschienen.

Die Ausstellung läuft bis zum 30. Dezember 2010 im Staatsarchiv Bremen, Am Staatsarchiv 1, Öffnungszeiten: Montag bis Mittwoch, 10-16 Uhr, Freitag 9-20 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Foto: Senatspressestelle