Sie sind hier:

Sonstige

Pressemitteilung des Bremer Frauenausschusses zum Tod von Erika Riemer-Noltenius

15.06.2009

Erika Riemer Noltenius, geboren 1939, entstammte einer bekannten Bremer Familie – ihr Onkel war der Bremer Bürgermeister Jules-Eberhard Noltenius –, hat in Paris Politologie studiert und arbeitete als Referentin und Personalratsvorsitzende in der Handelskammer. Nach dem Tod ihres Mannes Rudi Riemer 1982 kam sie im Rahmen der ersten Bremer Frauenwoche erstmals in Kontakt mit Frauenrechtlerinnen und ihren Anliegen – und fand fortan hier ihr Tätigkeitsfeld, das sie seither mit aller Kraft und Intensität bearbeitet hat. Sie war in zahlreichen Frauengremien aktiv, die sie zum Teil gegründet hat.


Dem Geschäftsführenden Vorstand des Bremer Frauenausschusses gehörte sie 12 Jahre lang an, von 1989 bis 1991 als 2. Vorsitzende und von 1991 bis 1997 als 1. Vorsitzende. Ein langjähriges Vorstandsmitglied beschrieb ihre Arbeit dort so, dass alles bunter und lebendiger wurde, weil sie viel Energie und neue Ideen einbrachte. Ihr lag sehr daran, jüngere Frauen in die Arbeit des Bremer Frauenausschusses zu integrieren. Auch für die Schaffung der Bremischen Zentralstelle für die Verwirklichung der Gleichberechtigung der Frau hat sich Erika Riemer-Noltenius sehr engagiert eingesetzt. Im Zentrum all ihrer Arbeit stand ihr Ideal, dass Frauen selbstbestimmt, unabhängig und in Würde leben können.


2009 wurde sie vom Bremer Frauenausschuss zur „Bremer Frau des Jahres“ ernannt und mit einer großen Festveranstaltung in der Oberen Rathaushalle geehrt.
Am Samstag (13. Juni 2009) ist Erika Riemer-Noltenius ihrer schweren Krebserkrankung erlegen.


„Sie war eine starke Persönlichkeit, die von sich selbst sagte, dass sie schon als Kind früh gekämpft habe und selbstständig werden wollte, um nicht bevormundet zu werden“, sagt Gisela Hülsbergen, 1. Vorsitzende des Bremer Frauenausschusses. „Ihr Engagement für die Belange der Frauen war beispielhaft und für sie zu einer Lebensaufgabe geworden, kämpferisch, unbeirrt und mit viel Begeisterung. Dafür hat sie die Anerkennung vieler Frauen erhalten. Ihr Tod hinterlässt eine große Lücke.“


In den vergangenen Wochen und Monaten wurde sie von einigen Freundinnen und Nachbarinnen im Beginenhof rund um die Uhr gepflegt. Die Idee, die Bewegung des Beginenhofes wieder aufleben zu lassen, hat Erika Riemer-Noltenius sehr nachdrücklich verfolgt. Die Entwicklung des Bremer Beginenhofs endete allerdings für viele Frauen mit hohen finanziellen Verlusten. Dieser nicht klein zu redenden Katastrophe ist sich auch Erika Riemer-Noltenius bewusst gewesen, und sie hat bis zu ihrem Tod schwer daran getragen.
Dennoch hat sich die Idee des Bremer Beginenhofmodells inzwischen bundesweit in zahlreichen Projekten verbreitet, die unter einem Dachverband verbunden sind.


Landesfrauenbeauftragte Ulrike Hauffe erklärt aus Anlass des Todes von Erika Riemer-Noltenius: „Sie war eine äußerst streitbare Persönlichkeit, die ihre Kraft und ihr Engagement gerade daraus bezog, dass sie erst relativ spät zum Feminismus gekommen ist. Umso vehementer war ihr Kampf für die Gleichberechtigung und Gleichstellung der Frau. Sie hat sich in ihrem Weg nie beirren lassen – dafür habe ich sie immer bewundert.“