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Senatskanzlei

Jens Böhrnsen: „Erinnern schärft moralisches Empfinden“

21.05.2009

Mit einer eindrucksvollen Veranstaltung auf den Domtreppen wurde zu Beginn des Kirchentages „an das schlimmste Verbrechen, das die Geschichte der Menschheit kennt“ (Jens Böhrnsen) erinnert.


Bremens Bürgermeister Jens Böhrnsen führte in seiner Rede aus:

„Der Völkermord an den Juden und an Sinti und Roma, der Mord an Polen und Russen, an Homosexuellen, an Kriegsgefangenen, an Behinderten, an Antifaschisten, an Humanisten und Christen, ist der Zivilisationsbruch. Er ist eingebrannt in das politische Denken und Handeln Europas. Und er ist eingeschrieben in die Geschichte der Kirchentage und wird auch hier in Bremen Thema sein.


FOTO: Bürgermeister Jens Böhrnsen während seiner Rede an den Domtreppen.

Bürgermeister Jens Böhrnsen während seiner Rede an den Domtreppen [Foto: Jana Hobbie, Senatspressestelle].


Von den 1500 Juden, die 1933 in Bremen lebten, kennen wir die meisten namentlich. Mehr als die Hälfte von ihnen wurde ermordet. Ihre Spuren verlieren sich in den Ghettos und Vernichtungslagern Osteuropas.

Wie wir mit unserer Vergangenheit umgehen, entscheidet, wie unsere Zukunft aussehen wird. Das Erinnern schärft unser moralisches Empfinden und unsere demokratische Wachsamkeit. Und diese brauchen wir. Denn die Niederlage der Menschenfeindlichkeit 1945 hat die Menschenfeindlichkeit nicht beseitigt. Demokratie lebt vom politischen Engagement. Wir brauchen Menschen mit Zivilcourage, mit Selbstbewusstsein, mit Widerstandskraft, mit kritischem Geist, mit Empfindsamkeit für Unrecht und Recht. Das Erinnern verlangt von uns, zu handeln, wo Menschen ihrer Menschenrechte beraubt werden, wo Minderheiten benachteiligt und unterdrückt werden, wo andere Menschen verteufelt werden, wo Lügen die Wahrheit verdrängen.

Wir müssen bereit sein zum Widerspruch gegen Unrecht auch dort, wo es uns selbst nicht direkt berührt. Die Bedrohung der Demokratie kommt nicht nur von den Gewalttätern. Die tiefere Bedrohung kommt vom Wegschauen, von der Gleichgültigkeit. Wir brauchen ein politisches, geistiges und kulturelles Klima, das Durchdrungen ist vom Respekt, von der Würde eines jeden Menschen.“