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Sonstige

Lesung und Diskussion mit Uta Franke

20.04.2009

Uta Franke


Spannend wie ein Krimi liest sich Uta Frankes Buch „Sand im Getriebe, Die Geschichte der Leipziger Oppositionsgruppe um Heinrich Saar 1977-1983“. Die bewegende und fundierte Dokumentation werten Rezensenten als „Meilenstein in der Geschichtsliteratur über Opposition und Widerstand in der DDR“. Die Autorin kommt am Dienstag, dem 21. April 2009, zur Bremer Buchpremiere in die Buch- und Kunsthandlung Leuwer Am Wall 170. Die Veranstaltung in Kooperation mit der Landeszentrale für politische Bildung Bremen und dem Verein „Erinnern für die Zukunft e. V.“ beginnt um 19.00h mit einer Lesung. Im Anschluss hofft die Autorin auf eine lebhafte Diskussion.


Uta Franke, geb. 1955 in Leipzig, war selbst Mitglied der Leipziger Oppositionsgruppe um Heinrich Saar. Sie war verheiratet und hatte eine kleine Tochter, als sie 1979 verhaftet und zu einer Freiheitsstrafe von 2 Jahren und 4 Monaten verurteilt wurde. Nach einer 11-monatigen Untersuchungshaft beim MfS in Leipzig verbrachte sie die restliche Haftstrafe im Frauengefängnis Hoheneck. Durch den so genannten „Freikauf politischer Häftlinge“ gelangte sie 1981 nach Köln. Unausweichlich blieb, dass ihre Tochter Dörte sie später fragte, wieso gerade sie als Mutter eines damals vierjährigen Mädchens all die Wagnisse eingehen konnte und ob sie dabei auch an Dörte gedacht hätte. Ende der 90-er Jahre nahmen Mutter und Tochter gemeinsam Akteneinsicht bei der so genannten Gauck-Behörde.


Die fast lückenlose Berichterstattung des MfS von 1977 bis 1979 und von 1982 bis 1988 gab eine Ahnung vom Ausmaß der Überwachung. Uta Franke war schockiert über die Überwachungsmethoden, aber auch über die damalige Ahnungslosigkeit der Mitglieder der Oppositionsgruppe. Warum hatten sie die Aktivitäten unternommen, obwohl sie doch wissen mussten, dass es das MfS gab. Einmal ins Visier der MfS geraten, wurden alle verhaftet. Die scheinbar harmlose Sehnsucht nach eigenständigem Handeln endete mit der Zerstörung von Familien und die meisten Protagonisten kämpfen bis heute mit den Folgen des Geschehens. „Diese Vergangenheit, so fern sie scheint, ist nicht tot“, resümiert Martin Jankowski in seiner Rezension in „Deutschland Archiv 2/2009“.