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Senatskanzlei

Zwei Bremerhavenerinnen werden in Berlin mit Bundesverdienstkreuz geehrt

17.04.2009

Bei der anstehenden Ordensveranstaltung des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales am Dienstag kommender Woche (21. April 2009) werden auch zwei Frauen aus Bremerhaven mit dem Verdienstkreuz am Band ausgezeichnet. Kristina Freudenhammer (65) und Friederike Görke (64) sollen damit für ihr erfolgreiches und ehrenamtliches Engagement im Kampf gegen die Kinderarmut gewürdigt werden.


Christina Freudenhammer und Friederike Görke sind Mitgründerinnen und Vorstandsmitglieder des ehrenamtlichen Vereins „Aktion Rückenwind für Lehener Kinder e. V.“ im Bremerhavener Stadtteil Lehe, der Kindern aus dem von Armut und materieller Not geprägten Stadtteil Lehe einen Ort zum Wohlfühlen bietet und damit gegen Kinderarmut angeht.


Zehn Rentner und erwerbslose Bremerhavenerinnen und Bremerhavener aus unterschiedlichen Berufen taten sich 2003 auf Initiative der beiden Bremerhavenerinnen zusammen und gründeten den Verein „Aktion Rückenwind“, um Lehener Kindern aus sozialschwachen Familien nachmittags Freizeitmöglichkeiten und Projekte anzubieten. Seither kümmern sich „Zeitreiche“, also Erwerbslose und Rentner, um die Kinder aus dem Stadtteil Lehe in Bremerhaven. Unterstützt werden sie von Ein-Euro-Jobbern, ABM-Kräften und einer Erzieherin. „Rückenwind“ lebt jedoch als Selbsthilfeeinrichtung im Wesentlichen von ehrenamtlicher Arbeit und von Spenden.


Das Projekt steht für Kinder bis zwölf Jahre täglich offen, auch in den Ferien. Jeden Nachmittag treffen sich etwa 30 Kinder und bekommen Zeit, Zuneigung und Liebe geschenkt. Jedes Kind darf kommen; anmelden und bezahlen ist nicht erforderlich. Die ehrenamtlichen Betreuerinnen und Betreuer helfen bei den Hausaufgaben, geben Nachhilfe, basteln und spielen mit den Kindern. Fußballspielen, gemeinsames Kochen, PC-Spiele und Singen stehen auf dem Programm. Mehr als die Hälfte der Kinder sind ausländischer Herkunft, die gutes Deutsch, Voraussetzung für eine erfolgreiche Lebensperspektive, hier eher lernen als in ihren Familien. Dreimal in der Woche gibt es bei „Rückenwind“ eine warme Mahlzeit, die vom „Kinder-Kochclub“ unter Anleitung eines Kochs zubereitet wird. Eine tägliche warme Mahlzeit ist für viele der Kinder keine Selbstverständlichkeit.


„Rückenwind“ ist aus der materiellen Not des Stadtteils Lehe entstanden. In Lehe leben 48,3 v. H. der Minderjährigen in Armut. Das bedeutet, dass jedes zweite Kind in Lehe unter der Armutsgrenze leben muss. Sie leben in „Bedarfsgemeinschaften“ nach dem Sozialgesetzbuch II, auch Hartz -IV-Familien genannt. Die hohe Kinderarmut in Bremerhaven beruht auf der hohen Arbeitslosigkeit. Die Kinder weisen eine mangelnde Versorgung mit Bildung, Ernährung, Gesundheitsvorsorge und sozialer Teilhabe auf. Dies versucht „Rückenwind“ in privater Initiative und mittels ehrenamtlicher Arbeit auszugleichen.


Unter der gemeinsamen Regie von Christina Freudenhammer und Friederike Görke ist das Projekt „Rückenwind“ gewachsen und hat sich weiterentwickelt. Zunächst waren es nur wenige Räume, heute sind es schon zweieinhalb Wohnungen mit Hip-Hop-Raum, einer PC-Werkstatt, der Redaktion einer Kinderzeitung, einem Mädchenzimmer, einer Küche und Ruheräumen. „Rückenwind“ ist heute zudem ein Ort des Lernens und der Sprachförderung. Für mehr als 60 Kinder ist „Rückenwind“ inzwischen in Lehe zu einer lebenswichtigen Anlaufstelle geworden. Die Kinder entwickeln Selbstbewusstsein und Eigenverantwortlichkeit und gewinnen Freude am Leben. Christina Freudenhammer als Vorsitzende und Friederike Görke als Mitglied des Vorstands des Vereins setzen sich neben der Kinderbetreuung für die weitere finanzielle Förderung der Arbeitsplätze für die Betreuung der Kindern durch ARGE-JobCenter, Agentur für Arbeit und Magistrat ein, organisieren die Vereins- und Öffentlichkeitsarbeit sowie die Aquierierung von Spenden. Ihnen ist es vor allem zu verdanken, dass „Rückenwind“ zu einem Modell- und Vorzeigeprojekt wurde, das inzwischen bundesweite Aufmerksamkeit und Anerkennung gefunden hat.


Nach Auffassung von Bundesminister Olaf Scholz haben sich Christina Freudenhammer und Friederike Görke durch ihre beispiellose Initiative gegen Kinderarmut und ihre Folgen verdient gemacht. Deshalb hat er die beiden Frauen aus Bremerhaven dem Bundespräsidenten zur Verleihung des Verdienstkreuzes am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland vorgeschlagen.

Am Dienstag, dem 21. April, 18.00 Uhr, findet im Bundesministerium für Arbeit und Soziales, Mauerstraße 53, 10117 Berlin, die Übergabe der Orden statt.