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Der Senator für Kultur

Landesarchäologin stellt Funde des Dorfes Stelle vor

17.12.2008

Bis zum Jahr 1398 wird das Dorf Stelle im heutigen Stadtteil Strom urkundlich erwähnt – dann verließen die Bewohner die Ortschaft an einem Seitenarm der Weser wahrscheinlich. Die Bremer Landesarchäologin Prof. Dr. Uta Halle hat am heutigen Mittwoch (17. Dezember) im Beisein des Senators für Umwelt, Bau, Verkehr und Europa, Dr. Reinhard Loske, eine Reihe von Grabungsfunden der Öffentlichkeit vorgestellt.


Seit Juni 2008 wurden im Zuge des Neubaus der Autobahn A 281 in der Neustadt zwei hochmittelalterliche Wurten ausgegraben. Die ältesten Nachrichten aus dem Bremer Niedervieland datieren aus dem Jahr 1158. Damals begann unter maßgeblicher Beteiligung der Holländer die Kultivierung des Sumpflandes. Das Dorf Stelle bestand aus insgesamt 19 Wurten zu beiden Seiten des Weserarms.
Die Menschen lebten dort von der Landwirtschaft, da keine handwerklichen Tätigkeiten archäologisch nachgewiesen werden konnten. Ab 1398 findet Stelle keine Erwähnung mehr, so dass davon auszugehen ist, dass die Bewohner das Dorf kurz darauf verließen. Die Ursache ist unbekannt. Denkbar wäre eine Abwanderung in die Stadt Bremen, da dort ab Mitte des 13 Jahrhunderts durch die Pest ein Bevölkerungsrückgang mit anschließenden Zuzügen von außerhalb verzeichnet wird.

Ausgrabung Strom Freilegung eines mittelalterlichen Rinnensystems.

Ausgrabung in Strom: Freilegung eines mittelalterlichen Rinnensystems.


Die Ausgrabungen haben ergeben, dass die Bewohner vieles, was ihnen noch nutzbar erschien, mitgenommen haben. Zudem konnten Strukturen freigelegt werden, deren Funktion noch unklar ist, etwa mit Holzkohle ausgelegte Rinnen, die aber keine Brandspuren aufwiesen. Von besonderer Bedeutung ist ein mittelalterlicher Hausgrundriss, in dem das Skelett eines jungen Rindes lag. Anhand der Holzpfosten hofft die Landesarchäologin Prof. Halle, zu einer genauen Dendrodatierung (Baumalterbestimmung) zu kommen. Bei dieser Methode werden die Jahresringe von Bäumen anhand ihrer unterschiedlichen Breite einer bestimmten, bekannten Wachstumszeit zugeordnet. Zudem wurden Keramiken aus der Zeit zwischen 1200 und 1400 gefunden. Ferner konnten einige wenige eisenzeitliche Scherben aus der Zeit kurz vor Christi Geburt sichergestellt werden. Des Weiteren wurde ein fast vollständig erhaltener Topf im Block eingegipst und geborgen. Er wird nach Abschluss der Grabungen in der Werkstatt der Landesarchäologin weiter untersucht.


Prof. Halle dankte der Projektentwicklung und dem Amt für Straßen und Verkehr sowie der ausführenden Grabungsfirma für die reibungslose Zusammenarbeit.