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Die Senatorin für Kinder und Bildung

Erfüllung der Bremer Vereinbarungen auf gutem Weg

14.10.2008

Die Ausbildungsangebote für junge Menschen im Land Bremen werden ausgeweitet. Das ist ein Ziel der Bremer Vereinbarungen, die 30 Partner aus Wirtschaft und Politik im März 2008 unterzeichnet haben. Die Vereinbarungen gelten zunächst für die Dauer von drei Jahren, also bis 2010.

Bildungssenatorin Renate Jürgens-Pieper hat in diesem Jahr die Federführung für Koordination und Kontrolle der Maßnahmen. „Bei der Einwerbung neuer Ausbildungsbetriebe wurden bis zum Herbst dieses Jahres sensationelle Erfolge erzielt“, sagte die Senatorin. Sie dankte den Vertreterinnen und Vertretern der Wirtschaft des Landes Bremen und insbesondere den Unternehmen, die es ermöglicht haben, dass die Zielzahlen bei der Einwerbung neuer Ausbildungsbetriebe in Bremen und Bremerhaven sogar mehr als verdreifacht werden konnten. Hier Ergebnisse im Einzelnen:

  • Verabredungsgemäß sollten im Durchschnitt 205 neue Ausbildungsbetriebe pro Jahr eingeworben werden. Das sind Betriebe, die in den vergangenen zwei Jahren keine Jugendlichen ausgebildet haben. Tatsächlich sind es mit Stand September dieses Jahres 680 neue Unternehmen, die ausbilden werden: 603 in Bremen und 77 in Bremerhaven.
  • Die Wirtschaft hat sich das Ziel gesetzt, 510 neue Ausbildungsplätze pro Jahr bereitzustellen. Es sind 2008 fast doppelt so viele, nämlich 961 Plätze. 875 wurden in Bremen bereitgestellt, 86 in Bremerhaven.
  • Das Land, die Stadtgemeinde Bremen und der Magistrat Bremerhaven streben eine hohe Ausbildungsquote an. Diese bezieht sich auf den bremischen öffentlichen Dienst, einschließlich der Eigenbetriebe und Gesellschaften. 7,5 Prozent Ausbildungsquote gemessen an der Zahl der Beschäftigten sollten es in diesem Jahr laut Zielvorgabe sein. Die Stadtgemeinde Bremen hat mit der Bereitstellung von 1771 Ausbildungsplätzen eine Quote von 8,4 Prozent erreicht, Bremerhaven mit 194 Ausbildungsplätzen im öffentlichen Dienst eine Quote von 7,65 Prozent.
  • Für benachteiligte Jugendliche sollte eine ausreichende Anzahl an außerbetrieblichen Ausbildungsplätzen zur Verfügung gestellt werden, um ihnen bessere Chancen auf Ausbildung und spätere Beschäftigung zu ermöglichen. Ziel waren 365 Plätze. Erreicht wurden 539 in Bremen und 184 in Bremerhaven, also insgesamt 723 Plätze.
  • Um jenen Jugendlichen zu helfen, die bei landesweiten Nachvermittlungsaktionen immer noch keinen Ausbildungsplatz gefunden haben, hat die Wirtschaft als Brücke in die Berufsausbildung Plätze für betriebliche Einstiegsqualifizierung angeboten. Es handelt sich um sechsmonatige Praktika im Betrieb mit begleitendem Berufsschulunterricht, um die Anrechenbarkeit der Einstiegsqualifizierung auf eine darauf folgende Erstausbildung zu sichern. Die Quote für einen direkten Übergang aus der Einstiegsqualifizierung in Ausbildung von 56 Prozent aus dem Vorjahr sollte gesteigert werden. Erreicht wurden 2008 in der Stadtgemeinde Bremen tatsächlich 67 Prozent.
  • Um besondere Zielgruppen des Ausbildungsmarktes im Blick zu behalten, wurden in diesem Jahr 52 Sekundarschülerinnen und Sekundarschüler in betriebliche Ausbildungsplätze vermittelt. Vereinbart waren 45. An dem Projekt sind bisher 10 Schulen, (8 Bremer und 2 Bremerhavener Schulen) beteiligt. Die Koordinierungsstelle des Bildungszentrums der Wirtschaft im Unterwesergebiet (BWU) bietet den Hauptschülern individuelle unbürokratische und praktische Hilfen an. In Kooperation mit Unternehmen erhalten sie direkt nach dem Schulabschluss einen betrieblichen Ausbildungsplatz:

Ein wichtiger Schritt, um Schülerinnen und Schüler für ihre berufliche Zukunft fit zu machen, sei die Berufsorientierung an den Schulen, unterstrich Senatorin Renate Jürgens-Pieper. „Erstmals gibt es eine verbindliche Rahmenvorgabe für allgemein bildende Schulen der Sekundarstufe I, die die Deputation für Bildung im März beschlossen hat. Die Lehrerkollegien sollen fächerübergreifende Konzepte entwickeln und den Praxisbezug mit Schnupper- und Blockpraktika in Betrieben herstellen.“


Lutz H. Peper, Präses der Handelskammer Bremen, sagte: „Die gemeinsame Kraftanstrengung aller Partner des Pakts für Ausbildung hat zu einer deutlichen Entspannung auf dem regionalen Ausbildungsmarkt geführt. Davon konnten sehr viele junge Menschen profitieren. Die Wirtschaft hat ihrerseits eindrucksvoll auf den sich abzeichnenden Fachkräftemangel reagiert und die Weichen für die Zukunft gestellt.“
Die Zahl der neu eingetragenen Ausbildungsverträge in der Handelskammer Bremen liegt zum 30. September 2008 um 6,1 Prozent über dem Ergebnis vom Vorjahr. Der positive Trend bei der Ausbildung findet auch überregional Beachtung: So konnte die Stadt Bremen beim aktuellen Städteranking der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) im Dynamik-Ranking bei der Ausbildungsplatzdichte einen hervorragenden fünften Platz belegen. „Alle Bemühungen laufen jedoch ins Leere, wenn es an qualifizierten Bewerbern mangelt“, gab Präses Peper zu bedenken und appellierte an alle Partner, Konzepte und Modelle zu entwickeln, die auf eine Steigerung der Ausbildungsfähigkeit abzielen.


„Das gemeinsame Handeln der Partner der Bremer Vereinbarungen zeigt deutliche Erfolge, etwa bei der Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge. Auf diesem Weg gilt es auch angesichts eines zu befürchtenden negativeren konjunkturellen Umfelds, der demographischen Entwicklung und eines daraus folgenden Fachkräftemangels voranzuschreiten. Ich bin zuversichtlich, dass dies den Partnern in Fortsetzung des vertrauensvollen und offenen Umgangs miteinander gelingen wird", sagte Cornelius Neumann-Redlin, Hauptgeschäftsführer der Unternehmensverbände im Lande Bremen


Michael Busch, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Bremen, lobt die Bereitschaft der Betriebe und Unternehmen, die Anstrengungen für die Ausbildung der eigenen Fachkräfte zu verstärken und somit einerseits eine Investition in die Zukunft des eigenen Unternehmens zu tätigen und andererseits dazu beizutragen, Bildungsersatzsysteme überflüssig zu machen. „Die überwiegend gute konjunkturelle Lage wird nicht zuletzt durch einen starken Export getragen. Die Basis für einen starken Export ist aber eine gute Infrastruktur auf der Basis gut ausgebildeter Fachkräfte“, sagte Busch.


Hans-Uwe Stern, Geschäftsführer der Agentur für Arbeit Bremen, zog folgende Bilanz: „Die gute Konjunktur und die gemeinsamen Aktivitäten der Partner haben zu einer weiter verbesserten Situation auf dem Ausbildungsstellenmarkt im Agenturbezirk Bremen geführt. Betrachtet man das Verhältnis von Ausbildungsstellen zu Ausbildungsbewerbern für die Stadt Bremen, gab es hier mit 4.143 gemeldeten Ausbildungsplätzen 248 Stellen mehr als im Vorjahr, während die Bewerberzahl um 447 auf 3.711 zurückgegangen ist. Die Schere zwischen Ausbildungsangebot und Ausbildungsbewerbern schließt sich. Einen Vorgeschmack auf kommende Zeiten liefert die Beobachtung, dass Arbeitgeber anders als in den Vorjahren bei der Bewerberauswahl nicht mehr so „aus dem Vollen schöpfen“ und ihre „Wunschbewerber“ rekrutieren konnten. Hier zeigt sich der Trend einer demographischen Veränderung, die uns auch in der weiteren Zukunft begleiten wird.“


Berndt Wozniak, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Bremerhaven, verzeichnet auch für seinen Agenturbezirk ein positives Ergebnis. „Die Zahl der gemeldeten betrieblichen Ausbildungsstellen stieg um 4,6 Prozent auf 1.123, die Zahl der unversorgten Bewerberinnen und Bewerber„ohne bekannte Alternative" lag am 30.September bei nur noch 130, das sind 44,4 Prozent weniger als 2007. Dem stehen immer noch 40 zu besetzende offene Ausbildungsstellen gegenüber".


„Die Betriebe haben offenbar erkannt, dass sie selbst ausbilden müssen, wenn sie auch in Zukunft noch qualifizierte Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen haben wollen. Für die Gewerkschaften ist es vordringlich, dass nun auch die Jugendlichen, die bisher in Maßnahmen und Warteschleifen untergebracht sind, eine gute betriebliche Ausbildung bekommen“, sagte DGB-Regionsvorsitzende Helga Ziegert.