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Sonstige

Das Weltraumlabor Columbus im Orbit

10.09.2008

Ein Vortrag von Programmdirektor Günther Brandt mit Originalaufnahmen der NASA

Am Mittwoch, dem 17. September 2008, 20.00 Uhr, eröffnet die Film- und Vortragsreihe „Bremer Tagebuch“ in Zusammenarbeit mit EADS Astrium in Bremen und der Wittheit zu Bremen die neue Wintersaison 2008/2009 im Haus der Wissenschaft, Sandstraße 4/5. Eingeladen ist Diplom-Ingenieur Günther Brandt, Programmdirektor des Weltraumlabors Columbus, der im Rahmen dieser Veranstaltung erstmals öffentlich über Start, Ankoppeln, Inbetriebnahme, Forschungsprojekte des Labors sprechen wird und gerne bereit ist, Fragen über das europäische Weltraumlabor aus Bremen und die internationale Raumstation ISS zu beantworten.


Eigentlich sollte das Columbus-Labor der europäischen Weltraumorganisation ESA bereits im Jahre 2004 mit einem Space Shuttle der Amerikaner ins All geflogen werden. Aber am 1. Februar 2003 verglühte die amerikanische Raumfähre „Columbia“ mit sieben Astronauten beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre und alle Flüge der NASA wurden für mehrere Jahre eingestellt. Danach war der Start für das Forschungslabor Columbus am 6. Dezember 2007 vorgesehen, musste aber aufgrund zweier defekter Tanksensoren der Raumfähre „Atlantis“ mehrfach verschoben werden. Doch zwei Monate später, am 7. Februar 2008, war es dann soweit.
Um 20.45 Uhr MEZ startete die US-Raumfähre „Atlantis“ vom Kennedy Space Center in Cape Canaveral / Florida mit dem europäischen Weltraummodul Columbus, fünf US- Astronauten und den beiden europäischen Astronauten Léopold Eyharts und Hans Schlegel zur ISS. Nach dem Andocken der Fähre an die ISS wurde das 13 Tonnen schwere Labor mit einem riesigen Roboterarm aus der Ladebucht gehoben und mit der ISS verbunden. Dichtheitsuntersuchungen, Strom-, Flüssigkeits- und Datenverbindungen usw. folgten, bevor das Weltraumlabor am 11.Februar 2008 durch den Franzosen Léopold Eyharts geöffnet wurde.


Der deutsche Astronaut Hans Schlegel an der Außenhülle des Columbus-Labors  im Orbit

Der deutsche Astronaut Hans Schlegel an der Außenhülle des Columbus-Labors im Orbit


„Wir sind stolz darauf, dass alle Systeme und Verbindungen im Orbit einwandfrei arbeiten und haben als Systemführer für das Columbus-Labor der ESA offensichtlich hervorragende Entwicklungsarbeit geleistet“, sagt Programmdirektor Günther Brandt von EADS Astrium in Bremen und freut sich darüber, dass die Forschungskapazität der ISS durch das Columbus-Labor um 50 Prozent erweitert werden konnte. Das Labor wurde zum Festpreis von 880 Millionen Euro in Bremen gebaut. Vierzehn Länder waren daran beteiligt, u. a. Deutschland mit 51 Prozent, Italien mit 23 Prozent und Frankreich mit 18 Prozent. Insgesamt arbeiteten ca. 1200 Ingenieure und Wissenschaftler aus 41 Unternehmen an der Entwicklung, Fertigung, Integration und den Tests des Weltraumlabors.


Um Columbus langfristig nutzen zu können, muss sich die europäische Weltraumorgani-sation ESA am Betrieb der ISS beteiligen. Das geschieht in einer Art Tauschwirtschaft. Als Gegenleistung für Transport und Versorgung des Labors durch die NASA liefert die ESA unbemannte ATV-Flüge zur ISS. Mit diesen ATV- Flügen, die eine Nutzlast von ca. sechs Tonnen aufnehmen können, wird die ISS u. a. mit Nahrung, Sauerstoff und Stickstoff, Trinkwasser, Ausrüstung, Ersatzteilen, Treibstoff usw. versorgt und von Abfall entsorgt, bevor der Transporter beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre über dem Pazifik verglüht.


Der Start des ersten Raumtransporters ATV auf einer Trägerrakete des Typs Ariane V mit einer wiederzündbaren Oberstufe gelang am 9.März 2008 vom europäischen Weltraumbahnhof Kourou/Französisch Guyana. Vier weitere ATV-Flüge sind bis 2013 geplant. Auftraggeber ist die ESA und Systemführer wiederum EADS Astrium in Bremen.


Das Columbus-Labor wird nicht von der NASA, sondern vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Oberpfaffenhofen bei München überwacht, d.h. rund 75 Wissenschaftler und Ingenieure steuern und kontrollieren die europäischen Forschungsprojekte im Labor auf der ISS. In Oberpfaffenhofen werden aber auch die wissenschaftlichen Programme der europäischen Forschungszentren koordiniert und die technischen Systeme des Labors von der Heizung bis zur Luft- und Wasserversorgung überwacht.


Der Start von Columbus stellt einen Meilenstein in der bemannten Raumfahrt dar, denn zum ersten Mal können Europäer unter der Kontrolle eines europäischen Zentrums dauerhaft unter Schwerelosigkeit im All forschen. Mit 2,5 Tonnen wissenschaftliche Nutzlast an Bord hat die Forschung begonnen. Die Schwerpunkte deutscher Forschungsprojekte liegen in der Biologie, Physik und Medizin.


Zum Beispiel untersuchen Mediziner im Columbus-Labor wie es zum Knochenabbau und Muskelschwund in der Schwerelosigkeit kommt. Dabei spielen unter Umständen besondere Nährstoffe wie Kochsalz eine besondere Rolle, weil Astronauten aufgrund ihres abgestumpften Geschmacks- und Geruchssinn gerne ziemlich salzig essen. Aber auch Blutdruck und Puls verändern sich im All und das Blutvolumen nimmt innerhalb der ersten 24 Stunden im All um rund einen halben Liter ab. Ebenso wird das Immunsystem von Astronauten durch den Weltraumaufenthalt beeinträchtigt, aber die Ursachen dafür sind weitgehend unbekannt und sollen jetzt erforscht werden. Programmfolge:


Das Weltraumlabor Columbus im Orbit
Eine PowerPoint-Präsentation mit Originalaufnahmen der NASA von Günther Brandt


Alle Interessierten – insbesondere Schüler und Studenten aus Bremer Schulen und Hochschulen - sind herzlich eingeladen. Das Programm dauert ca. 90 Minuten. Für Einzelpersonen sind Platzreservierungen nicht erforderlich, für Gruppen wünschenswert.


Der Eintritt beträgt drei Euro. Für Auszubildende, Schüler und Studenten ist der Eintritt frei.


Weitere Informationen erteilt Heiko Gertzen, Projektleiter „Bremer Tagebuch“, Telefon 01725439941.


[Foto: NASA]