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Der Senator für Finanzen

Stadtteilbesuch Blumenthal: Bürgermeisterin Linnert erfreut über Entwicklung auf dem BWK-Gelände

Bildungsangebote und Hör-Karte im alten Zentrum Blumenthal

09.02.2017

„Ich kenne das BWK-Gelände schon viele Jahre. Zwischenzeitlich war das kein ermutigender Anblick“, erinnert sich Bremens Bürgermeisterin Karoline Linnert, als sie jetzt dem Gelände der ehemaligen Bremer Wollkämmerei einen Besuch abstattete. Umso erfreuter war Karoline Linnert beim Rundgang über das Gelände. „Von den 27 Hektar Nettofläche sind knapp 18 Hektar vergeben“, erläuterte der Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Bremen GmbH (WFB), Andreas Heyer. Für weitere Flächen liegen der WFB Reservierungen vor.

Bürgermeisterin Karoline Linnert mit WFB-Geschäftsführer Andreas Heyer auf dem BWK-Gelände
Bürgermeisterin Karoline Linnert mit WFB-Geschäftsführer Andreas Heyer auf dem BWK-Gelände

Auf dem Areal, auf dem zu besten BWK-Zeiten etwa 5000 Menschen gearbeitet haben – viele davon aus Blumenthal, wechseln sich alte Backsteingebäude mit neuen Immobilien ab. Noch nicht für alle Altgebäude gibt es ein fertiges Konzept: Die ehemalige Sortieranlage könnte nach einer energetischen Sanierung Heimat für Büros werden. „Wir wissen, dass es aus dem Stadtteil Wünsche gibt, dass im Sortiergebäude 43 10 bis 20 Prozent der Flächen für kulturelle Angebote genutzt werden sollen“, erklärte Volker Ballhausen. Er ist als „Projektleiter Unternehmensservice & Standortentwicklung“ bei der WFB für die Vermarktung der BWK-Flächen zuständig. „Auf jeden Fall wird es hier kulturell, wenn wir die traditionelle Blumenthaler Veranstaltung „Feuer und Wein“ während der Renovierungszeit der Burg Blomendal auf das BWK-Gelände holen“, stellte Ballhausen in Aussicht.

Bei ihrem Besuch der Firma „BWK Chemiefaser“ – ein Management Buyout der alten BWK mit 50 Arbeitsplätzen – erläuterte Geschäftsführer Matthias Mantwill der Bürgermeisterin die wirtschaftliche Lage seiner Branche. Die BWK Chemiefaser ist „vermutlich Europas größter Veredler von Chemiefasern für die Kammgarnindustrie“. Der Geschäftsführer lobte die Lage des Geländes: „Logistisch gesehen kann ich diesen Standort nur weiter empfehlen, wir haben hier eine sehr gute Anbindung, man ist sofort auf der Autobahn.“

BWK Chemiefaser-Geschäftsführer Matthias Mantwill erläutert Karoline Linnert die verschiedenen Veredelungsstufen der Chemiefasern
BWK Chemiefaser-Geschäftsführer Matthias Mantwill erläutert Karoline Linnert die verschiedenen Veredelungsstufen der Chemiefasern

Matthias Mantwill erklärte der Bürgermeisterin die verschiedenen Schritte der Faserveredelung, um ihr dann bei einem Rundgang durch die Produktionshallen die verschiedenen Produktionsschritte vom Rohmaterial bis zum Ballen mit den veredelten Fasern zu zeigen. Aus denen entstehen andernorts feine Fäden etwa für Sport- und Wandersocken.
„Sie sind sowohl der größte Anbieter von Faserbändern in Europa als auch ein Label für den Stadtteil“, stellte Bürgermeisterin Linnert anerkennend fest.

Ihr nächster Besuch auf dem BWK-Gelände führte Linnert zum Lackierzentrum Nord, wo sie der Geruch nach Lösungsmitteln empfing. „Normalerweise riecht es hier nicht so stark“, erklärte Geschäftsführer Gerrit Meyer. „Im Augenblick lackieren wir allerdings Boots-Teile, da brauchen wir einen Speziallack.“
Im Gespräch mit Meyer erfuhr die Bürgermeisterin, dass ein großer Teil der Aufträge im Bereich der Lackierungen, nämlich große Blechschäden aus Autounfällen, heutzutage kaum noch in Deutschland zur Reparatur gegeben würden und kleinere Blechschäden an Autokarosserien zahlenmäßig weniger geworden seien, da moderne Autos mit Einpark-Assistenzsystemen ausgestattet sind, die solche Schäden reduzieren.

Geschäftsführer Gerrit Meyer (li.) und Dietmar Samorski (Qualitätssicherung) erklären Bürgermeisterin Linnert einen Lackiervorgang
Geschäftsführer Gerrit Meyer (li.) und Dietmar Samorski (Qualitätssicherung) erklären Bürgermeisterin Linnert einen Lackiervorgang

Deshalb hat sich das Lackierzentrum Nord für Spezialaufträge weiter entwickelt. Der Geschäftsführer stellte fest: „Das war eine längere Lernphase, die sich aber inzwischen bezahlt gemacht hat.“ Und berichtete von einem besonderen Arbeitsbeispiel: „Wir mussten einen Whirlpool aus Wurzelholz lackieren, der auf einer Luxus-Yacht in das Bootsdeck eingelassen werden sollte.“
Dass Meyer und die Belegschaft diese Sonderaufträge offenbar erfolgreich bearbeiten, lässt sich daran ablesen, dass das Lackierzentrum Nord seine Flächen ausdehnen möchte.

Im Anschluss an die beiden Firmen-Besuche traf sich Bürgermeisterin Karoline Linnert mit der Quartiersmanagerin für das Alte Zentrum Blumenthal, Carola Schulz. Schulz arbeitet seit drei Jahren im Quartierszentrum an der Kapitän-Dallmann-Straße, das sie erst einmal aufbauen musste: Weder ihren Arbeitsplatz noch das Quartierszentrum gab es vorher.
Aus 20.000 Euro Projektmitteln, die sie zur Verfügung hat, organisiert Schulz unter anderem von April bis Oktober für Kinder eine temporäre Spielstraße. „Das wird gut angenommen“, freut sie sich. „Da kommen auch immer Freiwillige aus den Nebenstraßen dazu und helfen.“

Außerdem bietet sie niedrigschwellige Bildungsangebote für Frauen an, die der Minderheit der Roma angehören. Für die Zukunft plant Schulz Alphabetisierungskurse für diese Frauen. „Viele von ihnen sind traumatisiert durch Kriegserlebnisse oder Flucht und leiden eigentlich unter Depressionen“, weiß die Quartiersmanagerin. Im Quartier leben relativ viele Menschen, die aus dem Kosovo, Serbien, Bulgarien und Albanien zugewandert sind. „Die Arbeit mit der Roma-Community ist längerfristig angelegt“, beschreibt die Quartiersmanagerin die Perspektive.

Natürlich will sie auch alle anderen Menschen in ihrem Zuständigkeitsbereich ansprechen. „Manche Menschen denken, ich wäre nur für ‚die Ausländer‘ da. Das stimmt aber nicht.“ Deshalb hat Schulz vor kurzem einen Workshop angeboten, um eine „Hör-Karte“ vom Stadtteil zu entwickeln. Alle, die etwas über die Stadtteilgeschichte oder über ihre Lieblingsorte in Blumenthal beisteuern wollen, können sich daran beteiligen. Ein Einstieg sei auch jetzt noch möglich: „Es wäre schön, wenn noch mehr Leute mitmachen und ihren Beitrag für die hörbare Karte einsprechen wollen“, sagt Schulz. Sie hofft, dass sich perspektivisch wieder mehr Blumenthalerinnen und Blumenthaler mit ihrem Stadtteil identifizieren.

Karoline Linnert zu Besuch im Quartierszentrum bei Carola Schulz (Quartiersmanagerin)
Karoline Linnert zu Besuch im Quartierszentrum bei Carola Schulz (Quartiersmanagerin)

Schulz möchte den Wandel im Stadtteil anregen und gestalten. „Dafür braucht man verschiedene, kluge und engagierte Menschen. Und man muss einem solchen Prozess Zeit geben“, sind sich Bürgermeisterin Linnert und Quartiersmanagerin Schulz am Ende des Gesprächs einig.

Fotos: Pressereferat, Senatorin für Finanzen