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Sonstige

„Wir bauen die sichersten Tanker der Welt“

11.10.2007

Ein Vortrag von Dirk Lindenau - Einladung zum „Bremer Tagebuch“ im Haus der Wissenschaft

Am Mittwoch, dem 17. Oktober 2007, 20.00 Uhr setzt die bekannte Film- und Vortragsreihe „Bremer Tagebuch“ ihr Winterprogramm 2007/2008 im Haus der Wissenschaft, Sandstraße 4/5 im Zentrum Bremens fort. Eingeladen wurde Dirk Lindenau, Geschäftsführer und Gesellschafter der Kieler Lindenau GmbH, Schiffswerft & Maschinenfabrik. Lindenau wird das mittelständische Unternehmen mit seiner breiten Angebotspalette im Spezial-Schiffbau, flachen Führungsstrukturen und einer hohen Fertigungstiefe in eigenen Werkstätten vorstellen und dabei insbesondere auf den Bau und die Sicherheit von Doppelhüllentankern eingehen.

Die Lindenau Werft war die erste Werft in Deutschland, die im Jahre 1976 mit dem Bau von Doppelhüllentankern für den Transport von Rohöl, Ölprodukten und Chemikalien begann und damit neue Sicherheitsstandards im Schiffbau eingeführt hat. Aufgrund der Weiterentwicklung dieses Schiffstyps und ihrer über 30jährigen Erfahrung beim Bau dieser Tanker baut diese Werft heute die sichersten und sparsamsten Tanker der Welt mit einer Tragfähigkeit von bis zu 43000 Tonnen.

Seit Beginn hat die Lindenau Werft über 40 Doppelhüllentanker abgeliefert. Der Bremer Reeder Emil Hartmann hat davon allein 20 Doppelhüllentanker bei Lindenau bauen lassen und unter deutscher Flagge mit überwiegend deutscher Besatzung in Fahrt gesetzt. Mit seiner German Tanker Shipping GmbH & Co. KG, die im Jahre 1998 gegründet wurde und zur Zeit mit 13 Tankern der Sea-Serie unterwegs ist, unterhält Emil Hartmann die größte Tankschiffreederei in Deutschland.

Auch die Bremer Reederei Carl Büttner gehört zu den Pionieren der Doppelhülle bei Tankschiffen. Seit 1980 wurden ihre Tankschiffe mit Doppelboden und seit 1984 nur noch mit Doppelhülle gebaut. Zurzeit sind für die Tankreederei Carl Büttner zehn Tanker mit einer Tragfähigkeit zwischen 12000 und 24 000 Tonnen in West- und Nordeuropa in Fahrt. Davon wurden vier Doppelhüllentanker bei Lindenau und sechs in Rijeka gebaut.

Die Lindenau Werft arbeitet mit beiden Bremer Reedereien eng zusammen und hat auch schon Doppelhüllentanker für die Seychellen, China, Norwegen, Italien usw. gebaut. Das Unternehmen ist hoch spezialisiert auf den Bau von umweltfreundlichen und sparsamen Doppelhüllentankern und hat für Innovationen beim Schiffbau zahlreiche internationale Auszeichnungen erhalten.

Zum Beispiel hat der langjährige geschäftsführende Gesellschafter Günter Steen die Doppelhülle mit perforierter Sollbruchstelle erfunden und dafür den Stahl-Innovations-Preis 2006 in der Kategorie Forschung und Entwicklung erhalten. D.h. bei der Kollision mit einem Doppelhüllentanker soll die Innenhülle vom Schiffsskelett abreißen, sich verformen ohne zu zerreißen und dadurch eine höhere Aufprallenergie aufnehmen können.

Ingenieure der Lindenau Werft haben Materialtests an der TU Hamburg durchgeführt und überprüft, ob die Außenhülle reißt und sich so verformt wie berechnet wurde. Danach wurde die Idee der perforierten Sollbruchstelle als Patent angemeldet.

Durch die Erfindung der perforierten Sollbruchstelle, die sich in der Praxis noch bewähren muss, bleibt die Innenhülle mit der Ladung weitgehend geschützt und es wird kaum noch Umweltkatastrophen bei Kollisionen auf den Meeren geben.

„Wir sind ein Systemhaus“, sagt Dirk Lindenau, „d.h. wir bieten unseren Kunden Systemlösungen an und optimieren diese mit ihnen so, dass wir trotz des höheren Preises das bessere Produkt für seinen Markt anbieten.“ Ein Beispiel dafür ist der Sicherheitstanker„Wappen von Hamburg“. Es ist das Typschiff von sechs Schiffen des Typs SCOT 8000, wobei SCOT für „Safety Chemical. Oil Tanker“ und 8000 für die Tragfähigkeit dieses Typs in Tonnen stehen. Das Schiff wurde auf Anregung des Hamburger Reeders Günther Kordts von der Lindenau Werft entwickelt und aus Kapazitätsgründen in Galatz/Rumänien gebaut.

Das Besondere an diesem Schiffstyp liegt darin, dass es durch ein Mittellängsschott im Maschinenraum in zwei unabhängige Hälften geteilt wird und verschiedene Systeme redundant vorhanden sind. Es gibt zwei Hauptmaschinen in getrennten Maschinenräumen, zwei Getriebe, zwei Verstellpropeller, zwei Halbschweberuder und zwei Ruderanlagen. Bei Ausfall einer Maschinenanlage bleibt das Schiff manövrierfähig und kann mit der anderen Anlage noch 12 Knoten laufen.

Auf der Brücke befinden sich Antikollisionsradar, GPS, elektronische Seekarte und der Voyage Data Recorder, der alle wichtigen nautischen, technischen und sicherheits-bezogenen Schiffsdaten sowie Funkdaten und die Kommunikation auf der Brücke – wie ein Flugschreiber - speichert.

Alle Versteifungen der Schotte liegen in der Doppelhülle. Das ermöglicht glatte Tankwände, die sich leicht reinigen lassen. Jeder Ladetank hat eine eigene Tauchpumpe mit Restlenzmöglichkeit. Die hochwertige Beschichtung der Tanks erlaubt die Beladung mit ca. 500 verschiedenen Flüssigkeiten. Dazu gibt es ein computergestütztes Ladungs- und Maschinenüberwachungssystem.

In Zusammenarbeit mit der Lindenau GmbH, Schiffswerft & Maschinenfabrik in Kiel und der Wittheit zu Bremen veranstaltet das „Bremer Tagebuch“ zum zweiten Mal einen Film- und Vortragsabend über die Sicherheit von Tankern. Die erste Veranstaltung fand im März 1993 statt. Damals wurden Sicherheitsfragen noch diskutiert, obwohl die Lindenau Werft seinerzeit schon 16 Doppelhüllentanker abgeliefert hatte. Aber noch im selben Jahr wurde der Bau von Einhüllentankern weltweit verboten und bis 2010 müssen weltweit alle Öltanker mit doppelten Außenhüllen nachgerüstet oder verschrottet werden.

Aufgrund dieser rasanten Entwicklung mit zahlreichen Innovationen und Auszeichnungen für die Lindenau Werft und einer starken Kundenbeziehung nach Bremen hat das „Bremer Tagebuch“ den Werftchef Dirk Lindenau erneut eingeladen und freut sich sehr auf seinen Besuch in Bremen. Selbstverständlich ist Herr Lindenau, der 2003 für seine Verdienste um die Schiffssicherheit mit dem Preis für Maritime Technologie der Region K.E.R.N. ausgezeichnet wurde, gern bereit, aktuelle Fragen zum Thema zu beantworten.
Programmfolge:
Das Bremer Tagebuch 2007/2008
Eine kurze Einführung von Heiko Gertzen, Bremen
Wir bauen die sichersten Tanker der Welt
Eine PowerPoint-Präsentation von Dirk Lindenau, Kiel
Alle Interessierten sind herzlich eingeladen. Das Programm dauert ca. 60 Minuten. Platzreservierungen sind nicht erforderlich. Der Eintritt beträgt drei Euro. Für Schüler und Studenten ist der Eintritt frei.

Weitere Informationen gibt Heiko Gertzen unter der Telefonnummer 0172-5439941.