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Sonstige

Friedenskrieger II - Ein biografisches Tanztheater mit jungen Bremern und Flüchtlingen

11.08.2016

Datum: Dienstag, 16.08.2016, 19.30 Uhr
Ort: Kunsthalle Bremen, Am Wall 207, 28195 Bremen
Choreografie: Christine Witte

Christine Witte hat in Fortsetzung ihrer erfolgreichen Produktionen als Choreografin ein biografisches Tanztheater mit jungen Bremern und Flüchtlingen einstudiert, welches am 16. August Uraufführung hat. Fulminante Gruppenchoreografien und dramatische Solotänze packen den Zuschauer und reißen ihn mit.

Die Akteure sind 14 junge Männer und Frauen, Jugendliche, junge Erwachsene. Sie kommen aus Syrien, Iran, der Türkei, Guinea und aus Deutschland. Seit fünf Monaten trainieren sie miteinander. Sie wollen sich mitteilen, ihre Geschichte erzählen, sie dem Publikum erzählen. Das verbindet und bietet Halt, Stabilität und zusätzliche Sicherheit.

"Weg, schnell weg, weg aus dem Krieg, weg aus der Hoffnungslosigkeit. Das ist kein Umzug, kein Exil, das ist Flucht. Hals über Kopf. Und was kommt mit? Was passt rein in den Rucksack? Einpacken, zu viel, zu schwer, reduzieren, sich trennen, was ist nötig, zum Überleben? Was bleibt an Erinnerung? Einpacken, auspacken, umpacken. Und los jetzt…"

Das Ensemble von Friedenskrieger II in Aktion
Das Ensemble von Friedenskrieger II in Aktion

Sie rennen im Kreis, Gepäck auf dem Buckel. Sie drängeln, überholen sich, fallen zurück. Helfen sich; der eine nimmt den anderen auf den Rücken, dann tauschen sie die Rollen. Rutscht einer ab? Bleibt er liegen, zurück, verlassen? Berappelt er sich? Folgt er nach?

Dies zu tanzen braucht Vertrauen, Vertrauen in die Gruppe, in sich selbst. Das Einstudieren von Bewegungen, von Choreografien ist das eine. Aber davor kommt über einen langen Zeitraum das Miteinander-Reden, sich öffnen, sich trauen, das Schweigen aushalten, das Weinen.

Christine Witte hat lange Erfahrung mit künstlerischen Prozessen, die die Persönlichkeit der Akteure und Zuschauer berühren. Sie weiß, wie sie die jungen Menschen auffängt, sie spürt, wenn das Weiterreden zu schmerzhaft ist. Die Bewegung befreit den Kopf, die Seele, die Gedanken. Die Ängste, die Erfahrungen nehmen Gestalt an. Wortlose Bilder, von allen zu verstehen.

Christine Witte mit Ensemblemitglied Elias Alshikh
Christine Witte mit Ensemblemitglied Elias Alshikh

Die Friedenskrieger wollen auch sprechen. Ein Gewirr aus Sprachen, durcheinander und doch zu verstehen. Sally klagt auf Arabisch, fällt ins Englische, ins Französische. Sie erzählt, wie es ihr hier geht. Sie muss nicht mehr um ihr Leben fürchten. Aber wie sieht ihr Leben aus? Ein Wartesaal? Warten auf den Deutschunterricht, das Studium. Sie ist ungeduldig. Sie will schneller voran. Sie will ihr Leben wieder selber in die Hand nehmen und ruft auf Deutsch: Ich will zurück nach Syrien. Elias, wie Sally aus Syrien, schüttelt sie: Syrien gibt es nicht mehr. Mohammad protestiert: Syrien lebt in uns, die Hoffnung darf nicht sterben.

Manchmal entfaltet die fremde Sprache eine umwerfende Poesie. Boubacar aus Guinea jammert nicht, er mahnt und erinnert uns daran: Genug ist nicht genug. Er hat zu essen, und ist doch hungrig. Er hat zu trinken, aber es dürstet ihn nach mehr, er hat ein Bett, aber ist das Heimat? Ohne Familie, allein, in der Fremde? Ein Klagelied, das an Hiob erinnert, und wer davon nicht berührt ist, der hat kein Herz.

Christine Witte ist seit über 20 Jahren sowohl national als auch international für Bühnenproduktionen verantwortlich tätig. Als Solo-Tänzerin, in Ensembles und als Choreografin hat sie nachweisliche Erfolge auf und hinter der Bühne. Leidenschaftlich initiiert und choreografiert sie jedes Jahr vielbeachtete künstlerische und soziale Bühnenprojekte u.a. in Kooperation mit Stiftungen, Vereinen sowie öffentlichen Kulturträgern.

Friedenskrieger II

Uraufführung am 16.08.2016 um 19.30 Uhr
Eintritt: 12 Euro, 7 Euro ermäßigt
Choreografie: Christine Witte
Assistenz: Nelli Tews
Achromatic Percussion: Sascha Barasa Suso, Moritz Koch

Unterstützt von: Rotary Hansa, Rotary International, Heinrichs Holding GmbH, Herr K. Ziegler, St-Art-Stiftung Bremen, Senator für Kultur

Fotos: Stefan Kozlowski