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Sonstige

Kunsthalle Bremen ehrt Eugène Carrière zum 100. Todestag

31.07.2006

Eugène Carrière war einer der berühmtesten Künstler der Jahrhundertwende. Seine ernsten und zugleich poetischen Stimmungsbilder galten in der Zeit um 1900 neben den Werken der Spätimpressionisten, der Salonmaler und Symbolisten sowie des Jugendstils als überaus begehrte Sammelobjekte. Carrières stille Kunst und seine starke Persönlichkeit genossen höchstes Ansehen bei Politikern, Kritikern, Dichtern und Künstlerfreunden. Die Intensität der Bilder Carrières zwingen den Betrachter auch heute zur Konzentration - in unserer hektischen Gegenwart eine ganz besondere Qualität. Zum 100. Todestag von Eugène Carrière ehrt ihn die Kunsthalle Bremen mit einer umfangreichen Ausstellung vom 30.Juli bis 1. Oktober 2006. Die präsentierten 43 Gemälde, 37 Lithographien und Radierungen sowie 12 Zeichnungen zeigen alle Facetten des heute zu Unrecht kaum bekannten Künstlers.


Das Werk des Franzosen Eugène Carrière (1849 – 1906) entstand in nur knapp drei Jahrzehnten. Seinen unverwechselbaren Stil entwickelt er ab etwa 1885: Carrière verzichtet in seinen Gemälden immer mehr auf die Farbe, es dominieren Grau- und Brauntöne in feinsten Abstufungen zu Rosa, Blau und Weiß. Ein ausgeprägtes Helldunkel mit weichen, unscharfen Konturen lassen die dargestellten Menschen und Gegenstände „gleichsam durch einen Gazeschleier von der Wirklichkeit getrennt“ wirken, so der Kunstschriftsteller Richard Muther im Jahr 1894. Diesen knappen bildnerischen Mitteln entspricht die reduzierte Thematik: Den wenigen Landschaften, Interieurs und Stillleben stehen eine Vielzahl von Figurenbildern gegenüber. Carrières Hauptthema sind dabei Szenen aus seiner großen Familie. Dieses intime Sujet, gefasst unter Begriffe wie „Intimité“, „Maternité“, „La Lecture“ oder „Méditation“, variiert und interpretiert der Künstler immer wieder neu. Durch seine einzigartige Handschrift hebt Carrière die Szenen ins Allgemeine, in menschliche Emotionen wie Sorge und Kummer, Fröhlichkeit und Wärme.


Einen weiteren Höhepunkt seines Schaffens und der Ausstellung sind die Lithographien, in denen sich Carrières Stil fast abstrakt zu vollenden scheint. Neben den Bildnissen seiner Frau und seiner Kinder schuf Carrière zahlreiche Lithographien von Künstlern, Literaten, Wissenschaftlern und Politikern der Pariser Jahrhundertwende. Die enge Verbindung zu diesen bedeutenden Persönlichkeiten seiner Gegenwart wie Rodin, de Goncourt und Daudet, Clemenceau und Gallimard spiegeln sich in einer Reihe hervorragender, eindringlicher Lithographien.


Reiche Sammlungsbestände in Bremen
In Bremen befindet sich eine in mehreren Jahrzehnten zusammengetragene Privatsammlung - mit rund vierzig Gemälden der größte Carrière-Bestand außerhalb der Sammlung des Pariser Musée d'Orsay. Der Kunstverein in Bremen kann einen Großteil dieser Gemälde als großzügige Leihgabe des Sammlers ausstellen und damit den eigenen Bestand von fünf Bildern und zwölf Zeichnungen ergänzen. Abgerundet wird die Schau durch rund vierzig druckgraphische Werke. Die meisten stammen aus dem Vermächtnis des bedeutenden Bremer Sammlers Dr. H. H. Meyer jun., dem langjährigen Vorsitzenden des Kunstvereins in Bremen. Bedeutende Leihgaben aus den Kupferstichkabinetten von Berlin, Budapest, Dresden und Wien vervollständigen diesen Teil der Ausstellung.

Die Kunsthalle Bremen ist mittwochs bis sonntags von 10-17 Uhr, dienstags von 10-21 Uhr geöffnet. Montags ist Ruhetag.