Sie sind hier:

Senatskanzlei

Bürgermeister Carsten Sieling dankt Soldatinnen und Soldaten

Öffentliche Danksagung im Bremer Rathaus für Einsatz im Rahmen der Amtshilfe bei der Flüchtlingsunterbringung und -betreuung

08.06.2016
Bürgermeister Carsten Sieling begrüßt die Teilnehmenden des Senatsempfangs in der Oberen Rathaushalle
Bürgermeister Carsten Sieling begrüßt die Teilnehmenden des Senatsempfangs in der Oberen Rathaushalle

"Ihr freiwilliger Einsatz war nicht nur vorbildlich und äußerst hilfreich in einer Situation der Not, was Sie geleistet haben, hat dem Ansehen der Bundeswehr in der Bremer Zivilgesellschaft eine neue Dimension gegeben!" Mit diesem Satz beendete Bremens Bürgermeister Carsten Sieling heute (Mittwoch, 8. Juni 2016) seine Dankesrede, die er anlässlich einer Feierstunde in der Oberen Rathaushalle vor rund 300 Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr hielt. Anlass dazu war ein Senatsempfang als Dankesgeste der Bremer Landesregierung für den Einsatz von rund 1.200 Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr. Über mehrere Monate waren sie in vielen Notunterkünften wechselweise im Einsatz und halfen Land und Stadt sowie den zivilen Hilfseinrichtungen bei ihren Aufgaben zur Linderung der Not.

Das aus Flüchtlingen bestehende Ensemble des maritimen Musik- und Theaterprojekts um Frauke Wilhelm beim Liedvortrag
Das aus Flüchtlingen bestehende Ensemble des maritimen Musik- und Theaterprojekts um Frauke Wilhelm beim Liedvortrag

Bürgermeister Sieling bedankte sich auch bei Generalmajor Klaus von Heimendahl als Leiter des Koordinierungsstabes "Flüchtlinge" im Bundesministerium der Verteidigung für die Hilfestellung. Er könne sich noch gut erinnern, wie Oberst Klaus Körbi, Leiter des Landeskommandos der Bundeswehr in Bremen, sich gleich Anfang September 2015 bei ihm gemeldet hatte mit den Worten: "Die Bundeswehr kann, will und wird auch helfen!" Schnell kam man zusammen, um erste Maßnahmen zu verabreden. Eine davon: in einem ehemaligen Gebäudetrakt der Scharnhorst-Kaserne in Bremen-Huckelriede wurden Notunterkünfte eingerichtet, die von der AWO Bremen betreut wurden.

Für diese Adhoc-Hilfe dankte Bürgermeister Sieling allen Beteiligten. Durch diese großartige Unterstützung sei Bremen das erste Bundesland gewesen, das auf den Flüchtlingszustrom angemessen reagieren konnte. Das hohe Engagement der Bundeswehr in Bremen zeigte sich auch in der Tatsache, dass im bevölkerungsmäßig kleinsten Bundesland das zweitgrößte Kontingent an Soldatinnen und Soldaten im Einsatz waren, gleich hinter dem Flächenland Bayern.
Die Bundeswehr habe es geschafft, ein deutliches Zeichen der Solidarität zu setzen und hohe Anerkennung in der Gesellschaft zu finden, sagte Bürgermeister Sieling.

Bürgermeister Sieling überreicht stellvertretend an einen Soldaten des Heeres eine Dankurkunde
Bürgermeister Sieling überreicht stellvertretend an einen Soldaten des Heeres eine Dankurkunde

Bundeswehr wird wieder helfen, falls nötig
Der aus Berlin entsandte Generalmajor Klaus von Heimendahl bedankte sich für das entgegengebrachte Vertrauen, die Wertschätzung und die Anerkennung in Form dieses Dank-Empfangs. Er empfand es als eine große Geste, dass die Würdigung der geleisteten Unterstützung in dem historischen Rathaus stattfand, ein Gebäude, in dem auch Geschichte geschrieben wurde und wird. Die Bundeswehr, so Heimendahl, habe bundesweit rund 1.000.000 Verpflegungspakete an die Flüchtlinge ausgegeben. Das sei aber nur eine Zahl, man habe doch auch auf der zwischenmenschlichen Ebene helfen können - zum Beispiel durch ein aufmunterndes Lächeln oder Verständnis für die Situation der Flüchtlinge. Heimendahl sagte zudem, dass die Bundeswehr auch in Zukunft unterstützen werde, wenn es die Situation erfordere.

Das Bundesverteidigungsministerium hat zwischenzeitlich angekündigt, die unter der "größtmöglichen Kulanz" (von der Leyen) gewährte Amtshilfe mit den Bezeichnungen "Helfende Hände" und "Schnelle Unterstützungskräfte" in den Ländern zum Ende des Jahres 2016 auslaufen zu lassen.

Gruppenbild mit allen Akteuren und den Soldatinnen und Soldaten im Festsaal des Neuen Rathauses
Gruppenbild mit allen Akteuren und den Soldatinnen und Soldaten im Festsaal des Neuen Rathauses

Bericht eines Soldaten
"Ich bin Zaradasht Shamo. Vor knapp 20 Jahren, im Jahr 1997, bin auch ich ein Flüchtling gewesen und als jesidischer Kurde mit meiner Familie vor religiöser Verfolgung aus dem Irak nach Deutschland geflohen. In Oldenburg konnten wir neu beginnen. Und heute bin ich Soldat im Logistik-Bataillon in Delmenhorst." Einen berührenden Einblick in seine Lebensgeschichte gab Shamo den Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Empfangs. Shamo meldete sich sofort freiwillig, als es im Spätsommer des vergangenen Jahres klar wurde, dass sich die Bundeswehr in der Flüchtlingshilfe engagieren würde. Da er Deutsch, Arabisch und Kurdisch spricht, konnte er sogleich im Sanitätsdienst in der Flüchtlingshilfe in Bremen eingesetzt werden.

Auf seine Zeit in Bremen blicke er mit Stolz zurück. Er wisse nun, dass er etwas Positives bewirken und Menschen in Not helfen und ihnen Sicherheit vermitteln konnte. Im Irak, so Shamo, gebe es keine Institution, die mit dem deutschen Minderheitenschutz vergleichbar sei. "Hier in Deutschland können meine Familie und ich in Sicherheit und Frieden leben. Das ist keine Selbstverständlichkeit." Denn Sicherheit und Frieden seien ein Geschenk, das man immer bewusst wahrnehmen und würdigen müsse. Für diese Werte sei er Soldat geworden und er freue sich, dass er diese Werte im Rahmen der Flüchtlingshilfe mit vermitteln konnte.

Den musikalischen Rahmen der Feierstunde gestaltete ein aus Flüchtlingen bestehendes Ensemble des maritimen Musik- und Theaterprojekts „"Sehnsuchtslieder von der Gegenküste" – "Golden City goes fremd" unter der Leitung von Frauke Wilhelm.
Gemeinsam mit rund 15 Musikerinnen und Musikern verschiedener Nationalitäten, die zurzeit in den Übergangsheimen in der Überseestadt untergebracht sind, wurde seit Anfang März nach entsprechenden Liedern und Varianten von der jeweils anderen Seite des Meeres gesucht. In einem bunten Kauderwelsch aus Arabisch, Farsi, Kurdisch, Deutsch und Englisch, und in verschiedenen Stilrichtungen wurden mit sehr viel Engagement „Sehnsuchtslieder“ vorgetragen.

Fotos: Senatspressestelle