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Die Senatorin für Arbeit, Soziales, Jugend und Integration | Senatskanzlei

Bremer Sprachgipfel stellt Weichen für weitere Integration

"Wer Geflüchtete integrieren will, muss ihnen helfen, Deutsch zu lernen"

07.06.2016

Mit einem ressortübergreifenden Konzept zur Sprachkompetenzförderung will der Senat Geflüchtete bei der Integration in Gesellschaft und Beruf unterstützen. Das Konzept soll alle bestehenden Angebote zu einer durchgängigen Förderkette verbinden und fehlende Glieder möglichst ergänzen – im ganzen Spektrum von einer ersten Alphabetisierung bis hin zur sprachlichen Qualifizierung für Beruf und Studium.

Bürgermeister Carsten Sieling und Senatorin Anja Stahmann eröffnen den Bremer Sprachgipfel
Bürgermeister Carsten Sieling und Senatorin Anja Stahmann eröffnen den Bremer Sprachgipfel

Zu einem Bremer Sprachgipfel heute (Dienstag, 7. Juni 2016) haben der Präsident des Senats und die Senatorin für Soziales, Jugend, Frauen, Integration und Sport eingeladen. Bereits im Vorfeld hatte dazu es einen fachlichen Beratungsprozess gegeben, um Problemfelder zu benennen und Lösungsansätze zu entwickeln. "Ziel ist ein Sprachförderkonzept, das den Menschen hilft, ihren Platz in unserer Gesellschaft zu finden", sagte Bürgermeister Dr. Carsten Sieling. Die Angebote des Bundes und der Bremischen Senatsressorts sollten gut aufeinander abgestimmt sein, ergänzte Anja Stahmann, Senatorin für Soziales, Jugend, Frauen, Integration und Sport. "Wir wollen ein durchgängiges System, das möglichst alle erreicht – ganz gleich, welche Chancen sie im Asylverfahren haben. Sprache ist die Voraussetzung für Integration. Das wollen und müssen wir fördern."

Derzeit gibt es ein gewachsenes System an Kursen für den Spracherwerb:
- Vorkurse an Schulen für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren
- Integrationskurse des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF); es richtet sich an anerkannte Flüchtlinge und Bewerber mit guter Bleibeperspektive, auch wenn sie noch im Anerkennungs-Verfahren sind. Einen Anspruch haben danach rund 50 Prozent aller Geflüchteten in Bremen, nämlich all jene, die aus Syrien, Iran, Irak und Eritrea stammen
- Einstiegskurse der Stadt Bremen für Geflüchtete, die in keine dieser Gruppen fallen (130 Stunden, größtenteils angesiedelt bei der VHS, teils aber auch bei anderen Trägern; im vergangenen Jahr haben diese Kurse über 1.800 Menschen erreicht, darunter rund ein Viertel Frauen; Ziel für 2016 und 2017: jeweils 2.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer)
- Berufsbezogene Deutschkurse des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge); das Land Bremen kann rund 900 bis 1.000 Plätze in 2016 und bis zu 2.000 in 2017 erwarten
- Deutschkurse in Vorbereitung auf den Hochschulzugang
- Daneben bieten viele Ehrenamtliche in den Gemeinschaftseinrichtungen für Flüchtlinge ihre Unterstützeng beim Erwerb und Anwenden der Deutschen Sprache an

Trotz der Vielfalt der bestehenden Sprachförderangebote zeichnet sich Verbesserungsbedarf ab: "Bremen gehört zu den Städten, die Einstiegskurse für Geflüchtete auch dann finanzieren, wenn im Anerkennungsverfahren unsicher ist, ob sie am Ende in Deutschland bleiben können", sagte Senatorin Stahmann. "Aber nach dem 130-Stunden-Einstieg gibt es noch keine passenden Anschlusskurse. Damit bin ich noch nicht zufrieden." Vereinbart sei eine Ausweitung – idealerweise bis zum Sprachniveau A 2 des europäischen Referenzrahmens. Diese Sprachkenntnisse reichen für die Bewältigung des Alltags.

Auch für Teilnehmerinnen und Teilnehmer von Integrationskursen, die das angestrebte Niveau dieser Kurse am Ende nicht erreichen, sollten passende Anschlusskurse angeboten werden. "Ich bin froh, dass der Bund diese Lücke bereits erkannt hat und sie schließen will", sagte Senatorin Stahmann.

Daneben fehle es derzeit noch an Angeboten für Menschen mit geringer formaler Bildung, die auch in ihre Muttersprache nicht lesen und schreiben könnten. Diese Angebote will der Senat ausbauen. Und schließlich sei die Kinderbetreuung besonders für Teilnehmende in Frauen- sowie Elternkursen eine wichtige Stütze: "Im Integrationsbudget haben wir Mittel vorgesehen, um die Kinderbetreuung rund um Übergangswohnheime und zur Begleitung von Sprachkursen ausweiten zu können", sagte Senatorin Stahmann. Positiv wertete sie, "dass der Bund dieses Thema bei berufsbezogenen Sprachkursen ebenso mitdenkt und es in seiner Sprachförderverordnung mit aufgenommen hat". Bremen setze sich weiterhin dafür ein, dass auch bei den Integrationskursen des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) über einen Wiedereinstieg nachgedacht wird.

Positiv bewertet die Senatorin alle Bemühungen, dem Fachkräftemangel im Bereich Deutsch als Fremdsprache entgegen zu wirken: "Wir haben so viele Menschen in Deutschkursen wie noch nie und daher einen hohen Bedarf an qualifizierten Lehrkräften. Die Herausforderungen, vermehrt auch höhere Sprachniveaus zu unterrichten, kommt hinzu und auch der Schulbereich hat einen großen Bedarf an Deutschlehrkräften." Daher ist es erfreulich, dass sich Bildungsinstitutionen wie zum Beispiel die Volkshochschule Bremen, die Universität Bremen und die Wisoak (Wirtschafts- und Sozialakademie der Arbeitnehmerkammer) gemeinsam auf den Weg gemacht haben, Fachkräfte zu qualifizieren. Bremen hat sich zudem gegenüber dem Bund für höhere Honorare in Integrationskursen eingesetzt, wo sich erfreuliche Veränderungen abzeichnen, die diese wichtige Tätigkeit hoffentlich bald attraktiver gestalten.

Download: Das Ergebnispapier (pdf, 169.5 KB) des heutigen Sprachgipfels.

Foto: Senatspressestelle