Sie sind hier:

Sonstige

Angehörige selber pflegen oder nicht?

16.04.2004

Psychosoziale Angehörigenberatung qualifiziert und unterstützt gleichermaßen

Pflegebedürftigkeit oder vermehrte Pflegebedürftigkeit nimmt oft nach einem Krankenhausaufenthalt ihren Anfang. Für Patienten und Angehörige verändert sich damit viel. In dieser Situation, oft unter Zeitdruck und mit Ängsten vor dem Eingreifen fremder Personen, ist die Entscheidung, die Pflege selbst zu übernehmen, häufig überhastet und ohne Vorstellung davon, was Pflege bedeutet. Für alle Patienten und Familien, die sich sofort für Hilfe von außen entscheiden oder diese einfordern, setzt sich im Klinikum Bremen-Mitte der Sozialdienst und die Überleitungsstelle ein. Angehörige, die diese Arbeit selbst verrichten, hatten bislang kaum Möglichkeiten, sich zu informieren. Insbesondere dann nicht, wenn die Entlassung aus dem Krankenhaus erfolgt war und es keine Anbindung an eine beratende Institution mehr gab.


Für diesen Personenkreis wurde jetzt im Klinikum Bremen-Mitte ein neues Angebot geschaffen. In der Beratungsstelle für pflegende Angehörige kann die spezielle pflegerische Situation in der Familie betrachtet werden. Es besteht die Möglichkeit, pflegende Angehörige individuell in ihrer Häuslichkeit zu qualifizieren, ihnen Ängste zu nehmen und Strategien zur Entlastung aufzuzeigen, ohne den Betroffenen die Pflege aus der Hand zu nehmen. Die beiden Mitarbeiterinnen der Beratungsstelle bleiben auch dann Ansprechpartnerinnen, wenn nach Krankenhausentlassung Probleme auftauchen und die Situation neu bedacht werden muss.


Margitta Steuer, Krankenschwester und seit 1995 als Beraterin für Probleme der gesundheitlichen Versorgung im „Zentralen Versorgungsnetz“ tätig, und Stephanie Kruth, Krankenschwester und Psychologin mit langjähriger Erfahrung in der psychosozialen Angehörigenberatung, bilden das Team der Beratungsstelle, die sich im Gebäude des Instituts für Chinesische Medizin auf dem Gelände des Klinikums Bremen-Mitte befindet.


Nach wie vor werden viele Patienten rundum von ihren Angehörigen gepflegt. In wirtschaftlich bewegten Zeiten gibt es viele Gründe für diese Entscheidung. Denn nicht allen Patienten wird eine Weiterversorgung mit professioneller Hilfe durch die Kostenträger gewährt.


Studien zur Situation von Pflegenden in Familien belegen, dass es in nahezu allen Fällen die Frauen sind, z.B. Töchter, Schwiegertöchter, Ehefrauen, die die Versorgung der Kranken übernehmen. Dies gilt vor allem bei Patienten mit Demenz-Erkrankungen. Schnell entwickeln sich hohe psychische und körperliche Belastungen, Konflikte, wirtschaftliche Nachteile und soziale Isolation für diese Frauen.


Am kommenden Mittwoch, 21. April, veranstaltet die neue Beratungsstelle in der Zeit von 12 bis 16 Uhr einen Tag der offenen Tür in ihren Räumen im Gebäude der Chinesischen Medizin. Eine gute Gelegenheit für Profis wie andere Interessierte, die Arbeit der beiden Mitarbeiterinnen kennen zu lernen. Die Beratungsstelle hat dienstags bis donnerstags in der Zeit von 15 bis 18 Uhr geöffnet. Telefonisch sind die Mitarbeiterinnen unter 497 2670 zu erreichen.