23.01.2004
Tourismusinstitut der Hochschule Bremen legt positives Untersuchungsergebnis vor
Ende 2002 ist auf Initiative des Senats der Freien Hansestadt Bremen "bremen_service, die neubürgeragentur" als spezielle Dienstleistungseinrichtung für Neubürger und auch für die "Alteinwohner" eröffnet worden. "bremen_service, der neubürgeragentur" (NBA) liegt der Gedanke zugrunde, durch die Neuansiedlung bzw. Bindung von Einwohnern die Position Bremens beim Länderfinanzausgleich zu verbessern, das Steueraufkommen zu steigern und damit letztendlich auch die Selbständigkeit des Bundeslandes zu sichern. Daher ist es für Bremen wichtig, sich selbst nicht nur für Besucher zu vermarkten, sondern für interessierte Zuwanderungswillige und auch für die eigenen Bürger attraktiv zu sein. Eine Untersuchung des Bremer Instituts für Tourismuswirtschaft und Freizeitforschung (BITF) der Hochschule Bremen kommt jetzt zu insgesamt sehr positiven Ergebnissen für die Neubürgeragentur.
Die NBA hat die Aufgabe, für neue Einwohner gezielt zu werben und die Abwanderung aus Bremen mit geeigneten Mitteln zu verhindern. Als Aufgabenspektrum der Agentur für Neubürger sind z. B. zu nennen: Beratungen und Serviceleistungen für Wohnortwechsel und für Behördengänge sowie Informationen über Angebote in den Bereichen Freizeit, Kunst und Kultur, Kirchen, Medien, medizinische Versorgung, Verkehr, gastronomisches Angebot, Sport, Kinder, Frauen, Bildung, Ver- und Entsorgung, Wissenschaft oder allgemeine Dienstleistungen. Für abwanderungsgeneigte Bremer Bürger bietet die NBA z.B. durch das Angebot von Wohnalternativen innerhalb Bremens Hilfestellung.
Nach dem ersten Dreivierteljahr seit der Eröffnung steht eine Evaluierung der Wirkungsbereiche und des Marketings der NBA an. Die dafür erforderlichen verlässlichen Daten sind vom Bremer Institut für Tourismuswirtschaft und Freizeitforschung (BITF) der Hochschule Bremen ermittelt und jetzt vorgelegt worden.
Die Evaluation der Bremer Neubürgeragentur stützt sich auf drei empirische Befragungen. Im September 2003 wurden in einer telefonischen Kundenbefragung 80 Nutzer der Neubürgeragentur nach ihrer Bewertung und ihren Verbesserungsvorschlägen befragt. Im Rahmen einer für Bremen repräsentativen telefonischen Bürgerbefragung mit insgesamt 989 Interviews wurde der Bekanntheitsgrad der NBA ermittelt. Durch eine Impulsbefragung auf der Hafa 2003 wurden darüber hinaus Ideen und Vorstellungen von 100 Bremer Besuchern und 100 auswärtigen Gästen zur NBA erhoben. Insgesamt ergeben die Befragungen einen guten Eindruck zur Arbeit der Agentur aus der Sicht tatsächlicher und potenzieller Nutzer. Auch für die Weiterentwicklung der Agentur zeigen sich interessante Anknüpfungspunkte.
Die Untersuchung kommt bei der Bewertung durch die Befragten zu einem insgesamt sehr positiven Ergebnis. Insbesondere folgende Punkte ragen heraus:
Erfreulicher Bekanntheitsgrad der Neubürgeragentur
Mehr als ein Viertel der Bremer Bürger hat schon einmal etwas von der Neubürgeragentur gehört. Bei Besuchern der Hafa ist der Bekanntheitsgrad sogar noch höher.
Bekanntheitsgrad der Neubürgeragentur bei den Bremer Bürgern: 26 %.
Wichtigste Informationsquellen: Tageszeitung und Radio.
Hohe Kundenzufriedenheit mit den Leistungen
Die meisten Kunden der Neubürgeragentur sind mit den erhaltenen Leistungen zufrieden oder sehr zufrieden. Nicht selten wurden die Erwartungen an den Besuch übertroffen. Die Sachkompetenz der Mitarbeiter wird überwiegend als gut, die Freundlichkeit als sehr gut eingeschätzt.
Mittlere Bewertung durch die Kunden auf einer Schulnotenskala: 1,79.
60 % meinen: die Erwartungen wurden voll erfüllt.
21 % meinen: die Erwartungen wurden bei weitem übertroffen.
Sinnvolle Serviceeinrichtung für Neubremer
Fast alle Befragten (90 %) würden Bekannten mit Umzugsplänen empfehlen, Kontakt mit der NBA aufzunehmen. Die Agentur greift aus Sicht der Befragten wichtige Aspekte für die Unterstützung von Neubürgern in Bremen auf und könnte auch Bremer bei Umzugsplänen über Alternativen in der Stadt selbst beraten.
Erwartet wird vor allem:
Profilierung der Einrichtung und Entwicklung von Schnittstellen
Sinnvoll erscheint die weitere Profilierung der Neubürgeragentur als eine besondere Servicestelle der Stadt mit Marketing- und Lerndimensionen. Die Schnittstellen zu anderen Ämtern, insbesondere dem Bürger-Service-Center, sollten in den Blick genommen werden.
Lebens- und Wohnqualität Bremens als gut eingeschätzt
Unter dem Gesichtspunkt des Stadtmarketings für den Markennamen "Bremen" haben sich zur Lebens- und Wohnqualität der Stadt einige Aspekte als besonders kennzeichnend ergeben. Danach ist Bremen eine überschaubare, aber vielseitige Großstadt. Sie ist nicht zu groß und nicht zu klein. Bremen ist nach der Einschätzung der Befragten eine sehr grüne Stadt am Fluss mit schönen Parks und Erholungsmöglichkeiten in der Natur. Außerdem bietet die Stadt ein vielfältiges Kultur- und Freizeitangebot und hat eine schöne Innenstadt und viele das Stadtbild prägende alte Häuser. Betont wird von den Befragten die gemütliche und ruhige Wohnatmosphäre in den Stadtteilen. Insgesamt wird die Lebens- und Wohnqualität in der Stadt Bremen als gut eingeschätzt.
NBA ist offene Tür der Verwaltung für Neubürger
Zusammenfassend wird in der Auswertung der Studie festgestellt, dass die NBA sich als Drehscheibe und als offene Tür der Verwaltung mit Zugriff auf viele Dienstleistungen und notwendiges Verwaltungshandeln beim Zuzug nach Bremen positioniert hat, die sich als Schnittstelle mit guten Verbindungen zu anderen Verwaltungsstellen versteht und zusammen mit anderen Ämtern Leistungen bündeln und Reformen im Sinne der Neubürger einleiten kann.
Funktion der NBA als wichtiges Marketinginstrument
Darüber hinaus wird der Charakter der NBA als Marketinginstrument betont, mit dem die Vorzüge Bremens als Lebens- und Wohnort herausgestellt und der Zuzug attraktiv gemacht werden kann. Damit ergänzt die Agentur das touristische Stadtmarketing um eine besondere Variante.
NBA stimuliert Lernprozesse und lernt selbst
Schließlich bezeichnet die Studie die NBA als "offene Lernagentur", die dem Neubürger in einem Lernprozess Hilfe zur Selbsthilfe leistet, ihn bei seinen Suchbewegungen unterstützt, und die auch selbst lernt und immer neue Aufgaben übernimmt, die sich bei ihrer Arbeit ergeben. Denn diese Aufgaben sind sehr individuell und lassen sich nicht standardisieren. Vielmehr ist für den auch zukünftigen Erfolg der NBA entscheidend, dass ihr Beratungshandeln offen bleibt für sehr unterschiedliche Servicebedürfnisse mit ganz verschiedenen Informationstiefen.
Weitere Informationen erteilt:
Bremer Institut für Tourismuswirtschaft und Freizeitforschung (BITF)
Hochschule Bremen
Prof. Ulrich G. Rohr
Werderstraße 73